Kapitel 31

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*Amara*

Der Weg zum Speisesaal war still. Keiner sagte ein Wort. Auch sonst schien das Schloss wie ausgestorben zu sein. Meine Gedanken rasten noch immer. Gleich würde ich einen großen Teil des Rudels kennenlernen. Ich war noch nie bei einem Rudelessen dabei. Musste ich etwas beachten? Keine Ahnung. Ich spürte wie mir auch die Aussicht auf Konsequenzen, im Falle eines Fehltritts meinerseits, egal wurden. Was sollte er mir jetzt noch antun? Das öffnen von Türen riss mich aus meinen Gedanken. "Ich hab extra eine kleine Runde herbestellt. Vielleicht fällt es dir so leichter" flüsterte mir Arijan zu ehe er den Raum betrat. Ich folgte ihm, wusste nicht was ich davon halten sollte. Sein Verhalten ergab für mich kein klares Bild. "Amara!" ich hatte gerade einmal zwei Schritte gemacht als sich zierliche Arme um mich schlangen. "oh Gott ich hatte solch eine Angst. Arijan hat mir erzählt was los war. Geht es dir wieder gut? Ist alles in Ordnung? Dein Bein sieht aus als wäre es verheilt. Ist es das auch?" ein schmunzeln schlich sich auf meine Lippen. Marcell war goldig. Seine Stimme überschlug sich beinahe als er mich so fest er konnte an sich drückte. Schnell flüsterte ich ein alles gut und drückte auch ihn an mich. Es tat gut umarmt zu werden. "Du riechst anders" stellte er plötzlich fest. Oh nein bitte nicht. Mein Lächeln erlosch in der selben Minute. Ich spürte Arijans Blick auf mir, welcher keine zwei Meter von mir entfernt stand. Nun wurden mir auch die anderen Blicke bewusst. Schnell lies ich meinen Blick kreisen. Es waren circa 20 Menschen in diesem Raum. Darunter der Beta, der Diener und der Soldat. Alle anderen hatte ich noch nie gesehen. Sie alle saßen am Tisch und blickten mich erwartend an. Ich nickte ihnen zu. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Mich vorstellen? Das hatte Arijan mit Sicherheit schon erledigt. "Hast du sie markiert?" Marcells Stimme bebte als sein Blick zu Arijan wanderte. Ich konnte nicht klar erkennen, welche Emotionen in seinem Satz mitschwangen. Kurz und knapp nickte Arijan. "Das ist wunderbar!" und erneut fiel er mir um den Hals. Die restlichen Anwesenden applaudierte, gratulierten Arijan und auch mir und waren kaum vor Freude zu halten. Zum Glück verließ keiner seinen Platz. Das einzige was diese Situation noch schlimmer gemacht hätte, wären Umarmungen von fildfremden. Ich spürte wie Tränen in meine Augen traten. Selten hatte ich mich zwischen sovielen Menschen so alleine gefühlt. Marcell schien zu merken das etwas nicht stimmte, denn er warf mir einen komischen Blick zu. Doch darauf reagierte ich nicht. Schnell löste ich mich und folgte Arijan. Ich wusste nicht wo ich sitzen sollte. Gab es eine Reihenfolge? Doch schnell löste sich das Rätsel als Arijan einen Stuhl für mich zurück schob und mir somit meinen Platz zeigte. Direkt neben ihm. Neben mir saß ein bulliger Mann, welchen ich noch nicht kannte. Das würde wohl auch so bleiben. Er schien nicht besonders gesprächig. Auch Arijan setzte sich und augenblicklich begannen alle zu essen. Noch immer hatte ich mühe meine Tränen zurück zu halten. Sie alle hatten sich so gefreut. Sie dachten, jetzt haben sie endlich eine würdige Luna. Doch das war ich nicht. Ich war nur hier, weil Arijan mir keine andere Wahl gelassen hatte. "Iss bitte" riss mich Arijan aus meinen Gedanken. Schnell schluckte ich den Klos in meinem Hals und warf das erste Mal einen Blick auf das Essen. Es wurden verschiedene Fleischsorten serviert zusammen mit unzähligen Beilagen. Ich konnte mir also alles nehmen? Ich horchte in mich doch konnte ich mich nicht für etwas entscheiden. Mir fehlte der Hunger. Mit einem Seufzen nahm Arijan etwas Fleisch und ein paar Kartoffeln und füllte diese auf einen Teller, welchen er vor mich abstellte. Noch immer merkte ich die verstohlenen Blicke auf mir. Doch ich versuchte sie zu ignorieren. Ich war zu sehr mit mir selbst und meinen Gedanken beschäftigt. Ich wusste nicht wie es weitergehen sollte. Schnell nahm ich einen Bissen und kaute. Es schmeckte herrlich. Doch mir fehlte der Appetit. Alles in mir schien taub und grau. "Schmeckt es dir?" Eine Hand legte sich auf meinen Rücken. Erschrocken fuhr ich zusammen und wirbelte herum. "Ach das tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken" eine Köchin stand vor mir. Sie sah beinahe aus wie Amelia. Verwirrt starrte ich sie an. Sie war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich brachte keinen Ton heraus. "Alles in Ordnung?" besorgt musterte sie mich. Schnell nickte ich und räusperte mich. "E..Es ist sehr gut. Danke" meine Stimme war heiser. Noch immer konnte ich den Blick nicht abwenden. "Das freut mich sehr. Greif ruhig zu. Wenn du noch irgendetwas brauchst, dann ruf einfach nach mir. Ich bin Lisa" ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Wie Amelia. Sie strahlte die selbe Freundlichkeit aus. Ich wusste, diese Frau hatte ein gutes Herz. "H...hast du eine Schwester?" ich musste es wissen. Das konnte ich mir doch nicht einbilden. Doch sofort fiel das Lächeln von Lisas Gesicht. "Hatte, ich hatte eine Schwester" noch ehe ich weiter bohren konnte war sie auch schon aus dem Raum verschwunden. Bestand wirklich die Möglichkeit, dass sie Amelias Schwester war? Das konnte nicht sein. Langsam wendete ich mich erneut meinem Teller zu. Wieder einmal spürte ich die Blicke aller auf mir. Doch ich ignorierte es. Ich wusste weder was ich sagen durfte, noch was ich sagen konnte.

Der Hauptgang wurde abgeräumt und schnell kam die Nachspeise. Ich hatte wirklich keine Lust auf Süßes. Noch immer fehlte mir der Appetit. Die Blicke machten dies in keinster Weise besser. "Das musst du probieren" murmelte plötzlich der Koloss von Mann neben mir. Er war beinahe so breitschultrig wie Arijan und auch ungefähr so groß wie er. Lediglich die paar Kilos zuviel auf den Rippen unterschieden den Körperbau der beiden. Verwunderte blickte ich zu ihm auf als plötzlich ein saftiges Stück Schokoladekuchen auf meinem Teller landete. "Ich bin Bruce. Nett dich kennenzulernen" ohne mir einen weiteren Blick zu schenken, wanderte sein Blick wieder auf den Teller vor ihm. Auf welchen sich noch viel mehr Süßspeisen befanden. Kurz war ich irritiert doch schnell fing ich mich wieder. "Hi Bruce" murmelte ich und konnte mir doch ein Lächeln nicht verkneifen. Er wusste wohl offensichtlicherweise genauso wenig wie ich wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Schnell begann ich den Kuchen zu essen. Alles andere wäre unhöflich. Ich mochte Bruce.

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