Feel the Summer Rain

20. Exposed

"Oh Mann. Die Schüler hier sind echt auf Zack. Dieser Beitrag ist nun seit einer halben Stunde Online und schon posten die Memes darüber", sagte Steven. Nachdem er sich auf der Toilette beruhigt hatte, gingen wir zurück in die Klasse. Unsere Mitschüler hatten bereits alle die Nachricht gelesen, welche die nette Viktoria für uns hinterließ. Anstatt Schwäche zu zeigen, werden wir diese Situation durchstehen, denn so bekam Viktoria nicht das, was sie wollte. Nämlich, dass wir Niedergeschlagen waren. Denn wir wollten ihr mit Freude zeigen, dass ihr Plan nach hinten los ging.

"Steven. Oh mein Gott! Ist das wahr? Du bist also wirklich als Kind verstoßen worden?", fragte Holly, eines der beliebtesten Mädchen dieser Schule. "Ja. Aber ich arbeite an meinem Trauma, keine Sorge!", sagte Steven mit einem Lächeln im Gesicht. Viktoria hat anscheinend Recherche betrieben und einen Zeitungsartikel über die Entsorgung meines Freundes unmittelbar nach seiner Geburt, gefunden. Ich fragte mich, wie sie wissen konnte, dass es sich bei dem Baby um Steven handelte. Da musste doch jemand geplaudert haben. Außer mir, wusste das jedoch niemand.

"Steven, ist alles gut bei dir? Wenn du willst, kannst du gerne neben mir beim Mittagessen sitzen", wurde ihm von einer Schülerin angeboten. Ihr Dekolleté rutschte dabei beinahe in Stevens Gesicht, was ihn ein wenig erröten ließ. "Keine Sorge, Madam. Er isst immer zusammen mit mir!", sagte ich und legte meinen Arm stolz um seine Hüfte. Er gehört mir!

Die Mädchen verschwanden nach und nach wieder von unserem Tisch, als der Unterricht anfing. Die ganzen Monate über, interessierte sich niemand für Stevens Wohlergehen, erst nachdem es einen derartigen Vorfall gab, fragten sie nach ihm. Alles Heuchler!

"Darf ich das Meme sehen, von dem du gerade gesprochen hast?", fragte ich. Stevie zeigte mir den Bildschirm von seinem Handy. Es war ein ziemlich schlecht bearbeitetes Bild. Jemand hatte Stevens und meinen Kopf von einem Bild ausgeschnitten und in Position gebracht. Mit anderen Worten, der von Steven war in einer Mülltonne und meiner wurde an die Stelle eines Müllmannes gesetzt.

"Wo habt ihr Humor gelernt?", flüsterte ich.

Ich fand diese Witze echt geschmacklos und kindisch. Eigentlich liebte ich schwarzen Humor, aber es ist ein weiter Unterschied, ob man mit jemandem lacht oder über jemanden. "Guten Morgen. Wenn ihr bitte nun die Handys weglegen würdet, damit wir anfangen können?", räusperte sich unsere Lehrerin beim betreten des Klassenzimmers. Nachdem wir uns ein wenig beruhigten, schnappte die etwas ältere Dame sich ein Stück Kreide und schrieb etwas an die Tafel.

"Heute wollte ich gerne ein neues Thema mit euch beginnen und ist es nun Zeit für eine Runde Sexualkunde. Ich will also niemanden Lachen, kichern oder laut Wörter von primären und sekundären Geschlechtsorganen rufen hören", kündigte sie an. Dabei blickte she ganz scharf auf die hinterste Reihe, wo auch Jackson saß. Er hatte nämlich bereits in der Vergangenheit seine geistige Reife bewiesen.

Sie teilte jedem von uns Blätter aus und fing an einen Monolog über Heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Das Thema hatten wir bereits in der 8.Klasse durchgekaut. Es war natürlich sehr wichtig aufzuklären, doch was ich vermisste waren Gesprächsthemen, welche über die Heterosexualität hinausgingen. Man sollte auch über gleichgeschlechtlichen Sex aufklären. Klar, ein Mann und ein Mann oder Frau und Frau konnten nicht schwanger werden, aber dennoch existierte das Risiko von Geschlechtskrankheiten. Der Sexualkundeunterricht sollte Vielfältiger sein.

"Alles klar. Da wir nun den Themenabschnitt des Geschlechtsverkehrs an sich besprochen haben, habt ihr vielleicht noch Themen wünsche?", fragte die Lehrerin am Ende ihres Vortrags. Nun kam meine goldene Stunde. Da sich die Begeisterung der anderen in Grenzen hielt, meldete ich mich. Fragen kostete schließlich nichts.

"Könnten wir vielleicht über die verschiedenen Sexualitäten sprechen?", schlug ich vor. Der Lehrerin verdrehte ihre Augen und schaute kurz in ihr Lehrbuch.