Feel the Summer Rain

25. Die Verhandlung (2)

"Tyson kenne ich aus der Mittelschule. Wir waren im gleichen Biologie-Kurs. Auf ihre Frage, wie Tyson sich anderen gegenüber Verhalten hatte, kann ich nur sagen, dass er, bis auf den Mist den wir gemeinsam immer gebaut haben, sehr freundlich und nett. Er hätte niemals jemanden weh getan. Da ich die Pocken hatte, konnte ich einige Wochen nicht zur Schule gehen. Ich erinnere mich lediglich daran, dass Tyson ein anderer Mensch war, als ich zurückkam. Es baute sich über die Jahre auf, dass er immer fieser wurde. Anfangs waren es nur Vandalismus, vielleicht mal eine Prügelei oder Diebstahl. Die Sache mit Danny, war das schlimmste Verbrechen, war er jemals begangen hatte", sagte Vincent aus.

"Interessant. An dem Tat des Vorfalls, haben Daniel und Steven etwa provokant Küsse ausgetauscht?", fragte unsere Anwältin ihn weiter aus. Neben Jamie, war Vincent einer der wichtigsten Zeugen. Nicht nur weil er daran beteiligt war, sondern weil er die Seiten gewechselt hatte.

"Nein. Die beiden haben dort nur zusammen gestanden und wollten sich voneinander verabschieden. Wie haben sie umkreist und dann verprügelt", sprach Vincent. Er war überraschend kooperativ.

"Nun denn, wie kommen Sie eigentlich dazu, ihre ursprüngliche Aussage zu verändern. Bei der Polizei bestätigten Sie doch Tysons Version", nahm der Anwalt ihn ganz genau unter die Lupe.

"Ich weiß, es klingt wie eine billige Ausrede, aber ich bin damals so überwältigt gewesen. Als ich Danny zu Boden fallen sah, da dachte ich zunächst, er wäre Tod. Tyson, Marcus und ich, sind geflohen. Wir haben uns gemeinsam eine Version ausgedacht, welche wir der Polizei erzählten. Als ich erfuhr, dass Tyson einfach Feige geflohen war, da bin ich stinksauer gewesen. Er hat uns einfach in diese Scheiße geritten und ist dann abgehauen. Tyson ist mein bester Freund. Ich hoffte, dass wenn ich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückbringe, dann würde er sich vielleicht endlich anderen öffnen. Zudem habe ich erfahren was er seiner kleinen Schwester angetan hat.

Tyson soll einsehen, dass seine Taten falsch waren. Ich will meinen besten Freund zurück haben. Die Person, mit der ich durch dick und dünn gegangen bin. Die Person, welche sich für andere eingesetzt hat. Ich weiß, dieser Junge steckt immer noch in dir", sprach er seinen Freund nun direkt an. Er blickte ihm tief in die Augen, mit dem Wissen, Tyson noch retten zu können.

Ich wollte Jamie und Vincent gerne glauben, dass Tyson gute Seiten hatte. Niemand ist zu 100 Prozent böse.

Tyson, welcher die ganze Zeit über schwieg, meldete sich nun zu Wort. Mit Tränen in den Augen.

"Vincent. Ich kann nie wieder diese Person werden", wimmerte er. Was konnte dem Jungen nur widerfahren sein, dass er zu so einer schrecklichen Person wurde. Wer hat ihm das angetan? Bitte öffne dich endlich.

"Was redest du denn da? Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun", ermutigte Vincent ihn. Tyson zitterte am ganzen Leib. Er drückte seine Finger vor Anspannung in seine Arme. Aus seinem Mund kamen jedoch nur einzelne Wortfetzen. Der gesamte Saal war daraufhin still.

"Ich kann darüber nicht mehr schweigen. Nachdem, Dad uns verlassen hatte, musste Mum viel mehr arbeiten als sonst. Ich war gerade mal dreizehn und Jamie elf. Mum stellte also einen Babysitter ein. Eine Frau. Immer dann wenn Jamie schlief... da...", stotterte Tyson. Sein Anwalt legte seinen Arm um ihn und streichelte ihn sanft. Tysons Gesicht verlief förmlich in Tränen aus Angst und Verzweiflung. Ich konnte mir schon denken, was er damit andeuten wollte, aber es noch einmal aus seinem Mund zu hören, ließ uns alle sprachlos zurück.

Tyson schluckte und fuhr fort. "Abends, nachdem sie Jamie ins Bett gebracht hatte, da drückte sie mich ins Bett und...fasste mich an. Mit ihrer Hand drückte sie meinen Mund zu, damit ich leise war. Sie tat Dinge mit mir während ich nicht einmal die Kraft besaß, sie wegzudrücken oder nach Hilfe zu rufen. Ich fühlte mich machtlos. Ihr hilflos ausgeliefert. Niemandem konnte ich davon erzählen. Ich hatte Angst, dass sie Jamie ebenfalls weh tun könnte. Ich dachte, wenn ich mich nicht wehren würde, dann würde wenigstens Jamie in Ruhe lassen. Ich wollte meine Männlichkeit zurückbekommen. Ich wollte die Kontrolle über meinen Körper haben.