Hävitys |26|

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Hävitys
Noun | Meaning:
Destruction

Die Tür zur Turnhalle wurde mit einem donnernden Knall geöffnet.
"Ihr müsst hier sofort weg!", schrie Hoseok, den Jisung sofort erkannte, obwohl beinahe zwanzig Meter zwischen ihnen lagen. So langsam fand er gefallen an seinen neuen Fähigkeiten.
"Wie meinst du das? Was ist passiert?", fragte Chan. In seiner Stimme schwang Sorge. Minho half dem Blonden auf und stützte ihn. Jisung traute sich noch nicht selbst wieder auf den Beinen zu stehen. Nicht, nachdem, was gerade eben passiert war. Die Stimme krächzte in weiter Ferne weiterhin in seinem Kopf, was sich zugegebenermaßen nicht gerade angenehm anfühlte. Die Wärme von Minhos Körper und seiner Hand führten jedoch dazu, dass er sich etwas bestärkter in seinem Tun fand.
Der großgewachsene, orangehaarige Vampir kam auf sie zugelaufen. Jisung spürte die leichten Schwingungen, die bei jedem Tritt auf dem Boden vibrierten. Das musste er auf jeden Fall üben. Oder zumindest hoffen, dass jemand ihm zeigte, wie man diese Reizüberflutung unterbinden konnte.
"Die Schule wird angegriffen."
Der Blonde und Minho versteiften sich automatisch. Die Anderen wechselten beunruhigende Blicke miteinander.
Sie wussten alle, was sie angriff.
Dämonen.
"Die menschlichen Schüler wurden allesamt schon in den Panikraum gebracht. Ich sollte euch Bescheid geben", erklärte der Ältere.
Jisung räusperte sich kurz, um seiner Stimme Kraft zu verleihen, da er sich nicht sicher war, wie sie sich händeln ließ, nach einer Operation und die Verwandlung in einen Vampir.
"Was wollen die hier?"
Ihr Gegenüber zuckte die Achseln.
"Die Königin meinte, ihr sollt schleunigst von hier verschwinden. Westlich von hier gibt es eine kleine Hütte, die ausreichend durch magische Runen geschützt ist."
Bevor Hoseok weiter sprechen konnte, ertönte ein ohrenbetäubender Schrei, welcher Jisung sogar in die Knie zwang. Seine Ohren klingelten gewaltig und für einen Moment konnte er die Realität nicht von einer Traumwelt unterscheiden. Minho packte ihn kurzerhand und schmiss ihn über seine Schulter. Der Blonde erhob keinen Einwand.
Und dann brach etwas durch die Turnhallenwand.
Putz begann zu bröckeln, Bänke wurden aus ihren Verankerungen gelöst. Durch die Staubwolke konnte keiner sehen, was da kam, doch Hoseok stellte sich dem, ohne mit der Wimper zu zucken. Magie schwebte in der Luft.
"Zur Hintertür", murmelte Jeongin und riss, diese so hart auf, sodass sie aus den Angeln flog.
"Ups, tut mir leid!"
Chan schüttelte, trotz der Situation, grinsend den Kopf. Scheinbar unterschätzte der Blauhaarige des öfteren seine Kraft. Als sie nach draußen traten, erhöhte sich der Druck in seinem Kopf um ein vielfaches. Die Luft stieg in seine Nasenlöcher, kitzelte ihn. Der Gesang der Vögel dröhnte so laut in seinen Ohren, dass er dachte sie würden jeden Moment in einem schallenden Feuerwerk verenden. Je weiter sie in den Wald gingen, desto weniger hörte er, denn alles verschmolz zu einem pulsierenden Piepen. Er wünschte sich gerade wirklich jemanden, der ihm die Ohren abschnitt und die Nase am besten gleich mit. Diese Gerüche. Es waren so viele. Von jeder Blume zu jeden Baum, vom Gras zur Erde oder zu verwesenden Tieren. Ihm entfloh ein gequältes Wimmern, als Minho über Stock und Stein sprang. Er spürte jede Unebenheit und jeden Hügel.
"Wir sind gleich da", murmelte der Braunhaarige.
"Dann helfen wir dir", setzte Changbin hinten dran.
Am liebsten würde er sich jetzt auf den Boden schmeißen und sich vergraben. Ganz tief, damit kein Laut, kein Geruch, gar nichts, zu ihm durchdrang.
Sie erreichten die Hütte, abseits des Trubels wenige Sekunden später. Minho setzte ihn ab. Seine Beine standen wackelig, doch er konnte auf ihnen stehen.
"Seht mal!"
Hyunjin zeigte auf die Richtung aus welcher sie gekommen waren. Große, schwarze Rußwolken tanzten im Wind, stiegen empor, lieferten sich ein Kampf mit den Wolken. Durch seine verbesserte Sehkraft sah Jisung sogar die kleinen Funken, welche wie Glühwürmchen Richtung Stadt zogen.
"Wir sollten reingehen. Dort finden uns die Dämonen nicht", sagte Seungmin und ging zu dem Tor. Die Magie, welche von dem Schuppen ausging, strömte zu Jisung, als würden sie einander kennen, als wären sie alte Freunde.
"Das ist die Magie meiner Mutter."
Der Blonde berührte die Klinke und drückte sie vorsichtig hinunter. Was sie im Inneren erwartete, ließ Jisung staunen. Seungmin drängte sich kurzerhand an ihm vorbei. Wäre Chan nicht gewesen, hätte er mit dem Boden Bekanntschaft gemacht. Minho ergriff seine Hand, um ihm Halt zu geben. Erst jetzt wurde dem Blonden bewusst, dass er und Minho bisher noch keine Zeit hatten, über all das, was geschehen war, zu sprechen.
"Es ist eine Bibliothek!", freute sich ein gewisser junger, braunhaariger Vampir, als hätte man ihm seine Lieblingssüßigkeit geschenkt. Hyunjin folgte Seungmin und umarmte ihn von hinten.
"Es sieht echt großartig aus! Kommt her!"
Chan und Jeongin und Felix und Changbin traten vor ihnen ein. Jisung warf einen Blick zurück. Zur Schule. Er hoffte, seine Mum war okay. Dann schüttelte er den Kopf.
"Wenn deine Mutter auch nur halb so stur ist, wie du, geht es ihr bestimmt blendend", sagte Minho grinsend und Jisung schlug dem Vampir auf den Oberarm. Er steckte ihm die Zunge raus und stolzierte vor dem Fürsten in den Schuppen.
Wie sich herausstellte, war das Innere eine verborgene Bibliothek mit noch viel verboteneren Schriften, als es in der normalen Schulbibliothek gab.
"Wow!", hauchte der Blonde und sah an die Decke. Dort wurde in hingebungsvoller Einzelarbeit die Milchstraße mit ihren Planeten und Monden und Sternen eingearbeitet. Er dachte, er würde direkt in den echten Himmel starren.
"Jisung, Jisung, Jisung! Schau mal! Alte Runen aus dem ersten Zeitalter der Vampire."
Seungmin kam auf ihn zugerannt, während der Vampir einen Blick durch den Raum schweifen ließ. Mehrere Regalreihen standen hintereinander, in der Mitte ein runder Kreis, wo eine Treppe hinunter führte. Jeder Buchrücken wurde mit einer Art Kette versehen, um, ja, um was zu machen? Die Bücher daran zu hindern auszubrechen? Das wirkte auf ihn suspekt. Der Staub stieg in die Luft je mehr sie sich umherbewegten. Als er an das Geländer in der Mitte herantrat und nach unten sah, starrte er nur ins Nichts. Es juckte ihn in den Fingern zu wissen, was da unten war. Doch seine Kopfschmerzen machten ihm einen Strich durch die Rechnung und er sank auf die Knie. Minho war sofort zur Stelle, genau wie Felix und Changbin. Er empfand es noch immer als verwirrend, dass Changbin ihm nun so viel Aufmerksamkeit zukommenließ.
"Hey, Kleiner, konzentrier dich nur auf mich", hörte er seinen Seelenverwandten sagen. Irgendwas spürte er in sich. Eine Verbindung zu dem Braunhaarigen, der vor ihm kniete. Kraft von dem Vampiren, übertrug sich auf ihn, und ließ Jisung aufatmen.
"Schau mich an. Nur mich. Sieh in meine Augen."
Jisung folgte der Aufforderung. Minhos Augen färbten sich gelb. Ein Strudel aus Sonne und Licht bewegte sich darin, was Jisung auf einer Weise beruhigte, die er nie für möglich gehalten hätte.
"Ich bin hier. Ich bin an deiner Seite. Tief durchatmen. Versuch alles auszublenden, dass an dich herankommen könnte. Atme ein und aus. Ein und aus."
Minhos Hände fanden die Seinen, schenkten ihm Wärme und Geborgenheit, schenkten ihm Liebe.
"Schließ die Welt aus deinem Kopf. Such dir einen Punkt, der nur dir gehört. Der dich Atmen lässt und dich beruhigt."
Jisung zog die Luft ein, als wäre sie knapp und dann ließ er sie wieder gehen. Diese Prozedur wiederholte er mehrfach.
Und es funktionierte. Seine visuelle Wahrnehmung fokussierte sich nur auf Minho. Der Druck in seinem Kopf ebbte mit jedem Atemzug ab, die Geräusche, die seine Ohren und seinen Geist malträtrierten, verflogen wie von Zauberhand.
"Besser?"
Der Blonde nickte. Sie erhoben sich und starrten in die Gesichter der anderen.
"Das war soooo süß", quietschte Felix und schmiss sich an Seungmin, der dem Geschehen mit leuchtenden Augen folgte.
Jisungs Wangen färbten sich rot und er wandte den Blick ab. Das war ihm jetzt irgendwie unangenehm.
"So, ich werde jetzt schauen, was da unten ist", haspelte er und ging zu der Wendeltreppe aus Stein. Im Hintergrund konnte er Hyunjins  und Minhos Kichern hören, als sie sich über sein Verhalten erschauffierten.
Der Rest von Stray Kids folgte ihm anschließend.
"Kann mal wer Feuer machen?", fragte der Blonde, in der Hoffnung, dass hier jemand Feuermagie besaß. Und tatsächlich ließ Hyunjin einzelne kleine Flammen durch die Luft schweben, welche den Raum, den sie gerade beschritten, erhellte. Es war ein runder Saal, in der Mitte stand ein steinernder Sarg, überall waren alte Phiolen, Tinkturen, Gläser mit trüben Gemischen.
"Was ist das hier?", wollte Jeongin wissen und trat in die Mitte. Es war Minhos Stimme, die die staubige, trockene Luft durchschnitt.
"Hier wurden Rituale durchgeführt."

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Es kommt ein weiteres Kapitel, da ich mich hier noch einmal offiziell bedanken möchte, für jeden einzelnen Like, jeden einzelnen, liebevollen Kommentare oder auch ein Dank an all die stummen Leser/Leserinnen, die es ermöglicht haben, dass Cordolium die 1K Reads erreicht hat. Ich kann meine Freude leider nur mittels dieser Plattform ausdrücken, ansonsten hätte ich euch alle umarmt und unendlich oft Danke gesagt.

Besonderem Dank gilt:
Aim_Skz_Felix
Linda_mlly
itsaKV
InsomniaAtDay

Ihr seid wahrlich großartige Menschen und ich bin unglaublich froh, dass ihr stets zu einem neuen Kapitel liked und mir so wundervolle Kommentare hinterlasst! Das ehrt mich wirklich sehr und könnte ich meine Liebe und Dankbarkeit hier besser zeigen, würde ich es tun.
Also nochmal vielen lieben Dank ❤

Zurück zur eigentlichen Story! Habt ihr euch auch immer gefragt, wie es so nach einer Verwandlung wäre? Ich denke, diese Reizüberflutung passt ganz gut dazu!
Und was hat es wohl mit diesem Schuppen auf sich? Das werdet Ihr in den nächsten Kapiteln erfahren!

Feel free to comment!

Erin🌸

12.06.2021

Cordolium {Minsung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt