Kapitel 11:

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»Hey Alaska, nicht einschlafen!« Eine Hand packt mich fest am Knie und ruckelt mich wach. Mir fällt es schwer meine Augen offen zu halten, denn nicht nur der Schwindel ist unerträglich, sondern auch die Kopfschmerzen. »Verdammt, ich hätte noch mehr Wasser mitnehmen sollen.«, wirft Callum sich vor und zieht seine Hand zurück.

Die Sonne hat beinahe den Himmel verlassen und tänzelt blutrot über der Erde. Jeden Moment würde sie untergehen. Ich kann mich kaum bewegen und jedes Wort, welches ich mit meinem Mund forme, ist kaum zu verstehen. »Wir sind gleich da.«, sagt er beruhigend und biegt um die Kurve. Ich kann das Haus bereits am Ende der Straße erkennen und kann es kaum erwarten, endlich zu schlafen.

Als das Auto steht, steigt er sofort aus und sprintet um die Motorhaube herum, um mir die Tür zu öffnen und mich herauszuholen. Ich versuche nicht einmal mehr, etwas zu sagen, sondern lasse Callum einfach machen, was er für richtig hält. »Fuck, ich habe keinen Plan, wie ich die Tür aufbekommen soll.« Doch ihm wird bereits zuvorgekommen, denn jemand reist die Tür auf. »So früh warst du ja noch nie-« Er hält inne und starrt mich verwirrt an. Es ist derselbe Kerl, dem ich am Sonntag morgen begegnet bin und der Callum auch ins Café begleitet hat.

»Sie schon wieder? Was auch immer das hier wird,Cal, wir haben bereits darüber geredet.« Callum lässt sich nicht von ihm aufhalten, sondern quetscht sich an ihm vorbei in den großen Flur. »Hör auf mich vollzulabern, Blake, und hol mir eine Aspirin und so viel Wasser wie du auftreiben kannst!« Jaques läuft uns hinterher. »Aber-« Sofort wird er von Callum unterbrochen und eilt in die Küche.

Ich stöhne auf, weil mir die Treppenstufen plötzlich so unendlich vorkommen. »Es wird alles gut. Gleich haben wir es geschafft.« Und er hat Recht. Kaum haben wir die letzte Stufe erklommen, sind es nur noch wenige Schritte bis zu seinem Zimmer. Mit seinem Ellenbogen drückt er die Klinke herunter und durchquert den Raum. Danach legt er mich vorsichtig auf seinem Bett ab und kniet sich vor mich, um mir meine Schuhe abzustreifen.

Die Matratze ist so bequem und weich, dass mein gesamter Körper einsinkt. Es fällt mir so unglaublich schwer, nicht einzuschlafen. Ich bekomme nicht mehr viel mit, außer dass Blake Wasser und eine Aspirin bringt und Cal mich liebevoll versorgt. Mit einem nassen Handtuch im Nacken und auf der Stirn schlafe ich letztendlich ein und sinke tief in die Schwärze meines Schlafes ein.

***

Ich kann nicht genau sagen, wovon ich geweckt werde. Entweder ist es der kühle Windzug, der durch meine feuchten Haare bläst und meine noch immer überhitzte Haut sanft streift oder es ist die Tatsache, dass ich in seinem Bett liege. Jedenfalls reiße ich schlagartig meine Augen auf und werde sofort von grellen Sonnenstrahlen geblendet, die durch die geschlossenen Jalousie direkt auf das Bett scheinen.

Als ich das Gewicht auf meinem Bauch bemerke, hebe ich vorsichtig meinen Kopf und starre entsetzt den Arm an, der dort liegt. Langsam lege ich meinen Kopf wieder ab und drehe ihn möglichst leise nach Rechts.

Hallelujah... Hilflos schaue ich in Cals schlafendes Gesicht. Seine schwarzen vollen Wimpern werfen dunkle Schatten auf seine hohen Wangenknochen, an Stelle seines sonst konzentrierten und kritischen Gesichtsausdrucks, ist der Ausdruck auf seinem Gesicht nun friedvoll, unbekümmert und seine harten Gesichtszüge sind weich und wunderschön. Sie gleichen beinahe denen eines Engels.

Beinahe hätte ich aufgelacht. Ich kenne ihn ja nicht einmal... Und wahrscheinlich ist er das komplette Gegenteil eines Engels. Am liebsten würde ich meiner Mutter die Schuld für meine Unerfahrenheit geben. Hätte ich normale Erfahrungen sammeln können, würde ich nicht den erstbesten Kerl, der nett zu mir ist, und das noch nicht mal immer, anschmachten.

FelicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt