„Fuck", Felix ließ sich in sein Bett fallen. Der Koffer stand im Flur, seine Wohnung roch unbewohnt. Nach drei Wochen Fahrerei und Auftreten endlich wieder zu Hause zu sein, fühlte sich skurril an. Trotz der unfassbaren Müdigkeit, die er in jedem seiner Glieder spürte, konnte er sich nicht entspannen. Also stand er wieder auf, lief durch die Wohnung, riss die Fenster auf und stopfte die Klamotten in die Waschmaschine. Räumte den Kulturbeutel aus und stellte sich dann auf den Balkon, um mit Blick auf das nachtschlafende Berlin eine zu rauchen.
Das Nikotin beruhigte die Nerven ein wenig, wenn auch nicht ganz. Er taperte zurück in die große Wohnung, warf einen Blick in den Spiegel. Sein Gesicht war ausgemergelt, blass, müde. Er sah echt beschissen aus. Außerdem wusste er nicht, was er in den nächsten Tagen mit sich anfangen sollte. Dieser Wechsel von Bühne und Alltag war einfach der Horror. Er hatte nichts mehr, worauf er sich hier in Berlin freuen konnte und wusste, dass er es selber versaut hatte. Vielleicht hätte er ihr einfach erklären müssen, dass er sich besoffen manchmal wie der King fühlte und dann wirklich dumm war. Dass es ihm eben manchmal doch zu Kopf stieg, dass die halbe Welt mit ihm schlafen wollte. Dass er aber auch wusste, wie wenig echt das alles war.
Aber weil er nun einmal Felix war, konnte er so etwas nicht sagen. Er redete sich ein, dass es ohnehin unmöglich war, eine Beziehung zu führen, wenn man sein Leben lebte. Und dass er das für den ganzen Fame in Kauf nahm. Er lief auf den Balkon, den er selten benutzte und der ihm irgendwie Leid tat, weil nie jemand auf ihm stand, lief wieder ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an. Irgendeine Doku über Koksschmuggler aus Mittelamerika lenkte ihn ab.
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„Ja, Mann, das ist so krass, Dicker, ich fühl Lukas voll", Ahmed hörte schon wieder nicht zu und unterhielt sich lieber mit Leon, als sich mit den Deutschsachen zu beschäftigen.
„Ahmed, kannst du bitte mal anfangen?", Anna seufzte, sie hatte Kopfschmerzen und nach acht Stunden mit diesen Chaoten sehnte sie das Ende des Schultages herbei.
„Ja, aber dings, Frau Meißner, ich hab voll das Buch gehört."
„Ein Buch gehört?"
„Ja, genau, bei Spotify. Wir haben jetzt Premium, richtig Killer."
Anna runzelte die Stirn. Spotify Premium, aber seit einer Woche dieselbe, ungewaschene Jogginghose an. Manche Eltern gingen ihr nur noch auf den Keks.
„Und da hast du ein Buch gehört?"
„Ja. Von einem hier aus Neukölln, die haben Computer in der Schule geklaut, richtig geile Aktion, Dicker."
„Ja, richtig geil", Anna rollte die Augen.
„Voll."
Ironie war nicht so ihr Ding. Ahmed holte jetzt ungefragt sein riesiges Smartphone aus der Tasche, um Leon das Buch zu zeigen. Anna kassierte das Handy kommentarlos ein und legte es auf das Pult.
„Mann, Frau Meißner, das ist erstes Buch und Sie tun das weg."
„Das ist ein Hörbuch. Okay, wer will gerne das Hörbuch von Ahmed hören?", sie fragte alle zwölf Schüler, die in der Klasse an ihren individuellen Schwerpunkten arbeiteten. Natürlich meldeten sich direkt alle.
„Wir machen einen Deal. Ihr arbeitet jetzt noch konzentriert die nächsten zehn Minuten, und die letzten zehn Minuten hören wir das."
„Geil, danke, Frau Meißner, Sie sind einfach beste."
„Ich gucke mal, ob ich meine Box mit habe."
„Ich hab Box", rief Alexandro von hinten, „und AUX Kabel auch."
„Alles klar", Anna grinste.
Zehn Minuten später stand Anna mit Ahmed vorne, der den Anfang des genannten Hörbuchs suchte. Sie hoffte wirklich, dass es nicht irgendein pronografischer Mist war, man konnte nie wissen, was die Schüler hier so anschleppten. Ahmed drehte sein Handy voll auf und Anna zuckte zusammen, als Felix Stimme aus der Box drang.
Während die Schüler gespannt lauschten, musste sie sich erstmal setzen. Das war Sonne und Beton. Sie hätte es wissen müssen, als Ahmed eben von Lukas gesprochen war. Das war schließlich der Protagonist des Romans.
„Das voll spannend, oder?", sagte Ahmed laut, als Anna ihm schließlich bedeutete, die Box aus zu machen. Sie musste zugeben, dass ihre Kids für ihre Verhältnisse wirklich konzentriert zugehört hatten. „Können wir das jetzt immer hören?", sie blickte in gespannte Augen.
„Am Ende der Stunde, Freitags, okay?", gab sie sich geschlagen. Sie musste die Chance wahrnehmen, wenn sich ihre Schüler endlich mal für so etwas wie Literatur interessierten. Vielleicht konnten sie ja sogar ein paar Zeilen aus dem Buch lesen. Anna spürte diese Motivation in ihr, die sie immer bekam, wenn sie es wieder geschafft hatte, dass sich die Kinder für etwas interessierten. Auch, wenn es bedeutete, dass sie Felix Stimme lauschen musste. Auch wenn es ihr die Brust zuschnürte und eine undefinierbare Sehnsucht in ihrem Bauch auslöste, sie wollte den Schülern den Gefallen tun.
Als sie an diesem Abend zu Lea fuhr, war Anna tief in Gedanken versunken. Wie konnte es sein, dass Felix sie in den letzten zwei Wochen zu verfolgen schien? Erst der Vater, jetzt dieses verdammte Buch. Einerseits wollte sie ihn nicht loslassen und es machte sie irgendwie aufgeregt, dass sie immer noch wieder etwas von ihm hörte, wenn auch nur indirekt. Andererseits war sie sauer und wollte auch nichts mehr von ihm hören. Das einzig Positive, was man der Situation abgewinnen konnte, war die Tatsache, dass sie ewig nicht mehr an Sven gedacht hatte. Auch jetzt löste der Gedanke an ihn nichts mehr in ihr aus. Gar nichts.
Sie steckte sich auf dem Weg eine Kippe und gab einem älteren Mann, der vor einem der dreckigen Geschäfte saß und bettelte, etwas Kleingeld. Als sie einen ausgekippten Einkaufswagen mitten auf dem Weg liegen sah, geisterte ihr „Hamse schön jemacht" durch den Kopf und sie hätte am liebsten gegen die Mülltüten neben dem Wagen auf dem Boden getreten. Anna nahm einen tiefen Zug und ging dann in den U-Bahn Schacht, um die ewige Fahrt bis zu Lea auf sich zu nehmen.
Es wurde zunehmend grauer in Berlin, dreckiger, trauriger. Anna spürte den Herbstblues in sich hochsteigen, während sie durch die zerkratzten Scheiben auf die dreckigen Schienen schaute. Als hätte jemand eine Filmszene geschrieben, fing plötzlich ein Typ mit verfilzten blonden Haaren und Pluderhose an, „Winter" von Joshua Radin zu singen. Anna schloss die Augen und musste sich zwingen, den Kloß, der langsam in ihrem Hals wuchs, herunterzuschlucken. Würde sie immer alleine bleiben? War sie es nicht wert, dass man mit ihr zusammenblieb, ohne sie zu betrügen? Jedem Mann, der sie in den letzten zei Wochen angelächelt hatte, warf sie nur noch böse Blicke zu. Sie war fertig mit ihnen.
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„Sag mal, Junge, du hättest mir deine Freundin ruhig mal vorstellen können."
„Was?", Felix blickte Frank an, der sich ihm gegenüber eine Gabel Spaghetti Bolognese in den Mund schob. Heike nickte zustimmend und lächelte ihn dann an. Was für einen Film fuhren die denn?
Julian sah ebenso verwirrt aus, wie er. Seine Schwester blickte ihn ebenfalls irritiert an.
„Seit wann hast du eine Freundin?"
„Na, diese Anna, über die wir vor ein paar Wochen mal geredet haben!", rief Frankie, weil er sich verarscht vorkam. Felix runzelte die Stirn. Stimmt, er hatte mit seinem Vater über Anna gesprochen, aber das war gewesen, bevor er alles versaut hatte.
„Ähm... wie kommst n du jetzt darauf?"
„Ich hab sie getroffen", Frank grinste, „hab ausgeholfen bei meinem alten Arbeitgeber. Kann ja nüscht den ganzen Tag hier rumhängen. Bin Heikchen schon auf den Wecker gefallen."
„Du fällst mir doch nicht auf den Wecker", mischte sich Heike ein. Julian und Nina starrten Felix immer noch an. Julian fragte sich, wie er aus der Nummer wieder raus kommen wollte. Nina war einfach nur überrascht, dass ihr Bruder seit Mia mal wieder etwas Festes angefangen hatte.
„Ist auf jeden Fall ein hübsches, anständiges Mädchen. Finde das jut, dass die da geblieben ist, um so einem Gas-Wasser-Scheiße Typen wie mir noch zu zeigen, wo dit Problem ist. Gar nicht so überheblich wie die Lehrer sonst schon mal."
„Ihr Vater fährt bei der BVG", sagte Felix mechanisch, als würde das irgendetwas erklären.
„Bringse doch mal mit. Hab ich ihr och gesagt, dass die Bolo von Heike die beste ist."
Julian zog die Augenbrauen hoch und blickte seinen Bruder an. „Ja, bring doch mal mit, Felix."
„Find ich auch", sagte Nina, die nicht kapierte, worum es ging.
„Halt die Schnauze, Julian", Felix sah tatsächlich bedrohlich aus.
Letzterer grinste nur , schwieg und schob sich Nudeln in den Mund.
„So ist gut", Felix blickte ihn immer noch an.
„Ich hab eine eins in der Klausur", gab Nina von sich, als sie merkte, dass das Thema Felix unangenehm war und die beiden Brüder kurz davor waren, sich zu streiten.
„Oh, das ist ja klasse! Sektchen?", Heike sprang auf.
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Weiber, oder? Gemischtes Hack - Felix Lobrecht x OC
Fiksi Penggemar„Ziemlich teuer hier", bemerkte Tommi, der durch das viele Treppensteigen ein wenig außer Atem zu sein schien. „Ja, mein... Freund hat sie gemietet..." „Achso", Tommi schwieg, „kannst du ihn nicht anrufen wegen des Schlüssels?", fragte er dann. Sie...