Tectus
Participle | Meaning:
Hidden, concealedDer Anblick, der sich ihm bot, konnte er nicht in Worte fassen. Worte würden für diese Schönheit nicht ausreichen. Nichts würde dafür ausreichen. Sie hatten vor einer viertel Stunde den Berg erklommen, doch anstatt sich in die Herberge zurückzuziehen und sich auszuruhen, betrachtete Jisung diese atemberaubende Aussicht. Er konnte über Ebenen und Wälder, über Flüsse und weitere Berge sehen. Er sah Greifvögel, die ihre großen Schwingen zum Sturzflug zusammenzogen, konnte die Singvögel in einem Baum neben sich wahrnehmen und genoss das Tönen der Pflanzen in seinen Ohren. Er war auch der Meinung, fernab im Tal, den Standort ihrer Abfahrt auszumachen, so klein sie auch war.
Solch ein Anblick hatte er bisher nur in Dokumentation oder im Fernsehen gesehen. Die Natur nun hautnah zu erleben, war belebend. Für einen klitzekleinen Moment fühlte er sich groß und lebendig und unabhängig. Zwar war er gegenüber den riesigen Bäumen eine Ameise, jedoch fühlte er sich wie der König der Welt. All das Grün, all das Leben, all die Geräusche sog er in sich auf, wie ein schwarzes Loch. Er musste, er musste das alles irgendwie behalten. Er durfte es nicht wieder vergessen oder verlieren.
"Großartig, oder?", Changbin gesellte sich zu ihm. Das waren wahrscheinlich die ersten Worte, die der Schwarzhaarige mit ihm wechselte. Jisung war ehrlich überrascht. Innerlich hatte er sich schon Gedanken gemacht, dass der Vampir ihn wahrscheinlich hasste. Dass er sich jetzt dazu herabließ mit ihm zu sprechen, kam ihm suspekt vor.
"Ich lasse mich nicht herab, um mit dir zu sprechen. Ich möchte es."
Jisung riss vor Schreck die Augen auf. Hatte er das Laut gesagt?
"Hast du nicht. Ich kann Gedanken lesen."
Jetzt war der Blonde nicht nur geschockt, sondern auch empört und wütend.
"Yah! Raus aus meinem Kopf."
Er wollte schon nach dem Älteren schlagen, wäre er nicht geschickt wie eine Katze ausgewichen. Changbin hob beschwichtigend und lachend die Arme.
"Ich mache es nie wieder. Nur deine Gedanken lagen gerade offen, da konnte ich nicht widerstehen."
Jisung erkannte die Ehrlichkeit in seinen Worten und nahm die Hand runter. Sie beide wandten sich wieder dem Ausblick zu, nachdem der Blonde genickt hatte.
"Nicht jeder Vampir ist dir auf Anhieb freundlich gesinnt. Manche sind schon lange auf dieser Welt. Sie haben viel gesehen und vieles erlebt", fing Changbin an zu sprechen. Seine Stimme klang wie die eines Erzählers und Jisung lauschte ihm gespannt.
"Wenn man mit Hass und Beschimpfungen aufwächst, sieht man die Welt mit anderen Augen. Man beginnt sich selbst zu stärken, um da draußen klar zu kommen. Mit sich, mit seiner Umwelt, mit anderen, ob gleiche Rasse oder nicht. Wir werden vorsichtiger. Wir werden ruhiger und zurückhaltender, um niemals wieder das zu erleiden, was einmal war."
Jisung hatte bisher noch keinen Gedanken daran verschwendet, wie sich die Vampire zu Zeiten ihres Beginns gefühlt haben mussten. Verachtet, verhasst und schikaniert. Eine Welle von Mitleid und Trauer überkam dem Blonden. Er hätte ihnen so gern geholfen, dieses Unrecht auszumerzen. Schon damals und nicht erst zwei Hundert Jahre später.
"Hey, ihr zwei!", erklang eine weibliche Stimme. Changbin und er drehten sich um und erblickten eine braunhaarige Schönheit. Ihre langen Haaren wehten in alle Richtungen.
"Es gibt Mittagessen. Ich soll euch holen."
Changbin nickte ihr zu.
"Danke, Somi. Wir kommen sofort."Der Saal, wo sie alle aßen, war in einem schlichten braunem Holz gehalten. An vielen Stellen blätterte es schon ab, doch das schmälerte die Ästhetik keineswegs. Viel eher erhielt es dadurch einen gewissen Charme, der Jisung gefiel. Der Vampir und er schlängelten sich durch die Massen an Schülern, zu dem Tisch, wo auch schon der Rest von ihrem Wohnheim saß.
"Wo wart ihr so lange? Ihr hättet fast die Ansprache von Frau Liu verpasst", fragte Seungmin.
Jisung blickte zu Changbin und grinste.
"Ein bisschen an der frischen Luft."
Der Blick des Blonden blieb an dem von Minho hängen, als er sich nach vorne drehen wollte. Seine grünen Iriden folgten ihm. Er wirkte nachdenklich. Nicht mehr so garstig wie vorher, aber vielleicht täuschte das auch nur. Jisung hatte mittlerweile seine Nasensonde wieder eingesteckt und saß vollkommen normal neben ihnen. Die Tatsache, dass er sein Geheimnis den anderen offenbart hatte, bereitete ihm dennoch Sorgen. Schließlich kannte er sowas aus vielen Büchern. Man wurde bemitleidet, man wurde verhätschelt, man wurde mit Samthandschuhen angefasst, um ja nicht zu zerbrechen. Doch das war nicht die Auffassung, die man hören oder fühlen möchte. Stattdessen möchte man wie ein normaler Mensch behandelt werden. Die Krankheit soll einen nicht ausmachen, sondern die Persönlichkeit und das übersahen viele.
"Soo, liebe Schüler. Das Essen ist gleich angerichtet, also kann ich in der Zwischenzeit noch ein bisschen erzählen", fing Frau Liu an. Nach der Wanderung wirkte sie ungerührt und kein bisschen angestrengt. Ihre aufgeweckte Art ließ Leben durch Jisung fließen. Er seufzte erleichtert und folgte der Lehrerin mit seinen Augen wie sie auf ihrer aufgebauten Bühne da vorn ihre Rede hielt.
"Nach dem Essen werden wir noch einen kurzen Beitrag über die erste Vampirkönigin hören und ab um vier könnt ihr euch in dem Gelände frei bewegen und ein bisschen die Sau rauslassen."
Zu ihrer rechten Seite sah man einen Vampiren aufspringen. Seine Freude sah man ihm richtig an.
"Das bedeutet Party, Leute!", versuchte er die noch etwas müde Stimmung zu lockern.
Frau Jung schaltete sich ein.
"Kim Ji-won! Wenn du deine Mitschüler wieder zu irgendwas anstacheln solltest, dass auch nur in geringer Weise zu Verletzten führen könnte, jage ich dich eigenhändig diesen Berg runter."
Der Schwarzhaarige zog den Kopf ein und setzte sich stillschweigend wieder auf seinen Platz. Einstimmiges Gelächter erfüllte den Raum. Jisung musste zugeben, dass Frau Jung wahrlich angsteinflößend sein konnte.
"Besser als bergauf, oder nicht?", lachte Jeongin neben ihm und klopfte einmal herzlich auf seinen Rücken.
Dann wurde das Essen serviert und jeder stürzte sich darauf, als hätte er drei Tage gehungert. Es war hervorragend gewesen, und wäre Jisung nicht so in Gedanken, hätte er sich mit den anderen unterhalten. Doch er hing in dem Wald fest und fühlte wie seine Atem knapper wurde, fühlte Minhos greifbare Wärme über seinen Körper ziehen, spürte die Echtheit.
"Komm schon Jisung! Es wird Zeit für den Vortrag."
Niemand wusste, dass diese Präsentation so viel von ihrer Zeit fressen würde. Jisung war zwischenzeitlich sogar eingenickt und wäre Chan nicht gewesen, hätte er höchstwahrscheinlich Ärger bekommen, den er gar nicht wollte. Gähnend ließ er sich auf das Gras zurückfallen. Da das Wetter ausgesprochen warm war, hatten sie alles nach draußen verlegt. Sie würden sogar grillen. Das hatten die Lehrerinnen und die Aufpasser organisiert.
"Wie geht's dir?"
Jisung nahm den Arm von seinen Augen, welcher ihm Schutz vor der Sonne bot. Durch das Licht, das einfiel, konnte er die Person nicht sofort erkennen. Doch die verräterischen Locken zeigten deutlich wer es war.
"Jungkook-Hyung! Mir geht es großartig", lächelte er und wies den Schwarzhaarigen mit einer Handbewegung sich zu ihm und den anderen zu setzen. Er wollte lieber über andere Dinge sprechen, als über das, was an dem Denkmal passierte. Das schien Jungkook zu merken. Mit einem Kopfnicken grüßte er auch den Rest.
"Irgendwer möchte heute Abend Flaschen drehen spielen. Vielleicht habt ihr ja Lust dazu."
Jisung überlegte kurz. Sowas hatte er noch nie gespielt, geschweige denn davon gehört. Jedoch klang es wirklich interessant. Vielleicht konnte er dadurch die anderen besser kennenlernen. Felix neben ihm nickte angeregt und grinste.
Das würde ein Spaß werden.Gegen zwanzig Uhr versammelten sie sich im Zimmer von Ji-won. Irgendwie hatte Jisung schon geahnt, dass die Initiative von dem schwarzhaarigen Vampiren kommen würde. Sie bildeten einen großen Kreis, in dem der Blonde feststellte, dass er nicht viele von ihnen kannte. Einige seiner Mitschüler wie Momo, Chanwoo und San waren dabei. Andere wiederum hatte er noch nie gesehen.
"So, um uns einzustimmen, erkläre ich kurz nochmal die Regeln. Auf dem der Flaschenkopf landet, muss entweder Wahrheit oder Pflicht nehmen. Jemand aus der Runde darf ihm dann eine Frage zu einem selbstgewählten Thema stellen beziehungsweise die Pflichtaufgabe erfüllen, die ausgewählt wurde."
Klang eigentlich ganz simpel. Es erleichterte den Blonden, dass das Spiel nochmal erklärt wurde. Er wollte nicht wie ein Freak rüberkommen, der sowas nicht kannte. Innerlich verdrehte er die Augen, das war keineswegs ein Grund ihn als Freak abzutun. Seine Selbstzweifel wollte ihn nur wieder verunsichern.
Und dann ging es los.
Jisung hatte nicht gedacht, dass es so lustig werden würde. Von peinlichen Geschichten bis zu Küssen war schon alles dabei. Es war abzusehen, dass auch irgendwann Alkohol floss, wo auch immer der herkam. Jisung trank nur nicht, doch das stellte kein Problem dar, wann immer eine Flasche ihn erreichte, gab er sie einfach an Seungmin, welcher neben ihm saß, weiter. Niemand hatte ihn bisher darauf angesprochen, worüber er wirklich froh war.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Seungmin ihn antippte.
"Du bist dran."
Jisung sah zu der Flasche und tatsächlich, der Kopf zeigte auf ihn. Was nahm er nun? Wahrheit oder Pflicht? Wollte er irgendwen küssen oder sich sportlich betätigen müssen? Er schüttelte den Kopf. Er würde Wahrheit nehmen. Das sagte er auch in die Runde.
Minhos Stimme ertönte zwei Plätze von ihm entfernt, was den Blonden stocktseif werden ließ. Das war nicht gut.
"Erzähl uns dein dunkelstes Geheimnis, dass niemand hier kennt."
Er biss sich auf die Unterlippe. Kneifen konnte er nicht, aber auch nicht die Wahrheit sagen. Eine, ihm fremde, Stimme säuselte in seinem Kopf, er solle es tun.
Erlöse dich von deiner Last.
Erzähl es ihnen.
Lass sie dir helfen zu tragen.
Jisung schluckte. Mit einmal Mal fühlte sich sein Mund so trocken an, als wäre die Wüste darin gefangen.
"Ich werde in einem Jahr sterben."_____________________________________________
So, nun ist es raus. War es abzusehen? Ja, oder?
Aber das ist nur ein Teil dessen, was noch alles auf Stray Kids und Minsung zukommen wird. Ich hoffe, ihr bleibt weiterhin dabei!Krystal Jung (aka die Lehrerin von Minho)
Kim Jiwon (aka Bobby von Ikon aka Mein Bias!)
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Erin🌸
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Cordolium {Minsung}
FanficCordolium Noun/ Meaning: ~heartache; heartfelt sorrow~ Wer gab dir das Recht mein Herz zu stehlen? ~Jisung {Vampire AU} Minsung Boy x Boy Don't like, don't read Nebenpairs: Jeongchan Changlix Seungjin