Vier Blicke waren auf die verzierte Schatulle gerichtet, die vor ihnen auf dem Tisch stand. Medusa drehte den Schlüssel in den Händen. „Warum machen wir sie nicht einfach auf?", fragte sie und streckte die Hand nach der Kiste aus. Jen gab ihr einen leichten Klapser auf den Handrücken. „Untersteh dich!"
Fynn runzelte die Stirn. „Auf was warten wir jetzt bitte?"
Jen lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schaute in die Runde. „Ich habe Medusa bereits davon erzählt und eigentlich wollte ich es vor allen anderen geheim halten, aber das geht jetzt wohl schlecht, weil ihr beiden viel zu neugierig seid!"
Cassandra zuckte mit den Schultern. „Dafür werde ich mich ganz sicher nicht entschuldigen. Ich will wissen, was mein Großvater versteckt hat. Ich will wissen was dieser Stein ist, der sich anscheinend darin befindet."
Jen seufzte. „Wir haben nach dieser Kiste gesucht und sie durch die Magie gefunden, die sie ausstrahlt. Erst habe ich angenommen, dass es sich dabei um die Energie des Steines handelt, aber jetzt-" Sie hielt inne und schaute zu Fynn. „Was spürst du?"
Fynn streckte eine Hand über der Schatulle aus und schloss die Augen. Cassandra beobachtete wie Fynn das Gesicht verzog und wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Er begann zu zittern und ein leises Stöhnen von sich zu geben.
Cassandra sprang auf und packte seine Hand. Ruckartig zog sie ihn von der Kiste weg. Fynn öffnete die Augen und holte tief Luft. „Diese Magie geht nicht von dem aus, was in dem inneren ist, sondern von der Kiste selbst."
Jen nickte. „Das ist das, was ich meine."
Cassandra warf einen Blick auf die Schachtel. „Noch einmal für Dumme, was bedeutet das?"
Jetzt mischte sich auch Medusa ein. „Das bedeutet, dass wir es anscheinend mit uralten Schutzzaubern zu tun haben, die hier von der Kiste ausgehen. Sie wurden von jemanden angelegt, der Ahnung davon hatte."
„Von meinem Großvater?"
Medusa schüttelte bei Cassandras Frage entschieden den Kopf. „Benjamin war ein komischer Kauz und er war vieles, aber ganz bestimmt kein Magier. Solche Magie kann ein Mensch nicht anwenden."
Fynn, der nun wieder zusammengesunken und schweratmend auf seinem Stuhl saß, nickte. „Das ist Feenmagie und zwar sehr starke. Stärker, als ich je sein könnte. Sie ist dunkel und bedrohlich." Er deutete auf die Kiste. „Die sollen alles abhalten, was versucht die Kiste mit Gewalt zu öffnen."
„Aber wir haben einen Schlüssel.", warf Cassandra ein und gähnte, „Also warum öffnen wir sie nicht einfach?"
Jen schüttelte den Kopf. „Wir haben Zeit. Ich würde das gerne auf Morgen verschieben. Ich möchte wissen warum der Stein so wichtig ist, dass er mit uralten Sprüchen geschützt ist."
Medusa zog eine Augenbraue hoch. „Und das verrät dir diese Kiste?"
Jen legte den Kopf schief. „Nicht direkt, aber wenn wir etwas über die Schutzzauber wissen und woher sie kommen, können wir vielleicht vermuten was dieser Stein ist, denn ein normaler Magiestein ist bei diesen Vorsichtsmaßnahmen ausgeschlossen." Sie sah wieder zu Fynn. „Kannst du mir dabei helfen den Ursprung dieser Magie genauer zu bestimmen?"
Fynn seufzte. „Habe ich denn überhaupt eine Wahl? Ohne mich schaffst du das sowieso nicht."
Cassandra gähnte erneut. „Kann ich dann nach Hause gehen? Ich bin todmüde und habe morgen noch Schule."
Medusa nickte. „Ja, geh nur."
„Aber wehe ihr macht das Ding ohne mich auf!"
Jen winkte ab. „Keine Sorge wir warten damit auf dich, auch, wenn es uns sehr schwer fallen wird."
Cassandra deutete eine leichte Verbeugung an. „Dann verabschiede ich mich. Bis morgen."****
Jen und Fynn betraten das Labor des Zentrums. Es war eingerichtet mit allen nur erdenklichen wissenschaftlichen Instrumenten, aber auch Regalen mit alten Büchern und blubbernden Mixturen. Jen stellte die Kiste auf dem langen Tisch ab und deutete auf das Bücherregal. „Da drin müsste ein Buch über diese Art von Magie stehen.". sagte sie.
Fynn trat auf das Regal zu und ließ den Blick über die Bücher schweifen. „Bist du dir sicher? Steht sowas nicht normalerweise im Archiv?"
Jen schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe heute bereits etwas darin gestöbert und es dann dort ins Regal gestellt. Es muss da sein."
Fynn griff nach einem dicken Buch. „Ich glaube ich hab es."
Er schlug das Buch auf und kam zu Jen zurück. „Und wonach suchen wir jetzt genau?"
Jen zuckte mit den Schultern. „Ich würde erstmal mit alter Magie aus Asien anfangen. Ich denke, dass die Zauber von dort stammen. Schließlich hat Benjamin diesen Stein von dort."
Fynn ließ das Buch mit einem lauten Knall auf den Tisch fallen. „Weißt du wie viel das ist? Viele Arten von Magie haben ihren Ursprung in Asien und dem Orient."
„Deswegen hilft du mir ja. Du hast die Magie gespürt."
Fynn nickte. „Ja, und es war kein schönes Gefühl."
Jen deutete auf das Buch. „Dann kannst du es vielleicht eingrenzen, wenn du dich mit den Zaubern beschäftigst."
„Und wie soll ich das bitte anstellen?"
„Du weißt wie sich die Magie anfühlt und ich werde die Kiste mit allen möglichen Flüssigkeiten beträufeln, die uns in irgendeiner Weise bei der Bestimmung helfen können."
Fynn seufzte. „Das wird Arbeit."
Jen sah ihn an. „Ich weiß, aber wir müssen wissen mit was wir es zu tun haben, nicht, dass die Kiste explodiert, wenn wir sie falsch öffnen oder so. Auch mit dem richtigen Schlüssel kann das passieren."
Fynn schwang sich auf die Tischplatte und legte das Buch auf seinem Schoß ab. „Dann mal los."
Gerade wollte er anfangen zu lesen, als er inne hielt. Jen bemerkte sein Zögern und ließ von der Schatulle ab. „Was ist los? Dich bedrückt doch etwas."
Fynn schüttelte den Kopf und starrte weiter auf die Buchseiten. „Nein, es ist alles in Ordnung."
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Medusa-Die Frau im Trenchcoat
FantasiWatty Gewinner 2022! *abgeschlossen!* Cassandra folgte Medusa weiter den Gang entlang. "Wie sind Sie zur Jägerin geworden? Und wie ist es möglich, dass Sie noch leben? Auf Wikipedia steht, dass Sie von Perseus getötet wurden." "Sehe ich für dich et...