Véres |15|

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Véres
Adjective| Meaning:
Bloody

Irgendwas stimmte nicht.
Er spürte schon seit geraumer Zeit einen Luftzug hinter sich, doch sobald er sich drehte, war da niemand.
Wahrscheinlich spielt mir mein Kopf wieder einen Streich.
Jisung spazierte zur Cafeteria, als er ein scharrendes Geräusch hinter sich vernahm. Es klang wie jemand, der mit Fingernägeln über den Grund einer Tafel kratzte. Ein Zischen durchzog seine Ohren und er versuchte die Geräuschquelle ausfindig zu machen.
Hätte ich mich bloß nicht umgedreht, dachte sich der Blonde kurzerhand. Jisung hatte noch nie in seinem Leben einen Dämonen gesehen. Gut, er war behütet aufgewachsen, aber er kannte die Legenden und Sagen und wusste automatisch, dass dieses Ding ihm gegenüber ein solches Wesen sein musste.
Es hockte ein paar Meter von ihm weg.
Eine wilde Kreatur mit glatter, fast schwarzer Haut, die sich über vier lange, dürre Gliedmaßen zog. Es schlich vorwärts und besaß beinahe menschliche Züge, was erschreckend war, denn es kam direkt auf ihn zu. Und das rasend schnell. Er riss sein Maul auf und zum Vorschein kamen zwei Reihen kristallklarer Fangzähne, die im Sonnenlicht schimmerten, als wären sie gerade frisch gefeilt. Jisung wusste, dass diese Bestie mühelos seine Knochen spalten und sein Fleisch zerreißen konnten. Ihn wahrscheinlich sogar im ganzen verschlingen. Der Blonde dachte nicht lange nach. Achtete nicht auf seine Ängste und rannte, rannte um sein Leben. Das Problem war nur, dass er zum Einen ein richtig beschissenes Herz hatte und zum Anderen unglaublich unsportlich war. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er sich das letzte Mal sportlich betätigt hatte? Hatte er das jemals getan? Er schüttelte den Kopf. Diese Gedanken halfen kein Stück.
Er stürmte geradewegs durch die Cafeteriatür, da fühlte er, wie sich etwas um seinen Oberkörper schlang. Es war hart und schuppenartig. Jisung rümpfte die Nase. Der Verwesungsgeruch war so bestialisch, dass ihm Tränen in die Augen schossen.
Er sah seine Reaktion in den Gesichtern der anwesenden Schüler. Ihr Entsetzen ließ ihn schlucken und die Panik in seinem Inneren übernahm die Oberhand. Der Blonden fragte sich, ob der Dämon seine Angst roch, ob er seinen unstetigen Herzschlag hörte oder sein Zittern vernahm. Er blickte nach oben, doch das Vieh stierte zu seinen Mitschülern. Erst jetzt realisierte der Blonde seinen Fehler. Das hier war nicht seine Rettung, sondern ein Festmahl für den Dämonen. Niemand hier hätte eine Chance gegen das Ding. Und selbst wenn, alleine würde es keiner schaffen.
Binnen zweier Sekunden wurde er in die Luft gehoben und dann auf den Boden geschleudert. Der Aufprall schallte dumpf durch den Saal, während er noch mehrere Meter über den Boden rollte. Der Schrei der Bestie hallte in seinem Kopf wieder und wieder. Genauso wie die der Schüler, welche panisch wurden. Sie rannten durch den Raum, brüllten um Hilfe. Er atmete tief durch. Ruhe bewahren. Es wird alles gut. Obwohl er sich da nicht so sicher war. Blut tropfte von seiner Stirn, während er versuchte mit wackeligen Beinen aufzustehen. Seine Sicht verschwamm immer mal wieder für einen Augenblick. Doch er riss sich zusammen. Sein Blick schweifte einmal durch den Raum. Viele seiner Mitschüler hatten sich unter den Tischen versteckt, einige versuchten dem Vieh Einhalt zu gebieten. Wo waren Minho und die anderen? Wo waren die Lehrer? Der Blonde schüttelte den Kopf, um klarer zu werden. Nahm die Arme vor den Körper und brachte sich in Stellung.
Wie ein Kickboxer.
"Hey! Ich bin hier, du Gesichtsgrätsche!"
Das Monster starrte zu ihm. Und starrte. Und starrte. Und starrte. Bis es den Kopf zur Seite legte und sich über die Zähne leckte. Es überlegte sich gerade bestimmt, wie er ihn am besten verspeisen konnte. Dem Blonden lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. Die Sekunden verstrichen. Die Unruhe im Raum wurde elektrisierned. Irgendwas war anders zu gerade eben. Und dann verstand er auch warum. Das Monster sammelte Kraft. Und zwar für einen Angriff. Aber nicht mit seinen Krallen oder Zähnen, sondern seiner Magie. Jisungs Augen wurden riesig, als in dem Maul des Monster ein Lichtstrahl erschien. Dieser Strahl kam erschreckend schnell auf ihn zu.
"JISUNG! VERSCHWINDE!", hörte er jemanden schreien, allerdings konnte er sich nicht vom Fleck bewegen. Seine Beine waren wie festgefroren. Er fühlte schon die Hitze des Lichtscheins. So brennend heiß, dass er wusste, von ihm würde nur Asche übrig bleiben. Der Blonde riss den Kopf rum, damit seine Augen nicht schmerzten.
Da merkte er, wie jemand ihn zur Seite stieß. Sein Rücken traf schmerzlich auf den kalten Boden der Cafeteria und im nächsten Moment blickten ihm Minhos grüne Iriden in die Augen.
"Sag mal, hat dich dein Gehirn jetzt endgültig verlassen?"
Jisung verzog das Gesicht bei der lauten Stimme des Braunhaarigen. Alles in ihm begann zu brennen, seine Augen, sein Rücken. Seine Ohren klingelten. Minhos Augen wurden mit einem Mal besorgt.
"Alles okay?"
Die Besorgnis überraschte Jisung, jedoch war er nicht in der Lage zu antworten. Der Druck in seinem Kopf kroch mittlerweile bis in die hintersten Ecken seines Gehirns, sodass er Blitze vor seinem inneren Augen tanzen sah. Er drehte mühselig seinen Kopf, was er erblickte, ließ ihn im Angesicht der Situation staunen. Chan ließ einen Schwall seiner Magie gegen den Dämon los, was ihn gegen die Wand der Cafeteria schleuderte. Eis, so hell und strahlend wie das Meer, flog durch den Saal. Das bot dem Vieh nichtsdestotrotz mehr Angriffsfläche, als es einen der Tische nahm und auf den Leader schmiss. Dieser wich diesen geschickt aus, während Hyunjin zu einem Gegenangriff ansetzte. Minhos Hand, vor seinem Gesicht, lenkte ihn ab.
"Ich habe gefragt, ob es dir gut geht!"
Jisung führte seine Hand zu der des Vampiren. Warum er das tat, war ihm nicht bewusst. Es schien ihm als eine gute Möglichkeit, um ihm zu übermitteln, dass es ihm scheußlich ging. Die folgenden Worte, die Minhos Lippen verließen, hörte er schon gar nicht mehr. Der Klang von Meeresrauschen ertönte in seinem Kopf. Und er musste unwiderruflich an seinen ersten Urlaub mit seiner Mum denken. Er lebte für das Wasser. Schon immer. Stundenlang konnte er sich darin befinden ohne das es ihm langweilig wurde. Sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die viel lieber andere Dinge getan hätte.
Jisung sah zu dem Vampiren, der in der Zwischenzeit den anderen scheinbar Befehle erteilte. Der Blonde wünschte sich zu wissen, was er schrie. Dann spürte er eine weitere Hand, die ihm unterstützend den Kopf hielt. Es war Seungmin, der beunruhigende Blicke mit Minho tauschte. Vor seinen Augen begann es zu Flimmern, Punkte tanzten, drehten sich, entfernten sich und kamen wieder zurück. Eine Welle aus schmerzenden Gefühlen krachte auf ihn nieder.
Wo war ein Arzt, wenn man ihn mal brauchte?
Wieder einmal kreuzten sich seine Augen mit dem des Vampirfürsten. Die Sorge stand ihm immer noch auf der Stirn geschrieben. Aber noch etwas anderes. Erkenntnis? Erschrecken? Der Blonde konnte es nicht deuten. Dann geschah etwas völlig anderes, dass Jisung nur halb mitbekam.
Blitze zuckten an Minhos Fingerknöcheln.
Eine vergleichsweise harmlose Demonstration seiner Macht, die er auf seine Feinde loslassen konnte: Blitze, die so stark waren, dass sie Gebäude zum Einsturz brachten. Seungmin und die anderen hatten es miterlebt. Seit es Vampire gab, hatte niemand solche Kräfte besessen: Blitze nach Wünschen zu generieren und ihre zerstörerischen Kräfte zu nutzen. Eine Fähigkeit, die sowohl eine Rettung, als auch der Untergang sein konnte.
Das Monster schien Minho jetzt wahrzunehmen. Der Braunhaarige knurrte und erhob sich.
Die Cafeteria bebte. In Minhos Augen stand nichts außer Eiseskälte und Tod. Das wahre Gesicht des Fürsten. Das Monster wirbelte herum, erfasste aber zu spät, wer da jetzt vor ihm stand. Der Vampir fletschte die Zähne. Blitze sammelten sich um seine Handflächen. Die Wände barsten. Putzbrocken hagelten von der Decke. Der Dämon war zu langsam. Seine Blitzen zuckten über den Boden. Dem Vieh blieb kaum Zeit die Arme hochzureißen, als Minho sich schon auf ihn stürzte. Blitze peitschten auf, knallten durch die Luft. Jisung sah mit benebelten Blick zu, wie Chan sich, genau wie Changbin und Hyunjin unter einen Tisch warf. Seungmin schützte ihn währenddessen mit seinem Körper. Steinbrocken krachte auf die Tische. Schüler schrien. Dann veränderte sich die Zeit, wurde langsamer, glitt dahin, Sekunde für Sekunde.
Und nach Minuten verschwanden die Blitze.
Die Staubwolke brummte und pulsierte.
Das blutbespritzte Gesicht von Minho, war das Letzte, was Jisung sah, bevor die Ohnmacht ihn überfiel.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Was der Dämon wohl in der Schule wollte? Natürlich musste es Jisung treffen, ansonsten würde es ja keinen Sinn ergeben. Es muss schließllich voran gehen.
Ich denke, ihr wisst, welche Erkenntnis Minho hatte, oder?

Das Video hat nichts mit der Story zu tun, aber ich wollte es unbedingt mal zeigen, denn es ist großartig und spektakulär. Felix Abs, Jisungs riesen Mütze und allgemein die ganze Atmosphäre.

Feel free to comment!

Erin🌸

Cordolium {Minsung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt