Kapitel 2

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Ich starrte auf den Platz, wo das Waisenkind gestorben war. Ich traf auf ein paar Leute, die mir sagten, dass der Junge immer dort mit einem kleinen Akkordeon spielte.
Ganz offensichtlich war der Junge dem Täter also auch dort ins Auge gefallen. Nun stellte sich mir jedoch die Frage, wie er ihn getroffen hatte. Der Ort war nicht gerade ein Plätzchen, wo sich ein adeliger Schnösel rumtrieb. Es war auch kein Ort, wo er hätte daran vorbeifahren können.

Ich stellte mich an den Fleck, wo vermutlich auch der Junge immer spielte und schaute mich suchend um.
Dann erblickte ich ein schickes hohes Gebäude mit einem Fenster, von wo aus man eine perfekte Sicht auf diesen Ort hatte. Ich war mir sicher, dass der Täter den Jungen von dort aus beobachtet hatte.
Er hatte bestimmt mit seiner Musik seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der arme Junge., dachte ich betrübt.

Bevor ich Schluss für heute machte, machte ich mich über das Gebäude schlau.
Es war ein Clubhaus, exklusiv für Männer und um rein zu kommen brauchte man eine Empfehlung von einem Mitglied.
Genervt murmelte ich vor mich hin: “Wie ärgerlich.” Doch das würde mich nicht davon abhalten, rein zu kommen.

Ich klopfte an der Tür mit der Nummer 221 an.
Meine Mutter besaß einige Gebäude in Marylebone, die von ein zwei Leuten verwaltet werden. Mein Bruder und ich hatten sie nach ihrem Tod geerbt bekommen. Von allen Gebäuden war die 221 auf der Baker Street mein Liebling.
Die Verwalterin des Hauses, Mrs. Hudson, öffnete missmutig die Tür. Als sie mich erkannte wechselte ihr Gesichtsausdruck von genervt und verärgert, zu überrascht.
“Miss  Penelope!”, rief sie erschrocken. “Was machen Sie hier?”, fragte sie hastig, merkte dann aber dass man ihre Worte schnell missverstehen könnte und versuchte sich rauszureden, was nicht wirklich gut klappt, “Ich meine, ich hatte nicht mit Ihrem Besuch gerechnet.”
Beruhigend legte ich meine Hand auf ihre Schulter und lächelte sanft: “Ganz ruhig. Ich weiß das kommt plötzlich.”

Mrs Hudson beruhigte sich wieder und machte eine einladende Geste: “Bitte kommen Sie doch rein.”
Ich trat ein und schaute hoch zu Apartment B. Derweil schloss Miss Hudson die Tür.
“Wie geht’s Sherlock?”, fragte ich und schaute in ihr wütendes Gesicht. Ganz offensichtlich setzte er ihr ziemlich zu.
Sie schnaubte: “Ich weiß er ist ihr Freund Miss, aber ich bring ihn noch um.”
Ich kicherte: “Das versteh ich, er ist nicht einfach und wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich bitte einfach Penelope nennen sollst?” Sie lächelte verlegen.

Während ich nach Sherlock sah, wollte Mrs. Hudson in Apartment C, meinem Apartment, staub wischen.
Als wir die Treppe hochstiegen fragte ich sie, ob sie schonmal vom Gastro Club gehört hatte. Doch ihr fiel nichts dazu ein.
Ich seufzte. Ich brauchte jemanden, der mich empfehlen kann, sonst würde das mit der Ermittlung nichts werden.

Sherlock lag in seinem Bett. Seine Stirn war mit Schweiß überzogen. Ihm ging es furchtbar.

Ich setzte mich an sein Bett. Mrs. Hudson hatte eine Schüssel Wasser und zwei Lappen auf die Kommode gestellt.
Ich nahm ein Tuch und tunkte ihn ins Wasser. Vorsichtig tupfte ich ihm über die Stirn. Gern wäre ich sauer auf ihn gewesen, aber ich machte mir viel zu große Sorgen.

Leise begann ich mit ihm zu sprechen. “Was soll ich nur machen Sherly?”
Ich wusste nicht, ob die Frage sich auf seinen Zustand oder auf den Fall bezog. Vermutlich beides.

Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht stöhnte Sherlock. Ich hatte Sherlock schon ein paar mal bei einem Entzug geholfen. Trotzdem hatte ich mich an diesen Anblick nie gewöhnt. Ihn so zu sehen schmerzte mein Herz immer wieder aufs neue.

Ich kannte Sherlock schon seit wir Kinder waren. Er und sein Bruder lernten bei uns das Kämpfen. Er war das Hirn und ich die Muskeln.
Er half mir beim Lernen und ich ihm beim Training. Ich zeigte ihm wie man Schlösser knackte und er mir wie man deduziert. Ich war zwar nicht so gut, aber ich wusste wie man mit einem Schuhabdruck, die ungefähre Größe von jemanden errechnete. Ob ich richtig rechnete war jedoch eine andere Sache.
Gemeinsam haben wir so einiges an Ärger verursacht. Er war, neben meinem Bruder, mein bester Freund.

Ich überprüfte sein Hemd, ob es durchgeschwitzt war. Das war es.
Ich holte ein neues Hemd und setzte ihn mühselig auf. Dabei kam er etwas wieder zu Besinnung.
“Guten Morgen Schlafmütze.” Begrüßte ich ihn. Er lächelte schwach. Er flüsterte kraftlos: “Nel.” Ich erwiderte sein Lächeln: “Hey Kumpel.”
Ich versuchte sein Hemd auszuziehen. “Willst du mich endlich verführen?”, fragte er, noch immer in seinem Wahn.
Ich kicherte amüsiert. “Na klar doch, aber erstmal müssen wir dieses Hemd ausziehen, sonst wirst du noch kranker.”
Er nickte verstehend und half mir halbherzig dabei ihn von seinem Hemd zu befreien. Mit den Lappen befreite ich ihn von seinem Schweiß und mit einem Handtuch trocknete ich ihn. Sein kompletter Oberkörper war in Schweiß getränkt gewesen.
Sherlock schaute mich von der Seite an: “Sei ehrlich, du genießt das.”
Ich kicherte. Zugegeben der Anblick von Sherlock oben ohne war nicht schlecht, er war trainiert und seine Muskeln waren definiert, aber sein jetziger Zustand rückte das alles in den Hintergrund.
Ich erwiderte neckisch: “Vielleicht, wenn deine Verfassung nicht so elendig wäre.”
Er lachte zwar trocken auf, aber ich konnte trotzdem den Schmerz, den er zu verstecken versuchte, sehen. Er mochte seinen jetzigen Zustand auch nicht, aber er war nunmal schwach.

Ich nahm das neue Hemd und zog es ihm über den Kopf. Gemeinsam kriegten wir auch seine Arme durch die entsprechenden Öffnungen. Sachte verfrachtete ich in zurück in eine liegende Position.
“Danke.”, flüsterte er schwach.
Ich lächelte: “Wofür hat man denn Freunde?”
Er erwiderte das Lächeln: “Was wäre ich nur ohne dich?”
Ich zuckte mit den Schultern: “Vermutlich schon längst an einer Überdosis gestorben.”
Sein Lachen schlug in Husten um. Ich holte ihm ein Glas Wasser und setzte es an seine Lippen.

Ich blieb bei Sherlock bis er wieder einschlief. Danach ging ich hoch. Auf meinem Weg traf auf Miss Hudson. Ihr war tatsächlich jemand eingefallen, der ein Mitglied war.
Glücklich strahlte ich die brünette Frau an: “Das ist ja großartig, könnte er mich bitte empfehlen?”
Ich erzählte ihr von ihren Ermittlungen. Miss Hudson war schockiert, stimmt aber zu und versprach ihr mit ihrem Bekannten zu reden.

Die Jagdhündin der Krone (Moriarty the Patriot / Yuukoku no Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt