Kapitel 9:

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Ronnie lässt die Tür hinter sich zufallen und lässt sich stöhnend auf ihr Bett fallen. Lächelnd drehe ich mich auf meinem Schreibtischstuhl zu ihr um und begegne ihrem müden Blick.

»Bitte erschieß mich.«, fleht sie und streift sich die Stiefel von den Knöcheln. Ich lache auf und schaue sie mitleidig an. »War es so schlimm?« Ronnie nickt schnell und dolle.

»Noch eine Minute länger hätte ich es nicht in einem Seminarraum ausgehalten.« Ich stehe von meinem Stuhl auf und räume ihre Schuhe zur Seite. Danach nehme ich ihre Tasche und stelle sie auf ihren Stuhl. Nuschelnd bedankt sie sich und kuschelt sich in ihrem Bett ein.

Schweigend setze ich mich wieder an meinen Schreibtisch und verfasse eine Zusammenfassung von meinen heutigen Kursen. Ronnies Atem ist bereits regelmäßig und ihre Lider flattern friedlich. Mit einem leisen *pling* trifft eine Mail in meinem Postfach ein und ich öffne sie schnell.

Ich musste mir ein Aufstöhnen verkneifen, als ich die Mailadresse meiner Mutter entdeckte.

Liebe Alaska,
dein Vater und ich machen uns große Sorgen um dich. Seit zwei Tagen hast du dich nicht mehr bei uns gemeldet und wir erreichen dich auch nicht mehr. Vorgestern Abend hatte ich dich angerufen, da ging ein Fremder namens Callum Arrington an dein Handy und meinte, er würde es im Fundbüro abgeben. Es scheint mir jedoch so, als hättest du dein Handy noch nicht wieder...
Melde dich bitte so schnell wie möglich zurück, sonst werde ich mich noch morgen früh in das Auto setzen!

Wir haben dich lieb, mum und dad.

Callum Arrington - ja, das war sein Name. Ich atme einmal tief durch, lese seinen Namen noch einmal und lese mir danach die Mail erneut durch. Es wundert mich, dass sie nicht bereits jetzt vor meiner Tür steht oder Callum die Polizei auf den Hals hetzt. Wobei ich von der zweiten Option wahrscheinlich nicht viel mitbekommen hätte.

Ich entschließe mich, ihr direkt zu antworten, damit ich es nicht vergesse und morgen früh bitter bereuen werde, doch mir fällt keine Ausrede ein, weil mein Handy kaputt ist, weswegen ich es einfach mit der Wahrheit probiere.

Hallo mum,
mir geht es gut und mein erster Tag war auch super. Ich hatte mein Handy bereits aus dem Fundbüro abgeholt, aber es ist mir danach beim joggen aus der Tasche gefallen und funktioniert jetzt nicht mehr.

Naja das war wenigstens ein Viertel der Wahrheit. Außerdem ergänze ich noch, um ihr etwas Angst zu machen:

Danke, dass du mir seinen Namen gesagt hast. Ich werde mich, wie es sich gehört, bei ihm bedanken.
Liebe Grüße an Papa und ich habe euch auch lieb.

Mit einem selbstgefälligen Grinsen lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück und verschränke meine Arme vor der Brust.

Bevor wir uns mit Toni treffen werden, möchte ich mich auch noch etwas ausruhen, da die Hitze einen echt schlapp macht. Also nehme ich mir einen Roman aus meinem Regal und schmeiße mich auf mein Bett.

                                             ***

Die Zeit verfliegt wie im Fluge und als Ronnies Handy klingelt, war es das mit der Entspannung. Sie schaut sich verwirrt in unserem Zimmer um und greift dann zu ihrem Handy, was am Fußende ihres Bettes liegt.

»Hi?«, nuschelt sie in den Hörer und lauscht darauf der Stimme am anderen Ende der Leitung. »Ja, das wird für sie sicherlich kein Problem sein.« Ronnie schweigt und hört nur zu. Dann sagt sie plötzlich: »Natürlich werde ich sie fragen. Bis später.« Und legt auf.

FelicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt