Kapitel 37

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Wieder war ein Tag vorüber gegangen, in dem Cal Geld verdiente, was ihn allerdings nicht befriedigte. Chen Lus Familie hatte ihm vorgeschlagen, auf den Spuren von Marco Polo zu wandeln und ganz Asien zu durchreisen, um neue Möglichkeiten zu entdecken.

An solchen Tag wie heute schien ihn diese Aussicht mehr als Willkommen.

Müde rieb er sich an der Nasenwurzel, während er sich auf den Weg zu seinem Haus machte.

Die Träger, die am Tag an jeder Ecke zu finden waren, saßen nun zu Hause. Es war einfach zu spät geworden, aber Callahan wollte unbedingt noch dieses Geschäft hinter sich bringen und es war eine harte Verhandlung mit diesem französischen Halsabschneider, der sich Händler nannte. Da Callahan noch etwas wütend über das arrogante Gebaren des Franzosen war, schlug er das Angebot seines Gastgebers aus, der ihm eine Sänfte oder ein Pferd anbot.

Nun ja, ihm blieb nun nichts anderes übrig, als zu laufen, doch da der Mond hoch am Himmel stand und die Straßen matt erhellte, fiel ihm das nicht all zu schwer. Es würde ihm auch gut tun, denn der Franzose hatte die ganze Zeit diese Zigarren geraucht und in einem geschlossenen Raum war das nicht gerade ein Vergnügen gewesen. Die Augen brannten Cal immer noch leicht und seine Kehle kratzte seltsam.

Tief zog er die frische Nachtluft in seine Lungen, bevor er anfing zu laufen. Schnell ließ er die Häuser am Hafen hinter sich und wich einigen betrunkenen Seeleuten aus, die ihren Landgang gebührend feierten. Einige erkannten Cal sogar und versuchten ihn zu einem Trunk in eine der Spelunken zu locken, doch Cal lehnte lächelnd ab. Aber gegen einen kleinen Plausch war er nicht abgeneigt und so kam es, dass es tiefste Nacht war, als Cal endlich den Hafenbereich verließ und sich anschickte, den Hügel zu erklimmen, auf dem sein Haus stand. Einen Moment starrte er auf den Weg, dann lief er langsam los.

Die Zikaden, die er aufschreckte, zirpten empört, als sie wieder im Gras landeten und er schreckte auch einige Glühwürmchen auf, die in die Höhe flatterten wie die kleinen Elfen aus den Märchen, die Clara immer den jüngeren Brüdern erzählte, damit sie ihren Hunger nur für einen kleinen Moment vergaßen.

Leise seufzte er und überlegte sich, wie Clara wohl nun aussehen würde. Sie war nun neunzehn Jahre alt und bestimmt eine Schönheit mit ihren hellblonden Haar und den blaugrünen Augen, mit denen sie immer geschafft hatte, dass er ihre Wünsche zu erfüllen versuchte. Cody war nun fünfzehn und Callahan war sich sicher, dass er tatsächlich der Bursche war, von dem Edward geschrieben hatte. Cody war schon immer ein schlauer Kopf gewesen. Noch schlauer als er selbst und ihm sagte man schon nach, er würde alles sehr schnell auffassen. Cainneach war zwei Jahre jünger als Cody und Callahan hoffte, dass auch sein kleiner Bruder nicht dem Hungertod erlegen war.

Wieder seufzte er leise.

Er betete jeden Tag darum, dass er die Geschwister bald wieder sehen könnte. Er träumte sogar von einer kleinen Farm, auf der sie alle zusammen leben konnten, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Clara nicht mittlerweile verheiratet war. Er wusste nicht, ob seine Geschwister überhaupt zu ihm wollten, denn immer noch hegte er das Gefühl, dass er sie im Stich gelassen hatte. Doch er konnte doch träumen, oder?

Ganz in Gedanken versunken achtete er nicht mehr auf die Umgebung und spürte auf einmal ein Messer an seiner Kehle. Ein Gestank, den er eigentlich vergessen wollte, waberte zu seiner Nase, dass ihm übel wurde.

Eine Hand fuhr beinahe zärtlich über seinen Hals und er spürte, wie eine Zunge die Haut an seinem Nacken ableckte. Ekel überkam ihm und am liebsten wäre er davon gelaufen, doch das Messer hinderte ihn daran.

"Mein lieber Junge!", schnurrte Brown hinter ihm. "Was hast du nur deinem perfekten Knabenkörper nur angetan? Warum wurdest du zum Mann, ohne mich um Erlaubnis zu bitten?"

CallahanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt