Kapitel 8

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"Warum sprichst du Französisch?"

Callahan verdrehte genervt die Augen. Seit er hier auf der Farm war, kam die Tochter von Master Clarke beinahe täglich zu ihm, um ihn diese Frage zu stellen. Meist konnte er ihr entkommen, doch gerade heute hatte Mr. Mullan ihn hinter das Haus geschickt, um für Lady Ava ein Beet auszustechen. 

Lady Ava ruhte sich auch nicht auf ihrem Wohlstand aus und sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ein Kräuterbeet zu errichten, um einige Heilkräuter zu pflanzen, die Duncan ihr vorgeschlagen hatte. Diese Arbeit benötigte nur einen Mann und Rachel schien den Augenblick abgewartet zu haben, um ihn wieder zu nerven.

"Ich wünsche dir einen Guten Tag, Mademoiselle." 

Er verbeugte sich spöttisch vor ihr und Rachel schnaubte, was ihn zum Lachen brachte.

"Was hast du denn, Mademoiselle? Darf ich dir nun nicht einmal mehr einen schönen Tag wünschen?"

Rachel setzte sich auf einen Hocker, den Bryan angefertigt hatte und legte ihren Kopf auf die aufgestützten Hände.

"Wenn ich es ernst nehmen könnte. Callahan, dann würde ich mich wahrscheinlich sehr über deinen Gruß freuen, aber du willst mich selbst mit diesen einfachen Worten in Rage versetzten, so dass ich dir dann deine Ruhe lasse."

Callahan lachte leise.

"Da stimme ich dir in gewisser Weise zu, Mademoiselle Rachel."

Sie schnaubte erneut.

"Ich sollte Vater darum bitten, dich auspeitschen zu lassen, weil du so frech zu mir bist."

Callahan stützte sich auf seinen Spaten auf und lachte schallend.

"Das machst du nicht, weil du weißt, du wärst im Unrecht. Und weil du das weißt, hättest du so ein schlechtes Gewissen, dass du selbst diese Aufgaben hier übernehmen würdest, die du gar nicht magst, nur um Buße zu tun. Deine Eltern würden sich darüber wundern und so lange nachfragen, bis sie die Wahrheit wissen." Er beugte sich zu ihr. "Und dann würdest du bestraft werden."

Auch wenn Master Clarke ein sehr strenger Herr war, so war er doch gerecht und er duldete nicht einmal, dass seine Kinder die Unwahrheit sprachen.

"Du müsstest einfach nur meine Frage beantworten und du wärst mich los."

Callahan trieb wieder das Blatt der Schaufel in das Erdreich und lockerte den Boden. Er wunderte sich, dass Rachel auf einmal neben ihm hockte und die Steine entfernte, die er zu Tage förderte.

"Du hast mich nicht anständig gefragt, Rachel. Du hast eigentlich immer nur eine Antwort gefordert, aber mich nie höflich gefragt."

Sie hielt einen Augenblick mit ihrer Arbeit inne und sah ihn verdattert an. Doch dann kniff sie leicht ihre Augen zusammen.

"Nun, dann bitte ich Euch, Master Callahan, mich gütig aufzuklären, bei wem ihr die französische Sprache gelernt habt und ob ihr noch weitere Sprachen beherrscht."

Er lachte leise, denn obwohl sie ihre Wut zu unterdrücken versuchte, klang sie niedlich.

"Nun, Mademoiselle Rachel, ich bin beschämt zugeben zu müssen, dass es nur die englische und französische Sprache ist, die ich beherrsche. Und natürlich die Sprache meiner Vorfahren, welche ihr Engländer so verflicht. Französisch habe ich auf der langen Seereise von Duncan gelernt. Verbessert habe ich sie im Arbeitslager, wenn ich dazu Zeit fand."

Wieder starrte sie ihn an.

"Du hast es innerhalb von drei Monaten gelernt? Du willst mich veralbern."

CallahanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt