"Keine Sorge! Du musst da nicht alleine rein", versprach Stevens Vater mir, als wir aus seinem Auto ausstiegen. Die Sonne schien mir heiß ins Gesicht, als ich die Tür mit meiner linken Hand hinter mir schloss. Mein Arm war immer noch eingegipst, weshalb ich kaum irgendwas ohne fremde Hilfe erledigen konnte. Ich war dankbar dafür, dass ich gerade noch so die Tür eines Autos ohne große Anstrengung schließen konnte. "Danny, bist du dir sicher, dass ich nicht mitkommen soll?", fragte Steven besorgt, als er das Autofenster runterkurbelte.
"Es ist besser, wenn ich meinen Eltern alleine gegenübertrete. Ich glaube. wenn sie dich an meiner Seite sehen, werden sie komplett ausflippen", erklärte ich. Es reichte ihnen schon aus, dass ich noch mal ihr Haus betreten musste, um einige Sachen abzuholen."Ich verstehe! Aber pass bitte auf dich auf, ja?", bat er mich. "Das werde ich schon. Mach dir keine Sorgen. Außerdem ist ja dein Vater dabei", beruhigte ich ihn und sah wieder zu meinem Elternhaus. Das würde nun das letzte Mal sein, dass ich es betreten würde. Es war schon ein komisches Gefühl. Schließlich war dies das Haus in dem ich aufgewachsen war, meine gesamte Kindheit verbracht hatte, meine ersten Schritte gelaufen war. Ich verstand immer noch nicht, wie meine Eltern mich einfach so rausschmeißen konnten und nun nichts mehr von mir wissen wollten. Selbst, wenn sie keine guten Eltern waren und ich sauer auf sie war, vermisste ich sie dennoch jeden Tag. Dabei sollte ich es eigentlich nicht. Sie hatten mich verstoßen. Mich, ihr eigenes Kind. Ich sollte diese Menschen nicht vermissen. Jedoch fragte ich mich, wie sie nur so grausam sein konnten.
"Alles okay?", fragte Stevens Vater mich und legte mir sanft seine Hand auf meine Schulter, um mich zu beruhigen. "Ja, alles bestens!", erwiderte ich ernst und ließ mir meine Schwäche nicht anmerken.
"Mach dir keine Sorgen! Wenn sie dir auch nur ein Haar krümmen sollten, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass sie dich nie wieder anfassen werden", versuchte er mich aufzumuntern. Er war echt nicht gut auf meine Eltern zu sprechen, was ich bestens verstehen konnte. Trotzdem war ich verwundert, dass Stevens Adoptiveltern mich sofort, ohne Probleme bei sich aufnahmen und mich wie ein eigenes Kind behandelten. Ich lebte gerade mal seit einem Monat bei ihnen und schon hatten sie mich ins Herz geschlossen. Ich mochte Tony und Stephanie zwar sehr gerne, aber es fiel mir sehr schwer, mich an diese neue Situation zu gewöhnen.Obwohl ich in ihrer Obhut glücklicher, als je zuvor war, konnte ich es immer noch nicht so wirklich fassen, dass meine eigenen Eltern nichts mehr mit mir zu tun haben wollten.
Während Steven bei seiner Mutter im Auto blieb, brachte sein Vater mich bis vor die Tür meines Elternhauses. Da ich mich nicht traute anzuklingeln, übernahm er es für mich. Mein Herz fing an, wie wild zu klopfen, als ich Schritte im Haus hörte, welche immer näher zur Tür kamen.
Meine Mutter war schließlich diejenige, die uns die Tür öffnete und mich zugleich mit einem eiskalten Blick durchbohrte. "Schatz, wer ist …", rief mein Vater ihr zu, als er ebenfalls zur Tür kam. Sobald er mein Gesicht sah, wurde er aber sofort wieder still. "Steht alles oben. Wenn du fertig bist, verschwindest du wieder!", seufzte er und sah mir dabei nicht mal ins Gesicht. Die beiden behandeln mich, als hätte ich einen Mord begangen und somit Schande über die Familie gebracht. Aber nein, ich war einfach nur ich selbst und das reichte ihnen schon aus, um mich gänzlich abzulehnen.
"Sie widern mich an. Wie kann man als Eltern nur so grausam sein?", fing Tony an, den Beiden seine Meinung zu geigen.
"Daniel hat eine Lebensweise gewählt, mit der wir nicht einverstanden sind. Er wusste ganz genau, dass wir dagegen sind, also braucht er sich über die Konsequenzen nicht wundern", sprach mein Vater und ignorierte meine Anwesenheit komplett. Tony konnte daraufhin nur den Kopfschütteln. "Ich arbeite seit 15 Jahren als Sozialpädagoge und bin schon vielen schlechten Eltern begegnet, aber das, was sie mit ihrem Kind abziehen, ist wirklich das Allerletzte!", meckerte er die Beiden an. Doch sie schienen nicht einmal Notiz davon zu nehmen.
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Feel the Summer Rain
RomancePopular Boy x Autistic Boy Nach den Ereignissen seines Coming-Outs hat der 16-Jährige Danny seine Familie verloren, seine Freunde reden nicht mehr mit ihm und sein ehemaliger Beliebtheitsstatus an seiner Schule ist weg. Sein Partner, der Autist Stev...