Cordolium {Minsung}

Parastin |16|

Parastin
Verb | Meaning:
protect, to keep safe

Die Sterne hatten Gesichter.
Sie blickten ihm in die Augen, tief hinein in seine Seele, während er stillschweigend an ihnen vorbei schwebte. Jisung wusste nicht wo er war, denn wenn sein Blick nach unten glitt, begegnete er einer Schwärze, die ihm eine Gänsehaut bescherte. Das war nicht der Himmel, nicht die Hölle, auch nicht das Weltall. Er sah nichts, außer den Sternen, hörte nichts, außer einem stetigen Piepen, dass nicht verschwinden wollte. Er war allein. Gänzlich. Und er fühlte sich einsam. Wieso war er hier? Was war passiert? Der Blonde versuchte sich ständig an die letzten Stunden zu erinnern. Doch da war nichts. Nur Leere, als wäre er in einem Vakuum gefangen. Ein Vakuum voller Augen und keiner Menschenseele. Er irrte umher in der Hoffnung jemanden zu finden, jemanden, der ihm helfen konnte, der ihn errettete.
Irgendwann nach Minuten oder Stunden, er hatte das Gefühl, die Zeit verlief hier anders, langsamer oder schneller, er konnte es nicht sagen, entdeckte er in der Ferne eine Gestalt. Sie bewegte sich. Also nahm er seine Beine in die Hand und folgte der Person. Er musste ihm helfen. Irgendwie musste es hier einen Ausweg geben. Mittlerweile folgten ihm die Sterne mit ihren Gesichter. Sie folgten ihm, als wäre er eine Beutetier. Und die Kreatur entfernte sich immer und immer weiter.
"Hey! Warte! Bitte! Ich brauche Hilfe!"
Die Mäuler der Sterne begannen sich zu verändern, während Jisung weiterrannte. Er wagte einen Blick nach hinten. Die Zähne, die ihm entgegenglänzten sahen messerscharf aus. Sie konnten ihn in tausend Teile zerreißen. Der Blonde versuchte sein Tempo anzuziehen, doch sein Atem ging mit jedem Schritt schwerer. Seine Lunge brannte von innen heraus. Er würde es nicht schaffen. Er würde von den Sternen gefressen werden. Jisung stolperte und fiel zu Boden. Die Sterne umzingelten ihn, hielten ihn mit ihren Blicken am Boden.
"Ist das dein richtiges Herz, Schlächter? Ist das dein wahres Herz, Schlächter? Ist es das?", fragten sie im Chor.
Immer und immer wieder.
Der Junge legte den Kopf schief.
Was meinten sie damit?
"Frag die Königin. Sie weiß die Antwort. Sie kennt die Wahrheit."
Sie kamen näher. Sie kamen auf ihn zu. Jisung robbte nach hinten, weg von ihnen. Die Panik kroch seinen Knochen hinauf. Er atmete schwerer. Wieso half ihm niemand? Was meinten die Gesichter damit?
Die Sternen hatten ihn umzingelt.
Er bekam keine Luft mehr.