Kapitel 10:

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Wie Ronnie vorhergesagt hat, steht Toni bereits mit ihrem Polo vor dem Wohnheim. Mal wieder ist der Bass der lauten Rockmusik zu hören, doch als wir näher kommen, wird die Musik leiser gestellt.

Mit einem breiten Grinsen steigt Gabe auf der Beifahrerseite des Autos aus und öffnet die hintere Tür. »Einen wunderschönen guten Abend, ihr wunderschönen Frauen.«, sagt er und macht eine Armbewegung, die uns in das Innere das Wagens weist.

Ronnie verpasst dem Rotschopf einen Klaps auf die Schulter und steigt ein. Ich dagegen bin rot wie eine Tomate und nicke ihm nur schüchtern zu, worauf er mir ein herzliches Lächeln zuwirft und ich einsteige.

Toni und Ronnie scheinen sich bereits begrüßt zu haben, denn als ich sitze, ist Ronnie bereits angeschnallt und Toni hält mir lachend eine Faust hin. Als nun auch endlich Gabe auf seinem Platz sitzt, schaltet sie die Schrottkiste an und brettert über den Campus.

Die Autofahrt verbringen wir überwiegend schweigend, was mir persönlich sehr unangenehm ist, doch die anderen scheint es nicht zu stören.
Wir fahren bis zum Randgebiet des Campuses und halten direkt vor einem großen Verbindungshaus. Es ist kleiner als das, in dem die letzte Party stattfand, doch dafür eleganter. Es erinnert eher an eine Villa mit all den Säulen.

»Eines der Verbindungshäuser der Girls.«, klärt mich Gabe auf, als er mir aus dem Auto hilft und meinen verwirrten Blick bemerkt. »Die mit den reichen Daddies.«, ergänzt Toni mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme. Gabe und Ronnie lachen, doch ich finde nichts, worüber ich lachen kann, also schaue ich mir einfach nur auf die Schuhspitzen.

Ronnie und Toni laufen Händchen haltend zum Eingang und Gabe und ich folgen ihnen wie ein lächerlicher Anhang. Nur wenige Sekunden nachdem Toni geklingelt hat, reißt eine Blondine die Tür auf und schaut uns verwundert an. »Antonia, mit dir und deinen... Freunden habe ich überhaupt nicht gerechnet.«, sagt sie mit einer überaus schrillen Stimme.

»Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass uns dein fake Gesicht die Tür öffnet, Spencer.«, erwidert Toni kühl, worauf Gabe sich neben mir beinahe verschluckt, so sehr muss er sich beherrschen, nicht zu lachen.

Den empörten Gesichtsausdruck von Spencer nicht beachtend, läuft sie einfach an ihr vorbei und zieht Ronnie hinter sich her. Wir folgen ihnen, doch Spencer drängelt sich zwischen uns und sagt mit ihrer nervigen schrillen Stimme: »Wieso hast du geklingelt? Du besitzt einen Schlüssel.« Toni läuft einfach weiter durch das Haus, welches sehr minimalistisch, aber prunkvoll eingerichtet ist.

»Muss ihn wohl verlegt haben.« Mit viel Kraft öffnet sie letztendlich die große verglaste Terrassentür und gibt den Blick auf einen überfüllten Garten frei. »Ich dachte, wir würden nur auf eine kleine Gartenparty gehen.«, flüstert mir Gabe meinen eigenen Gedankengang zu. Ich zucke verwirrt und entsetzt mit den Achseln und schaue über die Partygäste.

Im Pool wird wie verrückt geplanscht und drumherum räkeln sich einige Mädchen in knappen Bikinis. Auf dem Rasen wird zu der Musik getanzt und überall sitzen Leute herum und erzählen. Es war das reinste Durcheinander. Ronnie blickt sich einmal zu mir um und verzieht leicht entschuldigend ihr Gesicht. Ich nicke ihr nur zu und versuche ihr wirklich nicht böse zu sein, denn sie wusste es einfach nicht besser.

»Wollen wir uns etwas zu trinken holen?«, fragt Gabe und schaut mich mit seinen großen braunen Augen an. Ich bemerke das leichte Grinsen, welches Toni ihrem Stiefbruder zuwirft und blitzartig verstehe ich. Ich verstehe, dass Gabe dabei ist, um mich zu beschäftigen, während Toni ungestört mit Ronnie zusammen sein kann. Ronnie sollte mich nur fragen, ob es ok ist, dass er mitkommt, damit ich denke, dass sie sich wirklich Gedanken um mich macht.

FelicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt