Kapitel 3

1.2K 145 7
                                    

Duncan sollte Recht behalten.

Schon ein paar Tage später wurde Duncan wieder zum Schiffsarzt gebracht, welcher keinen Hehl aus seinem Desinteresse gegenüber den Sträflingen, sowie der offenkundigen Überforderung machte. Er wollte sich auch nicht mit ihnen beschäftigen, dabei war es wirklich sehr einfach, denn die meisten Krankheiten konnte man einfach mit besserer Ernährung vermeiden und auch heilen. Duncan forderte im Namen des Schiffsarzt den Schiffskoch auf, statt dem Getreidebrei, den er sonst den Sträflingen zu Essen gab, einen Eintopf mit Zwiebeln und Kartoffeln zuzubereiten. Außerdem fand er noch Sauerkraut, dass er jedem auf dem Schiff verordnete, egal ob Passagier, Sträfling oder Seemann. In dem Moment schien der Kapitän auch noch mit einverstanden zu sein, denn er stimmte allem zu.

So gelang es Duncan, die Todesfälle durch Skorbut auf der Scarborough auf ein Minimum zu halten. Einige Wochen später erfuhren sie, dass die Neptun nicht so viel Glück hatte. Hier starben schon in den ersten Monate die Männer wie die Fliegen. Dies war nicht nur dem Skorbut zuzuschreiben, ebenso war die Untätigkeit der Offiziere, sowie des Kapitäns ihr Todesurteil.

Auf der Scarborough schien es, als ob der Kapitän so viele Sträflinge lebend in die Kolonie bringen wollte wie es nur ging, so dass er die Jüngeren sogar zur Küchenarbeit in die Kombüse riefen ließ. Callahan schälte mit einem stumpfen Messer so viele Kartoffeln, dass er nachts davon träumte. Seine Hände waren mit kleinen Schnitten übersät, aber wenigstens konnte er so Kartoffeln für die kleine Gemeinschaft stehlen. Das war gefährlich, aber mittlerweile hatte Callahan so seine Tricks. Andere stellten sich weniger klug an und so gab es mehrmals in der Woche eine Auspeitschung und die Sträflinge mussten immer mit ansehen, was die Wärter mit den Männern anstellten.

Bald erreichten sie das Kap der Guten Hoffnung.

Dort hörten die Männer, dass die Guardian , ein Begleitschiff, dass etwas früher als die anderen Schiffe die Reise begannauf einen Eisberg aufgelaufen war und nicht mehr weiter konnte, da die Schäden erheblich waren. Stattdessen mussten die anderen Schiffe die Sträflinge der Guardian aufnehmen.

Doch dann geschah etwas, mit dem keiner der Sträflinge gerechnet hatte.

Es begann kurz nach dem erneuten Auslaufen.

Drei Monate, bevor sie Sydney erreichen sollten.







"Ich muss sagen, dass ich am Anfang nicht gedacht habe, dass ich es auch mal genießen könnte, Kisten und Säcke zu schleppen."

Sean nahm einen Sack mit Getreide, hob ihn auf seinen Rücken und schleppte ihn den Steg hinauf zum Schiff.

Vor drei Tagen waren sie von Bord gebracht worden. Jeder von ihnen bekam eine Fußfessel mit einer schweren Kette, die es ihnen unmöglich machte, Schritte in normaler Länge zu gehen. Im Gegensatz zu den anderen Sträflingen, die immer noch an Bord waren, bekamen sie eine Extra-Ration Essen und sie konnten sich am Frischwasserfass bedienen, dass mehrmals am Tag von den Frauen mit der dunklen Haut aufgefüllt wurde. Um Streit zu vermeiden, schliefen alle Sträflinge, die zum Transportieren der Ware ausgewählt waren, auf dem Deck unter ständiger Bewachung. Aber ihnen war es Recht. Das Wetter war gut und Callahan schlief auf den harten Planken besser, als auf der Pritsche im stickigen Schiffsbauch.

Callahan nahm den nächsten Sack und folgte Sean auf das Schiff.

Auch wenn die Arbeit schwer war und sie sich nicht erlauben durften, eine Pause mehr zu machen, als ihnen zustand, bot diese Arbeit Abwechslung und sie waren froh, dass sie es übernehmen durften.

Mit ihnen arbeiteten noch dreißig andere Sträflinge, aber mit denen hatte sie kaum Kontakt, da sie weiter weg mit dem Vieh zu tun hatten.

Bis auf heute.

CallahanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt