Kapitel 25

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"Du bist dümmer als ich geglaubt hätte. Wie konntest du nur so die Beherrschung so verlieren und den jungen Iren beinahe zu Tode prügeln?"

Avery knurrte Errol böse an, während er seine Habseligkeiten in einen Seesack packte. Errol lehnte sich mit gekreuzten Armen an den Türrahmen dieser schäbigen Behausung und betrachtete, wie Avery seine Peitschen und Gerten liebevoll in eine Kiste packte. Diese Sachen behandelte er schon immer sehr sorgfältig, als ob sie sein größter Schatz wären.

"War es nicht Eure Schuld, Captain? Ihr habt mich doch auf den Jungen angesetzt und Ihr sagtet, dass ich den verfluchten Iren zuerst von Eurer Frau fernhalten und danach Respekt beibringen soll."

Errol schnaubte kurz.

"Seit dieser Bengel wieder hier ist, habe ich das Gefühl, dass alle aufsässig gegen mich werden. Rachel verweigerte mir sogar den Beischlaf, wenn ich nicht baden würde. Ihr Vater hat mir heute angedroht, dass er meine leichte Züchtigung seiner Tochter nicht mehr dulden würde."

Avery lachte gehässig.

"Ihr züchtigt Eure Frau, Captain? Unter dem Dach des Masters? Und Ihr bezeichnet mich als dumm?"

Errol hob sein Kinn.

"Es ist mein Recht."

Avery zuckte mit den Schultern.

"Recht oder nicht. Der Master sieht es nicht gerne, wenn Ihr seine kleine Tochter verprügelt. Und noch seid ihr nicht der Herr hier."

Errol knurrte leise.

"Sie denkt nur an diesen jungen Burschen und das gefällt mir nicht. Ich bin mir sicher, dass sie sich heimlich auf ein Stelldichein treffen, wenn ich nicht in ihrer Nähe bin."

Avery lachte.

"Das ist Euer Problem? Ihr denkt, Ihr könnt mit dem Burschen nicht mithalten?"

Errol war kurz davor, seinen ehemaligen Steuermann zu verprügeln, dabei war er der Mann, bei dem es ihm nicht passieren durfte. Avery Hall wusste einfach zu viel. Er wusste, dass Errol ein lausiger Kapitän gewesen war, der sich beim Anzeichen des ersten Sturms in seine Kajüte verzog, um sich vor Angst in seine saubere weiße Hose zu pissen und nach seiner Mutter zu heulen. Vorher war er nie in so einen Sturm geraten, weil sein Vater immer seine schützende Hand über ihn legte und brav jedes Seeamt für seinen Sohn bezahlte. Doch Avery fand ihn in diesem unwürdigen Zustand, hielt aber seinen Mund. Auch später schien er immer ein Auge darauf zu haben, dass niemand seine Fehler bemerkte. Errol wurde immer abhängiger von Avery, der jederzeit ausplaudern könnte, was für ein Waschlappen er doch eigentlich war.

"Natürlich kann ich mit ihm mithalten. Ich bin älter als er und erfahrener. Außerdem ist er nur ein Sträfling und ich..."

Er stutzte. Warum verteidigte er sich eigentlich vor Avery?

Langsam richtete er sich zu seiner vollen Größe auf.

"Ich werde die Farm bald übernehmen. Und dann werde ich dafür sorgen, dass er in Sydney bleibt. Ich will ihn nicht in der Nähe meiner Frau haben. Es wäre sogar besser, wenn er eingesperrt werden würde."

Avery neigte etwas seinen Kopf.

"Ihr seid aber nicht der Herr. Nicht einmal, wenn der Master sterben sollte und der ist gesund wie ein Ochse."

Errol lachte.

"Du meinst den jungen Master? Cedric? Das ist ein verweichlichter, kranker Bursche, der hier nicht überleben wird."

Avery zog seine Schultern bis fast zu den Ohren.

"Aber ihm scheint es im Moment gut zu gehen. So wie ich den Master verstanden habe, will er die Geburt seines Kindes abwarten und dann mit seiner Familie wieder übersiedeln, sobald sein Spross die lange Seereise gut überstehen kann."

CallahanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt