Kapitel 3

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Am nächsten Tag stand ich in einem geschmeidigen, maßgeschneiderten, schwarzen Anzug und schwarzen Pumps, an der Rezeption.
Etwa einen halben Meter von mir entfernt stand ein junger Mann, etwa in meinem Alter. Er hatte mittellange hellblonde Haare und rubinrote Augen. Er trug einen braunen dreiteiligen Anzug mit einer roten Krawatte und roten Rubinmanschetten.
Zuerst dachte ich seh nicht recht, aber es war tatsächlich William James Moriarty, mein zukünftiger Schwager.

Ursprünglich hätte er schon vor drei Jahren mein Schwager werden sollen, aber nachdem die Depressionen meiner Stiefmutter schlimmer wurden, hatte meine Großmutter, die das Sorgerecht von uns hatte, vorgeschlagen die Hochzeit auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Albert, der das neue Familienoberhaupt der Moriartys war, hatte diesem Vorschlag zugestimmt. Er wollte sich erstmal um seine Familie kümmern und alles wieder aufbauen, bevir er eine neue Gründen konnte.

Nun stand ich hier, in meinem Anzug und musste mir von dem Kerl anhören, dass Frauen hier nichts zu suchen hatten, während William ganz in der Nähe stand und alles mit an hörte.
Ich wurde ungeduldiger und ehrlich gesagt auch ziemlich wütend. Ich lehnte mich an die Rezeption und schaute den Mann mit einem kalten Blick an.
Mit meinen klaren, hellgrauen Augen erdolchte ich ihn förmlich. Gleichzeitig lächelte ich und sagte mit vor Charme triefender Stimme: “Mein lieber Herr, sehe ich für Sie etwa nach einer schicken kleinen Lady aus? Ich bin hier um Kontakte, in dieser von Männer überfüllten Gesellschaft, zu knüpfen. Also wenn Sie es sich nicht mit mir verscherzen wollen, lassen Sie mich gefälligst rein.”
Ich lächelte, aber mein Ton machte klar, dass ich ihm etwas brechen würde, wenn er sich weiter quer stellte.

Endlich gab er nach und deutete mit seiner Hand zu einer Treppe. Zufrieden bedankte ich mich. Ich würde danach eh nie wieder hierher kommen.
Meine kakaofarbenden Haare, die ich zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, schwangen hin und her als ich elegant die Treppe rauf ging.

William war schon oben und saß auf einem grünen Sofa an der Wand.
Ich stellte mich zu ihm. “Darf ich?”, fragte ich und lenkte seine Aufmerksamkeit auf mich.
Überrascht schaute er zu mir auf. Ich deutete auf den Platz neben ihn. Er lächelte und machte mir Platz. Ich setzte mich neben ihn und überschlug elegant die Beine.
Ich mochte vielleicht nur einen Meter vierundsechzig sein, aber dafür waren meine Arme und Beine ziemlich lang. Deshalb sahen solche Bewegungen immer besonders elegant aus.

Ich schaute mich im Raum um und fragte ihn: “Was führt dich denn hier?”
William schaute sich ebenfalls um und antwortete: “Vermutlich dasselbe wie dich.”
Gleichzeitig fanden wir den Platz am Fenster von wo man hervorragend den Tatort des sechsten Opfers sehen konnte.
Wir tauschten Blicke aus. Wir beide waren definitiv aus dem selben Grund hier.

Wir fragten einen Angestellten wer der Mann dort war.
Dieser erzählte, dass Graf Argleton häufig an diesem Platz saß und er eines der Gründungsmitglieder des Clubs war.

“Willst du den Vortritt haben?” Fragte ich. Ich war mir nicht sicher, ob dieser Graf mit mir so sprechen würde, wie mit einem Mann.
“Gehen wir doch gemeinsam.” Schlug William vor. Ich nickte zustimmend.

Während ich mich bewusst an der Wand an lehnte, um aus dem Fenster zu sehen, setzte William sich dem Grafen gegenüber, um ihn von mir abzulenken.
William bekam Argletons Aufmerksamkeit in dem er einige Dinge deudzierte.
Überrascht beobachtete ich das Spielchen welches er mit dem Grafen abzog.
Der Grund dafür, dass er die Herkunft seiner sachen erraten konnte war, weil er zu dem gleichen Schluss gekommen war, wie auch ich vorhin.

Ich wusste das William ein Genie war. Doch jetzt wo er den Grafen analysierte, erinnerte er mich stark an Sherlock.
Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen.
Ich war mir sicher dass Sherlock Will mögen würde. Ich konnte mir vorstellen, dass sie sich stundenlang über Verbrechen unterhalten könnten.

Während ihres Gespräch machte William dem Grafen klar, dass er wusste was er diesen Kindern angetan hatte. Will provozierte ihn.
Es war dem Grafen ins Gesicht geschrieben, dass er William loswerden wollte.
Besorgt starrte ich den blonden Hinterkopf an.
Ich war mir sicher, dass sobald Argleton die Gelegenheit bekam, er seinen Komplizen befehlen würde, ihn zum Schweigen zu bringen.

Argleton stand wütend auf und verließ uns.
“Das war nicht unbedingt schlau.”, sagte ich, “Er wird seinem Schläger von Komplizen auf dich ansetzen.”
William legte seinen Kopf in den Nacken und schaute zu mir hoch. Er lächelte: “Ich weiß.”
Mir lief es kalt den Rücken runter. Er wollte, dass Argleton ihn angreift.
So gern ich Will auch hatte, manchmal machte er mir wirklich Angst.
Ich schüttelte den Kopf und ging mit ihm gemeinsam raus.

Wir liefen ein bisschen zusammen. Schnell fiel mir auf, dass wir verfolgt werden.
“Soll ich das machen?”, fragte ich ihn.
Er schüttelte lächelnd den Kopf und meinte: “Ich krieg das schon hin. Konzentrier dich Beweise gegen ihn zu finden.”
Ich schluckte meine Sorge für ihn runter und nickte.

Ich verabschiedete mich, versprach ihm sie mal wieder zu besuchen und bog dann in eine Straße ab.
Als ich zurück sah, sah ich Louis der sich in einer Gasse versteckte. Beruhigt, dass William Louis hatte machte ich mich auf den Weg zurück zu Baker Street.

Ich setzte mich an Sherlocks Schreibtisch und schrieb eine Nachricht an Lestrade. Dabei fälschte ich Sherlocks Handschrift, sodass es aussah, als hätte er die Nachricht geschickt.
Auf Sherlock würde Lestrade mehr hören, als auf mich.

Ich schrieb ihm von meinen Nachforschungen und dass Lestrade bei den Läden nach den Kunden Gemeinsamkeiten suchen sollte. Sollte das als Beweis nicht reichen, sollte er in seinem Anwesen sicherlich etwas finden können.

Bevor ich in die Kutsche, zu meinem Bruder stieg, reichte ich Mrs. Hudson einen Geldbeutel.
“Das ist für Sherlocks Miete diesen Monat.”, sagte ich.
Es gefiel der Grünäugigen nicht, dass ich für ihn die Miete bezahlte, da es besser wäre, wenn er sie selbst zahlte. Stillschweigend nahm sie das Geld an und versprach ihr sich weiterhin um den Detektiven zu kümmern.

“Alles erledigt?”, fragte Cedric als ich zu ihm stieg.
Ich bejahte.
“Da fällt mir gerade ein.”, begann er das Gespräch, “Albert hat dich zu einer kleinen Reise nach Durham eingeladen.”
Überrascht und etwas verwirrt legte ich meinen Kopf leicht schief.
“Sein Bruder William hat dort eine Stelle als Professor bekommen. Weshalb sie nun dort in das Goetsbeck Anwesen einziehen. Albert wollte gerne am Sonntag für ein paar Tage mit dir zusammen das Anwesen und die Gegend besichtigen.”
Ich lächelte und stimmte dem zu. Ich musste meinem Verlobten später unbedingt eine Antwort schicken und Großmutter bescheid geben.

Mein Bruder und Albert waren Kollegen und sahen sich dementsprechend oft.
Albert gab ihm oft Nachrichten und Geschenke für mich mit. Er schickte mir zwar auch immer eine offizielle Einladung, aber die war eher für unsere Familie, als für mich.
Mein Bruder wurde durch uns zu einer Brieftaube dressiert.

Beim Abendessen berichtete ich Großmutter vom Fall und das ich Scotland Yard den Rest überlassen habe.
Großmutter freute sich nicht gerade, dass ich den Kerl Leben ließ und Sherlock den Ruhm wohl ernten würde, aber da wir keine offiziellen Befehl gehabt hatten, konnte ich nicht mehr tun.

Am nächsten Tag berichteten die Zeitung von dem grausigen Tod eines Grafen, dem man schlimme Dinge nachsagte und der für die Vergewaltigungen verdächtigt wurde.
Scotland Yard hatte keinen Indiz wer den Grafen ermordet hatte. Doch das interessierte uns nicht.
Der Fall war abgeschlossen und unser Alltag ging weiter.

Die Jagdhündin der Krone (Moriarty the Patriot / Yuukoku no Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt