Kapitel 8

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Ich fand Sherlock auf dem Oberdeck umgeben von drei Frauen. Er hatte gerade ein paar Dinge über einen Mann gesagt. Der Mann hatte es gehört und war nicht erfreut.

Er schrie Sherlock an, wie er es wagen könnte so etwas über ihn zu behaupten. Dabei glühte das Gesicht des großen, muskulösen Mannes rot, vor lauter Wut.
Sherlock blieb cool, wie üblich und begann seine Deduktion zu erklären. Was den Mann nur noch wütender machte.

Der Mann verlor sämtliche Selbstbeherrschung und wollte Sherlock schlagen. Ich trat zwischen die Beide und fing seine Faust ein.
Ehe der Nobelmann etwas sagen konnte, hatte ich ihm den Arm auf den Rücken verdreht.
Mein Griff war so feste, dass er leicht gebeugt stand und sich nicht bewegen konnte.

"Nel!", rief Sherlock freudig auf, "Dein Timing ist wie immer perfekt."
Ich schnaubte: "Und du kannst wie immer dein vorlautes Mundwerk nicht halten."
Sherlock wollte etwas kluges erwidern, aber in dem Moment kam Veronica auf ihn zu gerannt und umarmte ihn feste.
Sie behandelte ihn so liebevoll, dass die Frauen dachten er sei ihr Vater und verschwanden deshalb.

Ich beobachtete eine Weile das Spektakel und hatte dabei glatt den Mann vergessen.
Erst als er anfing sich zu beschweren erinnerte ich mich wieder: "Lass mich gefälligst los, du Weibsstück!"
Verärgert zogen sich meine Augenbrauen zusammen und Falten erschienen auf meiner Stirn. Böse schaute ich ihn an. Beleidigt sagte ich: "Wie Sie wünschen Sir."
Ich zog ihn nach oben und ließ ihn sich schnell drehen, ähnlich wie beim Tanzen.
Ich ließ ihn los, sodass er sich an Veronica vorbei drehte. Diese stellte ihm ein Bein. Der Mann fiel buchstäblich auf die Nase.

Wütend rappelte sich der Mann wieder auf. Er wollte auf uns los. Doch als er sah wie sich unsere Brüder hinter uns traten, stampfte er wütend davon.

Ich konnte diesen Sieg nicht lange auskosten. Denn plötzlich durchfuhr mich ein eiskalter Schauer und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
Es war, als würde der Tod höchstpersönlich nach mir greifen.

Ich wurde jeher von Cedric aus meinen Gedanken rausgeholt. "Ist alles in Ordnung?", fragte er mich.
Seine klaren, hellgrauen Augen, die manchmal Farben widerspiegelten, sahen mich besorgt an.
Ich riss mich aus meinen furchtbaren Gedanken. Ich antwortete eher unglaubwürdig: "Ja, mir geht's gut, das war nichts." Ich lächelte milde. Es war klar, dass ich nicht darüber reden wollte.
Auch Veronica ging es plötzlich schlecht. Deshalb schlug Cedric vor für heute Schluss zu machen und zu Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen begleiteten Veronica und ich Großmutter zum Frühstück. Die Jungs wollten ihr Frühstück lieber draußen verzehren.
Im Restaurant entdeckten wir die Moriartys, welche uns einluden gemeinsam zu essen.

"Sind Cedric und Kilian nicht mitgekommen?", fragte Albert nachdem er mir zu Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab.
Bevor ich mein Mund auch nur aufmachen konnte, antwortete Veronica: "Die sind mit Sherlock auf dem Deck und machen bestimmt Unsinn, Jungs eben." Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und lächelte breit.
Überrascht schauten wir zu ihr herab und schmunzelten über ihre Worte.

Veronica stellte sich vor William und streckte ihm ihre Hand aus. "Wir kennen uns noch nicht, ich bin Penelopes Schwester Veronica Canvenari.", stellte sie sich mit honigsüßer Stimme vor.

Wenn man sie so sah, würde man nicht glauben, dass sie bei ihrer schmalen Statur doppelt so große und schwere Kerle mit Leichtigkeit zu Boden werfen konnte. Geschweige denn, dass sie ein Ziel auf hundert Metern Entfernung treffen konnte, ohne Zielfernrohr.

William lächelte sie sanft an und schüttelte ihre Hand. "Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen Fräulein Veronica, ich bin William James Moriarty, Alberts Bruder.", sagte er, "Wir haben von Penelope nur gutes von dir gehört.", sagte er höflich wie immer.
"Das will ich auch hoffen.", lächelte sie und setzte sich mit uns an den Tisch.
"Ist Louis nicht bei euch?", fragte ich verwundert. Will schüttelte den Kopf und antwortete: "Nein, er hatte leider zu tun." "Wie schade.", meinte ich leicht betrübt.

"Ich mag deine Haare, die sind so hübsch, sie leuchten förmlich.", meinte Veronica plötzlich fröhlich an William gerichtet.
Sonnenlicht strahlte auf sie und ließen ihr Gesicht strahlen. Nicht nur ihre Haare schimmerten, sondern auch die Sommersprossen auf ihrem Gesicht funkelten, beinah wie Goldstaub.
Will war von ihrem Kompliment leicht überrumpelt. Schnell hatte er sich jedoch wieder gefangen und sagte: "Vielen Dank. Deine Haare sind auch wunderschön, wie Gold das von der Sonne bestrahlen wird."Sein Kompliment ließ Ver erröten.
Schmunzelnd beobachtete ich meinen kleinen Sonnenschein.

Wenn man uns so nebeneinander sah, würde man niemals ahnen das wir Schwestern waren (okay, Halbschwestern).
Ver strahlte so hell, wie die Sonne. Sie war von fröhlichem Gemüt. Außer wenn sie kämpfte, dann war sie wie heißes Feuer.
Ihre Bemühungen zahlten sich aus. Sie wirkte wirklich wie ein typisches Mädchen.

Ich dagegen hatte mir nie die Mühe gemacht, wie die anderen zu wirken.
Ich wirkte auf andere oft kalt und unnahbar, besonders wenn ich allein war. Andere hatten immer Schwierigkeiten damit mich besser kennenzulernen.
Das mochte zwar nicht jeder, aber das war mir egal. Ich hatte meine Geschwister und ein paar gute Freunde, mehr braucht ich nicht.

Alberts Hand, die auf meiner ruhte, drückte meine sanft und lenkte meine Aufmerksamkeit damit auf ihn.
"Sherlock,", er schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an, "Ist das nicht dein Freund aus der Akademie?"
Ja, offiziell redete man von uns, als Akademie, statt einem Trainingslager oder der absoluten Hölle.
Ich nickte: "Ja, wir kennen uns alle schon seit wir Kinder waren. Wir haben gemeinsam gelernt und trainiert." "Und Ärger gemacht.", fügte Großmutter schnaubend hinzu.

Albert lächelte zwar, aber es erreichte nicht ganz seine Augen: "Und er ist auch hier an Bord?"
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich plötzlich unwohl in meiner Haut.
Ich bejahte seine Frage. "Wir hatten noch einen Platz frei. Außerdem hatten wir ihn schon lange nicht mehr gesehen gehabt, weil er immer zu tun hatte und da er vor kurzem erst wieder gesund geworden ist, haben wir ihn eingeladen uns zu begleiten.", erklärte ich ziemlich schlecht.

Erneut schnaubte Großmutter: "Du meinst wohl, ihr habt ihn eingeladen. Ich wollte ihn nicht dabei haben."
Veronica schmollte: "Aber Großmutter, die Holmes Brüder gehören doch schon fast zur Familie. Sie sind unsere Brüder."
Großmutter machte ein beleidigtes Geräusch und murmelte etwas von einem schwarzen Schaf, aber ging nicht weiter drauf ein. So viel also zu einem friedlichen Frühstück.

Nach dem Frühstück wollte Ver aufs Deck zu unseren Brüdern.
Ich wollte hinterher, wurde aber noch kurz von Albert aufgehalten: "Ich würde diesen Sherlock gerne mal kennenlernen."
Seine Worte freuten mich, auch wenn ich mir zugleich etwas Sorgen machte. Ich wollte das die Beiden sich verstanden. Deshalb sagte ich ihm, dass ich ihn hierher bringen würde.

Ich zwang Sherlock mit mir zum Restaurant zu kommen.
Ich nahm ihm das Versprechen ab höflich zu sein und keine Deduktionen über Albert zu machen, wenn er zur Hochzeit wollte.
"Mach dir keine Sorgen Nel,", sagte er zu mir, was mir nur noch größere Sorgen machte, "Ich werde ihm meine beste Seite zeigen."
Ich seufzte schwer: "Genau deshalb mach ich mir ja Sorgen."

Ich stellte die beiden einander vor: "Albert, das ist Sherlock Holmes, wir kennen uns seit unserer Kindheit.", sagte ich. "Und sind daher unzertrennlich.", fügte Sherlock charmant hinzu, weshalb ich ihm mit meinem Absatz auf den Fuß trat.

Ich räusperte mich, um von Sherlock Schmerz abzulenken.
Ich tart an Alberts Seite und hackte mich bei ihm ein: "Sherlock, das ist mein Verlobter Albert Moriarty, wir kennen uns schon seit wir denken können."
Ich lächelte zwar, aber mein Blick warnte Sherlock irgendwas Dummes zu sagen.

Albert nahm meine Hand und lächelte mich sanft an. Er schlug vor, dass ich zu meinen Geschwistern gehen sollte. Das hier wäre ein Gespräch von Mann zu Mann.
Mir gefiel es nicht die beiden allein zu lassen, aber ich kannte das bereits bei den Gesprächen mit ihm und meinen Brüdern. Bei Cedric war es auch so und Kilian hatte mich sogar gebeten für so dieses Gespräch raus zu gehen.
Ich seufzte in meinen Gedanken: Männer.

Ich ließ die beiden allein. "Wir sehen uns dann bei der Aufführung.", meinte ich zu Sherlock.
Wir hatten Sitzplätze in der dritten Reihe. Nah genug, aber weit genug um die Bühne als Ganzes ordentlich zu betrachten.

Die Jagdhündin der Krone (Moriarty the Patriot / Yuukoku no Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt