Kapitel 12:

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Die gesamte Autofahrt lang schweigen wir. Nachdem wir eingestiegen sind, hat Cal sofort das Radio laut gemacht und nun hören wir seit einer Weile alte Songs aus den 50s.

Ich habe meine Fensterscheibe ganz heruntergekurbelt und der laue Wind weht mir angenehm in das Gesicht. Die Luft riecht nach einer Mischung aus salzigen Meerwasser und Wald. Entspannt lasse ich mich in den ledernen Sitz fallen und lausche mit geschlossenen Augen Cals tiefem Summen.

»Ich habe nachgedacht« Neugierig öffne ich ein Auge und blicke ihn an. »Und worüber?«, frage ich, worauf er seinen Blick kurz von der Straße zu meinem Gesicht lenkt. »Über deine Revanche für meine endlosen Rettungsaktionen.« Ein Husten entschlüpft mir und ich richte mich in meinem Sitz auf.

»Ach komm schon! Du hast mir erst zwei Mal geholfen... ist gut für deine Karma.« Seine grünen Augen landen amüsiert auf mir, doch ich halte ihnen stand. »Sei froh, dass ich nicht zwei Revanchen einfordere.« Ich kann über seinen vollen Lippen den Schatten eines Bartes erahnen und ich bin mir sicher, dass er ihm ausgezeichnet stehen würde.

Ich schlucke schwer und blicke schnell aus der Windschutzscheibe. »Du bist ein Idiot!«
»Und du eine Zicke!«
Frustriert beiße ich mir in die Unterlippe und lasse meinen Kopf gegen die Kopflehne knallen.

»Also-«, setzt er an, worauf ich aufstöhne, was ihm wiederum ein lautes Lachen entlockt und bei diesem rauen und vollen Klang, fühlt sich mein Herz plötzlich doppelt so schwer an als sonst.
»Lass mich doch bitte einmal ausreden.« Beschwichtigend hebe ich die Hände und warte ab.

»Geh mit mir aus!« Erschrocken schaue ich ihn an. Der Schalk in dem Grün seiner Augen ist kaum zu übersehen. »Natürlich nur, um zu sehen, wie lange wir brauchen, bis wir uns an die Gurgel gehen.«

Nun ist mein Herz ganz sicher nicht mehr schwer, sondern unglaublich leicht und es rast unkontrolliert in meiner Brust. Ich weiß, dass ich eigentlich über seinen Witz lachen sollte oder wenigstens schmunzeln, doch ich kann nicht anders als ihn entsetzt anzusehen.

Sprachlos sitze ich also da und überlege fiebernd, was ich antworten soll. Möchte ich denn überhaupt? Natürlich, Cal sieht unglaublich gut aus, doch er hat Recht, wir würden uns bei der erstbesten Gelegenheit an die Gurgel gehen.

»Schau mich nicht so ungläubig an. Schöne Mädchen ausführen ist nach schlafen, essen und pinkeln meine meist ausgeführte Aktivität.« Die Gesichter der beiden Barbies von gestern schießen mir ins Gedächtnis. Wie konnte ich nur denken, es wäre etwas besonderes, wobei er gestern mit zwei unterschiedlichen Mädchen rumgemacht hat?

»Dann denk dir eine neue Revanche aus. Ich würde niemals mit einem solchen Idioten wie dir ausgehen.«
Schmollend lehne ich mich in meinem Sitz zurück und halte eine Hand aus dem Fenster. »Du bist unglaublich...«, stellt Cal sprachlos fest und schaltet in einen anderen Gang. »Und du bist unverbesserlich.«, schnappe ich zurück. Ganz die Zicke, für die er mich hält.

»Es kann doch einfach was unverbindliches sein.«, versucht er es erneut, worauf ich ihn todernst anstarre und erwidere: »Sehe ich aus, als würde ich unverbindliche Dinge tun?«

»Ehrlich gesagt siehst du so aus als würdest du gar keine Dinge tun.« Entsetzt schnappe ich nach Luft. Normalerweise überhöre ich solche Kommentare einfach. Es ist mir egal, was andere Leute über mich denken und doch verspüre ich den Drang, Cal vom Gegenteil zu überzeugen. Ich möchte ihm zeigen, dass ich anders kann sein, dass ich es will.

FelicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt