Kapitel 27

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Callahan saß wieder am Fluss und tauchte abwechselnd seine Arme und seine Beine in das Wasser. Sean war vor einiger Zeit wieder in die Baracke gegangen um weiter zu schlafen, aber Cal wollte noch hier bleiben. Selbst in der Nacht kühlte es nicht wirklich ab und der Fluss war die einzige Möglichkeit, sich etwas Erfrischung zu verschaffen.

Einige Minuten wollte er noch bleiben und sich dann ein letztes Mal in die Fluten stürzen, bevor er wieder zu seiner Pritsche zurückkehrte.

Langsam hob er das Gesicht zum Mond und schloss die Augen. Er sollte wirklich schlafen gehen, denn morgen war ein anstrengender Tag und Hamish, der ja nun der Vorarbeiter war, verstand keinen Spaß, wenn man faul herum saß. Nicht einmal bei seinen Freunden.

Leise raschelte es hinter ihm.

"Es ist dir doch zu warm. Ich habe es dir gesagt, Sean."

Aber es war nicht Sean, der ihm antwortete.

"Es ist in der Tat zu warm, auch wenn ich nicht Sean bin."

Callahan konnte nicht sagen, dass er überrascht war. Nein, er hatte erwartet, dass Rachel ihn eines Nachts hier aufsuchen würde. Leise seufzte er, verschwand aber nicht, als sie sich neben ihn setzte.

Auch sie streckte ihre Füße ins Wasser und stöhnte wohlig auf.

"Himmel, das tut so gut."

Sie stopfte ihr Nachthemd zwischen ihre Beine und robbte weiter nach vorne, damit auch ihre Waden gekühlt wurden.

Callahan schluckte hart, als er den größten Teil ihrer Beine sah.

"Das ist nicht schicklich.", murmelte er und Rachel nickte.

"Richtig. Es ist nicht schicklich, aber du bist der einzige Mann, der mich jemals so unbekleidet sehen wird. Und da wir Freunde sind, ist es mir egal."

Er schnalzte mit der Zunge.

"Bitte nicht. Noch eine Schauergeschichte über deinen Mann möchte ich nicht hören. Ich kann sonst bald nicht mehr an mich halten, wenn ich ihn sehe."

Sie nickte und lachte traurig.

"Nein, keine Angst. Ich weiß das. Ich nehme an, dass du mir auch deswegen aus dem Weg gehst."

Er stieß seinen Atem aus.

"Ich dachte, wir haben das schon geklärt. Ich bin immer noch ein Sträfling. Du bist die Tochter eines Lords und die Frau eines Captains zur See. Ich dürfte kein Wort an dich richten. Auch wenn er es nicht selbst getan hat, wurden mir sehr eindrucksvoll die Grenzen aufgezeigt, obwohl ich meilenweit davon entfernt war."

Automatisch ging seine Hand zu seiner Schulter, welche von den wulstigen Narben verunstaltet war, die ihm Avery Hall zugeführt hatte.

Rachel zog scharf die Luft ein und nickte.

"Ich weiß, dass ich unvernünftig bin, Cal. Dennoch zieht es mich immer wieder zu dir. Ich kann mir nicht helfen, aber ich sehne mich nach dir, besonders nachdem du meinen Namen..."

Sie stockte und starrte zum Mond.

Eine Weile blieben sie schweigend nebeneinander sitzen und lauschten den Geräuschen des neuen Landes.

Callahan konnte sich denken, was sie ihm sagen wollte, aber er war froh, dass sie es nicht aussprach. Sean erzählte ihm, dass er Rachel in seinen Fieberträumen mehrmals erwähnte, aber wie er schon erklärte, durfte keiner der beiden auch nur an so etwas denken. Schon diese Situation war gefährlich, wenn man nach Rachel suchte und sie hier mit ihm fand.

"Meine Mutter ist wieder aus England zurück.", begann Rachel nach einer Weile.

Callahan hob überrascht seinen Kopf.

CallahanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt