Kapitel 7:

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Mein Wecker klingelt am nächsten Morgen und Ronnie stöhnt laut auf. Danach dreht sie sich auf die andere Seite und schläft weiter. Leise schlüpfe ich aus meinem Bett und schleiche zu meinem Schrank, um meine Waschtasche und Klamotten für den Tag herauszuholen.

Gähnend öffne ich die Tür und währe beinahe über ein Tütchen gefallen, welches vor der Zimmertür steht. Ich hebe sie neugierig auf und schaue hinein. Beinahe hätte ich mich an meinem eigenen Speichel verschluckt, als ich das rote Spitzentop von Ronnie erblicke. Woher, zur Hölle, weiß er, wo wir wohnen?

Ich schmettere die Tüte in unser Zimmer und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen, um mich auf den Weg in die Waschräume zu machen. Glücklicherweise muss ich nicht lange anstehen, da ich mir meinen Wecker extra eine Dreiviertelstunde früher gestellt habe.

Während das abwechselnd heiße und lauwarme Wasser auf meine Haut prasselt, schweifen meine Gedanken ständig zu Cal ab. Er ist so unberechenbar. Auf der Party war er fürsorglich, doch weitgehend distanziert, im Coffeeshop hat er seine eiskalte Fassade aufgerichtet, die ich auch an dem Abend der Party bereits gesehen habe und heute morgen liegt Ronnies Shirt vor der Tür als wäre es keine große Sache.

Ich hätte am Liebsten frustriert aufgeschrien. Wieso mache ich mir darum überhaupt solche Gedanken? Ich sollte mich lieber auf den ersten Schultag konzentrieren und nicht auf irgendeinen Kerl, der mir nicht einmal sympathisch ist.

Nachdem ich aus der Dusche steige, föhne ich mein Haar und putze meine Zähne, auch wenn ich noch nicht gefrühstückt habe. Ronnie und ich wollen erst nach meiner zweiten Vorlesung frühstücken gehen, da ihre heutigen Vorlesungen erst am Nachmittag stattfinden.

Wirklich sicher, ob ich es so lange ohne Essen aushalte, bin ich mir nicht, doch es ist echt schwierig Ronnie eine Idee aus dem Kopf zu schlagen. Mit einem Handtuch um meinen Körper gebunden gehe ich zurück in unser Zimmer und entdecke sie mit verwuschelten Haaren auf ihrem Bett sitzend das Oberteil in ihren Händen anstarrend. »Es ist sogar gewaschen.«, sagt sie ungläubig ohne von der roten Spitze aufzuschauen.

»Ja, dass es tatsächlich Wunder gibt.« Der ironische Unterton in meiner Stimme ist nicht zu überhören. Ich schnappe mir ein dunkelblaues Polokleid aus meinem Schrank und werfe es mir über. »Ich weiß, du möchtest nicht mit mir darüber reden und ich würde auch nicht abstreiten, dass ich neugierig bin und es dir deshalb anbiete«, Ronnie lacht leise in sich hinein, »Doch wenn du reden möchtest, ich bin für dich da.«Ich werfe ihr einen amüsierten Blick über meine Schulter zu. »Natürlich nicht aus purem Eigennutz.« Ein Kissen trifft mich direkt ins Gesicht und wir verfallen in lautes Gelächter.

Nachdem ich fertig angezogen bin und mir noch etwas Lipgloss auf die Lippen getan habe, schnappe ich mir meinen Rucksack und verabschiede mich von Ronnie.

»Ich wünsche dir einen wunderschönen ersten Schultag.«, zwitschert sie und lässt sich kichernd zurück in ihr Bett fallen. Ich mache lächelnd eine obszöne Geste und lasse dann die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

Der Weg zu dem Gebäude, in welchem mein Seminar stattfinden soll, dauert eine viertel Stunde und die Sommerhitze macht diesen nicht erträglicher. Bereits am frühen Morgen sind es 23 Grad im Schatten. Als ich am Zentrum des Campus ankomme, kommen mir viele Studenten und Studentinnen entgegen und strömen in die verschiedensten Richtungen.

Die Sonne ist so hell, dass ich mich bereits ärgere, dass ich keine Sonnenbrille mitgenommen habe. Wie sehr ich mir nun wünsche, ein Handy zu haben und Ronnie schreiben zu können, dass sie meine Sonnenbrille mitbringen soll. Das alte Sandsteingebäude, welches offenbar Gebäude D ist, lockt mich sofort mit seinem Charme hinein.

Die Eingangshalle ist riesig und eindrucksvoll. Mir fällt erst auf, dass ich mitten im Weg stehen geblieben bin, als ich von einem Studenten in meinem Alter angerempelt werde. Wir entschuldigen uns gleichzeitig, selbst wenn ich eindeutig Schuld an diesem Missgeschick bin und schon ist er wieder verschwunden. Bevor ich die breite Treppe hinaufgehe, schaue ich mir den Gebäudeplan an und finde meinen Seminarraum in der dritten Etage.

FelicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt