Kapitel 13:

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»Warte!«, schreie ich aufgebracht und sprinte durch die Tür des Wohnheims. Cal möchte gerade in sein Auto einsteigen, hält jedoch bei meinem hysterischen Kreischen verwirrt inne. Seine wunderschönen Augen landen auf mir und ein verdächtiges Funkeln ist zu sehen. Mit einem Grinsen legt er seinen Arm auf das Dach seines schwarzen Pontiac GTOs und schaut mir abwartend entgegen. Seine Art ist so entspannt und erdend, dass ich mich am liebsten an ihn geworfen und nie wieder losgelassen hätte.

Schweratmend komme ich am Auto zum Stehen. Mein Blick streift seinen und beinahe hätte ich mich verschluckt. »Was-«, setzt er an, doch ich lasse ihn nicht aussprechen, sondern reiße einfach seine Autotür auf und steige hinein. »Hau mit mir ab!« Fordernd schaue ich ihn durch das heruntergekurbelte Fahrerfenster an, durch welches er mich nun überfordert anstarrt. »Was?«, sagt er ungläubig und zieht seine dunklen Augenbrauen zusammen.

»Das alles-«, ich mache eine vage Handbewegung, die alles näher definieren soll, »geht mir tierisch auf die Nerven. Ich muss hier weg.« Als Cal noch immer keine Anstalten macht, einzusteigen, schaue ich ihm tief in die Augen und Wimmer verzweifelt, denn das war ich: »Bitte...« Ich höre ein lautes Ausatmen, dann reist er seine Tür auf und lässt sich auf seinen Sitz fallen. »Wehe, ich werde das hier bereuen.«

Wir schnallen uns beide an, wobei sich unsere Blicke erneut kurz treffen. »Du meinst, wehe, du wirst es nicht bereuen.« Grummelnd schüttelt er den Kopf und dreht den Schlüssel seines lauten Oldtimers um. Und dann fahren wir. Wohin, weiß nur er. Warum, weiß nur ich. Und noch nie zuvor habe ich mich so stark und frei gefühlt.

Die Fahrt verläuft ähnlich wie unsere vorherige. Im Radio laufen alte Rock Songs und wir schweigen uns nur an. Der Wind, der durch unsere Fenster in den Innenraum des Fenster bläht, verwüstet Cals dunkles Haar. Ich bin mir sicher, dass auch meins nicht besser aussieht, jedoch sieht er so unglaublich niedlich aus, wobei ich eher einer Vogelscheuche ähnle.

»Ich halte an der nächsten Tankstelle an. Du brauchst Wasser und ich habe nur noch eine alte halbgefüllt Flasche auf dem Rücksitz liegen.« Seine große Hand umfasst den Schaltknüppel und schaltet einen Gang herunter, als er ein Tankstellenschild entdeckt. Ich Taste meine Hosentasche ab, doch dort ist nichts. »Du Cal« Sein Kopf huscht zu mir. Dunkle Locken hängen ihm im Gesicht und - Verdammt, seine smaragdgrünen Augen ziehen mich jedes Mal aufs Neue in einen unbeschreiblichen Bann. »Ich... ich... ich habe mein-« Ich kann nicht einmal aussprechen, da sagt er bestimmt: »Nicht schlimm, ich habe ja etwas dabei.«

Während Cal aus dem Auto steigt und mir etwas zu trinken holt, suche ich eine Toilette auf. Die Luft ist stickig heiß und die Sonne steht direkt am Zenit. Sofort laufen mir kleine Schweißtropfen die Schläfe hinunter und ich bin dankbar, dass Cal Wasser holen gegangen ist. Lange hätten wir es bei den Temperaturen wahrscheinlich nicht ohne Trinken ausgehalten.

Als ich von der Toilette zurückkehre, steht Cal bereits an seinem Auto und verfolgt meine Schritte mit wegen der Sonne zusammengekniffenen Augen. Seine Körperhaltung ist leicht verkrampft, dafür ist sein Gesichtsausdruck nicht so streng wie sonst. Seine vollen Lippen sind zu einem leichten Lächeln verzogen und die dunklen Haarsträhnen in seinem Gesicht lassen ihn jünger wirken. Wobei ich gar nicht weiß, wie alt er ist...

»Wie alt bist du eigentlich?«, frage ich, während ich mich auf den Beifahrersitz schwinge. Überrascht zieht er seine Augenbrauen hoch und folgt mir in das Innere seines Autos. »Es ist verdammt gruselig, was wir hier gerade machen. Das müsste dir doch anhand dieser Frage schon bewusst sein, oder?« Genervt verdrehe ich meine Augen.

»Was mir jedenfalls anhand deiner Antwort bewusst ist, ist dass du steinalt sein musst, um so ein Langweiler zu sein. Wie alt bist du? Sechzig?!« Diesmal verdreht er seine Augen, doch ich sehe, wie sich seine Mundwinkel leicht anheben. »Du scheinst mir einfach nicht der Mensch für solche spontanen und riskanten Aktionen zu sein. Das ist alles.« Er wirft mir einen ermahnenden Blick zu, als ich genervt aufstöhne. »Und ich bin 21.«

FelicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt