Kapitel 20

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*Amara*

Gerade hatte ich es geschafft mich in einer halbwegs bequemen Position aufs Bett zu setzten, da klopfe es auch bereits erneut an der Türe. Wieso klopfte man an die Türe wenn sowieso nur eine Omega dahinter war? Ich verstand dieses Rudel nicht. "Herein?" leise gab ich eine Antwort und hoffte einfach auf eine positive Reaktion. Herein kam Marcel. Augenblicklich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Er balancierte ein ziemlich großes Tablett auf seiner rechten Hand und grinste mir ebenso entgegen. "Guten Morgen Luna, ich bring das Frühstück" seine strahlend weißen Zähne blitzten mir entgegen und ließen mich sogleich noch etwas mehr strahlen. Es dauerte etwas, bis seine Worte in meinem Kopf angekommen waren. Luna? Was sagte er denn da? "Ich bin nicht deine Luna" erwiderte ich daher trocken. Wollte in diesem Rudel denn keiner verstehen, dass ich keinen Mate haben konnte? Die Luna war die Gefährtin des Alphas. Doch diese war ich gewiss nicht. Marcel's Lächeln fiel binnen weniger Sekunden. Schwer schnaufend stellte er das Tablett auf dem Schreibtisch des Königs ab und kam dann auf das Bett zu. Neugierig musterte ich ihn sowie er mich. "Hat er was dummes gemacht? Ich weiß, manchmal ist er aufbrausend und stur aber ich schwöre dir er ist eigentlich ein toller Kerl. Lern ihn erstmal kennen, dann wirkt er auch nicht mehr so einschüchternd. Gib ihm eine Chance" beinahe flehend musterte er mich mit seinen großen grünen Kulleraugen. Hatten in diesem Rudel denn alle den Verstand verloren? Verständnislos musterte ich ihn. Oder war das alles ein blöder Scherz? Machte man sich über mich lustig? "Ich habe keinen Mate, ich bin eine Omega. Genauso wie du. Wir haben keine Mates" meine Stimme klang sachlich. Was wenn er wirklich nicht bescheid wusste? Würde ich ihm dann seinen Traum zerstören? Sofort tat er mir leid. Vielleicht wurde er sein ganzes Leben lang belogen? "Doch, wir haben Mates. Die Verbindung zu unserem Mate ist sogar um einiges stärker als bei normalen Mate Paaren. Ich habe meinen Mate bereits vor einem Jahr gefunden" Marcel rückte etwas näher an mich heran und streichelte beruhigend meinen Arm auf und ab. "Ich kann es beweisen, ich zeig dir nach dem Frühstück das Buch über Omegas. Da steht alles drinnen okay?" sein strahlendes Lächeln war wieder zurück und lies mich automatisch auch etwas lächeln. Fürs erste konnte ich ihm nicht glauben. War er in die Irre geführt worden? Aber was war dann mit seinem Mate? Hatte er ihn vielleicht einfach nur markiert? Löste die Markierung diese Gefühle in Marcel aus? "Wie hast du deinen Mate erkannt?" stellte ich auch sogleich meine Frage während ich sachte zum Schreibtisch humpelte. "Du merkst es. Es ist kein bestimmtes Gefühl. Man fühlt sich einfach auf anhieb wohl bei seinem Mate. Es ist schlichtweg wunderbar." seine Wangen färbten sich etwas rot, verlegen blickte er zu Boden ehe er sich einen Apfel vom Tablett stahl. "Isst du mit mir?" fragte ich daher nach. Ich war ungern alleine und auf dem Tablett waren sowieso mehr Sachen, als ich hätte jemals essen können. Marcel nickte und ließ sich auf einen zweiten Sessel neben mir nieder. Und tatsächlich, verstand ich mich mit ihm prächtig. Wir unterhielten uns die ganze Zeit und schienen auf einer Wellenlänge zu sein. So erfuhr ich beispielsweise, dass sein Mate Ruko hieß und einer der stärksten Krieger in diesem Rudel war. Als sie sich damals kennenlernten war für Ruko sofort klar, dass der kleine Omega sein Mate war. Doch Marcel war unsicher. Er hatte absolut keine Erfahrung mit Beziehungen und dann sollte er gleich eine eingehen in der er für ewig festsitzen würde? Doch nach dem ersten Kuss waren jegliche Zweifel dahin. Ich musste ihm versprechen, dass ich Ruko bald kennenlernen würde. Marcel war wirklich eine kleine Plappertasche aber ich genoss es in vollen Zügen. Vor allem da ich ihm nicht wirklich etwas über mich erzählen konnte.

 Nach dem Essen half er mir dabei, meine Wunde neu zu verbinden, sie schien nicht wirklich zu heilen. Doch darüber versuchte ich mir keine Gedanken zu machen, ich war es bereits gewohnt, dass Wunden bei mir viel länger brauchten um zu verheilen. "Hier, das ist das Buch über Omegas" Marcel hielt mir ein dickes Buch entgegen. Der Einband war schon lange nicht mehr neu und bröckelte an so manchen Stellen bereits. Neugierig schlug ich die erste Seite auf und begann auch sofort zu lesen. "Ich werd später Mal nach dir sehen. Lies das Buch aufmerksam durch, ich denke es wird einige deiner Fragen klären" sachte lächelte Marcel ehe er auch schon durch die Türe verschwunden war. "Danke" flüsterte ich leise ehe ich mich wieder auf das Buch konzentrierte. Irgendwie war mir kalt, weshalb ich mich kurzerhand in eine der Decken einwickelte. Doch auch danach verbesserte sich mein Zustand nicht. Irgendetwas fehlte mir, obwohl ich gerade mehr hatte als in den letzten Jahren. Entschlossen schüttelte ich den Kopf und begann dieses mal wirklich konzentriert zu lesen. 

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