17. Der Feind meines Feindes

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Der erste Schultag mit der Uniform. Bereits am Eingang beobachtete ich Schüler, welche sich darüber aufgeregten, man würde ihnen ihre Freiheiten rauben. Dem konnte ich nur zustimmen. Unsere öffentliche Schule, machte nun einen auf Elite. Die Schuluniform würde mich jedoch nur halb so wenig stören, wenn nicht Leute dadurch diskriminiert wurden. Genervt schloss ich mein Fahrrad ab, schnallte mir den Helm um meinen Unterarm und führte Stevie an der anderen Hand mit.

Er trug, anders als die Schulordnung es verlangte, eine blaue anstelle einer roten Uniform. Durch den Eingang passierten wir ohne Probleme. Auch die Taschenkontrolle am Eingang lief reibungslos, doch als wir uns in die Klasse setzten, wurden wir freundlich von unserem Lehrer daran erinnert, dass Steven die falsche Kleidung trug.

Nachdem ich einen kleinen Monolog darüber hielt, wie ableistisch und menschenverachtend ich diese Regelung fand, wurden wir alle beide zum Büro des Direktors geschickt.

"Mr. Cambridge und Mr. Martinellí. Sie fallen erneut unangenehm auf. Worum geht es dieses mal?", erblickte der Direktor uns genervt gegenüber. Wir nahmen auf den Stühlen vor seinem Pult Platz und mussten uns nun erklären. "Mr. Martinellí, sie tragen nicht die für sie angemessene Uniform", sprach er meinen Freund darauf an. "Herr Direktor. Ich fühle mich diskriminiert", platzte es aus Steven heraus.

"Inwiefern? Die Schuluniformen sind Pflicht. Glauben sie etwa für sie gelten irgendwelche gesonderten Regeln?", giftete er meinen Freund an. Ich ballte meine linke Hand zu einer Faust zusammen. Er war zwar unser Vorgesetzter, dennoch hatte er nicht das Recht seine Schüler so zu behandeln. Nur durfte ich mich nicht von meinen Emotionen übermannen lassen. Ich sollte mir ganz genau überlegen was ich aussprach.

"N-Nein Sir, ich trage doch eine Uniform. Nur in blau", beteuerte Steven, was ja keinesfalls zu übersehen war. "Richtig. Jedoch sind sie ein Schüler mit Sonderförderbedarf, diesen wurde eine rote Uniform zugewiesen, um diese besser einordnen zu können. Haben sie dieses Konzept etwa nicht verstanden? Brauchen sie eine noch ausführlichere Erklärung?", schilderte der Schulleiter seine Regeln erneut. Steven war doch nicht schwer von Begriff, er fühlte sich ungerecht behandelt. Wie alle anderen Schüler, welche verpflichtet waren, diese rote Uniform zu tragen.

"Steven weiß was er will. Er ist ein Mensch mit Gefühlen. Auch wenn er diese nicht so zum Ausdruck bringen kann, selbst wenn sein Gehirn anders funktioniert als unseres, er ist ein Schüler wie jeder andere auch und sie sollten seine Wünsche respektieren", lautete meine Nachricht an den werten Herrn Schulleiter. Die schien ihm jedoch so gar nicht in den Kram zu passen. "Wegen ihnen beiden ist es doch erst zu weit gekommen!", warf er uns vor. Ich war mir jedoch keiner Schuld bewusst, wenn es jemand Schuld war dann dieser Tyson. "Stevie- ich meine Steven und ich haben nichts getan. Ich weiß nicht, was man ihnen erzählt, aber wir waren keinesfalls provokant oder ähnliches", versuchte ich es ihm zu erklären. Jedoch stieß ich dort auf taube Ohren.

"Dieses Gespräch ist nun beendet! Heute lass ich ihnen das noch durchgehen, Mr. Martinellí aber ein weiteres mal, werden sie nach Hause geschickt", drohte man ihm. Es machte mich rasend wie man Steven behandelte, ich wusste aber, dass ich ihm nicht gerade half, wenn ich meine Wut kundtat. "Bitte bleiben sie noch kurz. Wir drucken ihnen ein Schreiben für ihre Eltern aus", meinte die Sekretärin als wir wieder zurück in die Klasse gehen wollten. Wir pflanzten uns auf einen der Stühle und warteten ungeduldig.

"Hey Danny! Was machst du denn hier?", starrte Michelle uns verwundert an, als sie das Sekretariat betrat. "Wir haben uns für die Rechte von Steven eingesetzt und was führt dich hierher?", war ich neugierig. "Habe meinen Klassenkameraden verprügelt, weil er mein Essensgeld geklaut hat", berichtete sie uns stolz. Michelle war einer der Frauen, mit denen man sich einfach nicht anlegen wollte.

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