Kapitel 17

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"Ich hoffe, du hast in dem Jahr gut gelernt, in dem du in Sydney warst. Die Berichte der Herren Scott und Tyler sind vielversprechend und ich werde es eingehend prüfen, ob sie Recht behalten."

Der Master saß an seinem neuen Schreibtisch, den Bryan wohl zimmerte. Cal musste sich sauf die groben Schnitzereien konzentrieren, um nicht zu schreien.

 Alles hatte sich in dem einen Jahr verändert, in dem er in Sydney war. Das Haus war prächtiger als vorher und auf den Wiesen, die Dank eines Bewässerungssystems, dass aus mehreren kleinen Gräben bestand, saftig grün waren, grasten mehr Schafe, als er je gesehen hatte. Die meisten von ihnen waren rund und es dauerte bestimmt nicht mehr lange, bis sie die Lämmer gebaren.

Man hatte Callahan kaum Zeit gelassen, vom Bock des Wagens zu springen, sondern brachte ihn sofort zum Master. Er war froh, dass er Sean überredet hatte, sich die Sträflingskleidung über zu ziehen und die Stadtkleidung, wie er sie nannte, in Seans Tasche zu verstecken. Erst war Cal das seltsam vorgekommen, doch Sean warnte ihn, dass es auch in der Hinsicht einige Änderungen gab.

Nun stand er schon eine geraume Zeit vor diesem Schreibtisch und wunderte sich, dass Master Clarke nicht auf dem Feld war, sondern im Haus saß.

"Gut.Scott und Tyler haben dich in den höchsten Tönen gelobt. Immer fleißig, immer bereit zu lernen und du bist dir nicht zu schade, auch mal mehr Arbeit zu übernehmen. Sie sind sehr zufrieden mit dir. Deswegen habe ich beschlossen, dass du in der Zeit, in der du hier bist, meine Bücher führst."

Callahan senkte den Kopf.

"Natürlich."

In dem Moment räusperte sich jemand hinter Callahan.

Master Clarke hob seinen Kopf.

"Ah, Hall. Habt ihr schon unseren klügsten Kopf kennengelernt? Ich habe Callahan gerade über seine neue Aufgabe aufgeklärt."

Callahan sah vorsichtig zu Avery Hall, der zwar lächelte, doch sein Kiefer zusammenbiss, dass man beinahe befürchten konnte, seine Zähne würden herausbrechen.

Callahan hatte sich den nächsten Vorarbeiter als älteren Mann vorgestellt, wohl ein älterer Seemann, der Captain Hadley jahrelang treu diente und nun hier arbeiten wollte, in der Ruhe des neuen Kontinent und der Hitze, die alten Seemännern bekanntlich gut tat.

Doch Avery Hall war noch jung, Callahan schätzte ihn auf etwa dreißig Jahre. Die neunschwänzige Katze, die Sean schon erwähnt hatte, hing an seinem Gürtel und Callahan schluckte trocken, als er die rotbraune Farbe an den Hanfseilen sah, die von Blut stammte. Er war sich sicher, dass die Knoten am Ende der Seile sich in die Haut ein fressen konnten und das Blut nur so zur Seite spritzte. Innerlich schüttelte es ihn, denn er hatte noch alle Erinnerungen an den Auspeitschungen, die auf der Scarborough auf der Tagesordnung standen. Averys Hand ruhte auf dem Knauf der Peitsche und die Adern traten hervor, was sehr männlich auf Callahan wirkte. Er war zwar sehr schlank, aber sehnig.  Auch er trug sein Haar kurz und seine Kleidung war zweckmäßig.

"Ich bin mir sicher, dass ihr den Sträfling nicht wegen der Bücher habt rufen lassen. Es gibt genug Arbeit hier, so dass ich auf keinen Mann verzichten will, auch wenn er nicht so aussieht, als ob er mit den anderen mithalten kann. Und verzeiht, wenn ich den Lobgesängen eurer Finanzverwalter auch nicht zustimmen kann. Wenn ein Sträfling Holz hackt oder Reparaturen am Haus erledigt, ist es für mich selbstverständlich und bedarf keines großen Lobs."

Der Master lachte, aber es klang eher unsicher, als ob er selbst auch Respekt vor Hall haben würde.

"Ich kann Ihnen versichern, Avery, dass Callahan vor seinem Lehrjahr ein sehr guter und lernwilliger Arbeiter war. Im Gegensatz zu anderen wird er keine Schwierigkeiten machen."

CallahanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt