„Warum mache ich das? Warum habe ich mich dazu bereit erklärt, dieses Ding zu tragen? Es ist unbequem und viel zu eng!", beschwerte Ethan sich leise. Er und Saka hockten auf einem Dach in dem Viertel, in dem er und Levin am Vortag gewesen waren, und sahen nach unten, um die Leute zu beobachteten. Beide trugen neue Halsbänder und Ethan zog an seinem immer wieder herum, da es seiner Meinung nach zu eng war. Gegen die Halsbänder an sich wollte er gar nicht erst etwas sagen. Sie waren schwarz mit einer goldenen Kette daran, die momentan einfach nur nach unten hing und an einem echten Haustier hätte er es vermutlich schön gefunden. Aber so an sich selbst gefiel es ihm gar nicht.
„Du hast es gemacht, weil du nicht wolltest, dass Lynjara Levins Frau spielt", sagte Saka nicht gerade hilfreich, bevor er den anderen leicht fragend ansah. „Wo wir gleich bei der Frage wären: warum genau hat dich das so gestört?" Er selbst brauchte sich für seinen Ausbruch wohl kaum zu rechtfertigen, da Ethan ja durchaus wusste, dass er in Levin verliebt war. Und selbst wenn nicht, hätte er sich kaum erklärt.
Ethan selbst tat auf die Frage hin kurz so, als hätte er auf der Straße etwas gefunden, allerdings wollte er nur Zeit schinden. Dann antwortete er schlicht: „Die beiden passen nicht zusammen." Selbst Saka schüttelte darüber nur den Kopf und schnaubte kurz belustigt, da die Antwort nicht gerade das war, was als logisch erschien, aber Ethan wollte nichts weiter dazu sagen. Er wusste ja selbst nicht gerade, warum er plötzlich so entsetzt über die Vorstellung war, dass Levin Lynjara mitnahm. Immerhin war er ja nicht gerade ein guter Freund von Levin. Der Kerl hatte ihn in eine fremde Welt und in den Körper einer Halbkatze gesteckt. Nicht gerade das, was er sich unter einem guten Freund vorstellte. Vielleicht war er von der Idee, dass lediglich eine junge Frau mit ihm zu einem Ball voller Verrückter ging, und niemand ihn beschützen konnte ein wenig besorgniserregend. Immerhin war Levin sein einziger Weg zurück nach Hause und nachdem er am Abend davor festgestellt hatte, wie leichtsinnig dieser war, wollte er keinerlei Risiko eingehen.
„Ihr beide seid zwei katastrophale Wachkatzen", bemerkte nun Levin, der über einige Häuserdächer auf sie zugehüpft kam und dabei selbst so elegant wie eine Katze war. „An euch sind drei Gäste dieses Balls vorbeigekommen, ohne dass ihr bescheid gesagt habt. Aber das ist jetzt egal. Ich weiß, wo der Abendball stattfindet. Also los."
Motiviert wie immer führte er sie von dem Dach hinunter und zu einem der Häuser. Erneut sah es von außen absolut heruntergekommen aus, aber dieses Mal würde Ethan sich davon aber nicht täuschen lassen. Das Haus dahinter war vermutlich genauso unglaublich, wie das von ihrer Otorokku-Bekanntschaft von gestern. Levin schlug seine Kapuze nun zurück und nahm die Ketten der beiden Tokosu in die Hand, bevor er einmal tief durchatmete.
„Bereit?", fragte er die anderen beiden und sie nickten nur, sodass Levin an der Tür klopfte.
Nicht einmal zwei Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, allerdings nur so weit, dass man die Person die darinstand sehen konnte und mehr nicht. „Wer genau seid ihr und was wollt ihr hier?", fragte der Mann in der Tür. Ethan konnte nicht anders, als die zwei kleinen Hörner auf dessen Stirn anzustarren.
„Ich bin Gast für den Abendball. Wer meine Begleitung ist, dürfte dich wohl kaum interessieren", sagte Levin betont ruhig.
Der Mann hob amüsiert eine Augenbraue. „Ach wirklich? Und wer oder was bist du jetzt genau?" Sein Tonfall klang immer noch nicht sonderlich begeistert und beantwortete auch nicht wirklich, ob sie überhaupt am richtigen Haus waren.
„Ein Otorokku. Extra angekommen für diesen Ball. Dürfte ich nun endlich hinein?" Levins Tonfall wurde nun ein wenig genervt und ungeduldig. Und offenbar hatte er damit auch Erfolg, denn der Mann öffnete nun die Tür.
„Dann will ich die Herrschaften lieber nicht warten lassen. Aber mach keinen Ärger und... Pass gut auf deine beiden Kätzchen auf."
Während sie an ihm vorbei nach innen gingen, widerstand Ethan nur mühevoll dem Drang, dem Mann ins Gesicht zu schlagen. Ihm war nie bewusst gewesen, wie schnell andere ihn auf die Palme bringen konnten, bevor er in dieser Welt dazu gezwungen war, sich ständig zurückzuhalten. Sowie sie über die Türschwelle gegangen waren bereitete Ethan sich auf das vor, was erneut passieren würde. Alles um ihn herum wabbelte kurz, bevor sich die Realität zu ändern begann und sie in einem riesigen prunkvollen Ballsaal standen... Und Ethan klappte wie automatisch der Mund auf und er wünschte das Wabbeln von gerade eben zurück. Denn das war besser gewesen als die skurrile und bunte Masse, die um ihn herum war. In der Mitte des Saals tanzten eine große Zahl von Leuten zu der Musik eines Orchesters, das lediglich von einem einzigen Mann mit violetter Haut gespielt wurde. Am Rande waren lauter Tische und ein Buffet mit Speisen, die Ethan noch nie gesehen hatte und auch noch nie hatte sehen wollen. Neben ihnen fragte gerade ein Mann mit Tentakeln anstatt den Händen eine Frau mit einer Schlangenzunge nach einem Tanz.
„Warum sind alle hier so...?" Ethan schaffte es nicht, seine Frage zu vollenden. Teilweise, weil er sich selbst nicht so sicher war, wie er das hier nett formulieren sollte und teilweise auch einfach, weil er davon abgelenkt war, dass vor ihm nun ein bestimmt vier Meter großer Mann durch die Masse lief und versuchte, niemanden platt zu treten.
„Ich habe doch gesagt, Otorokku sind zur Hälfte Otoma. Hier sind garantiert auch einige wirkliche Otoma dabei. Und die haben einige... ungewöhnliche Merkmale, die sie mit der Zeit ausprägen. Und jetzt sei still. Haustiere sprechen nicht einfach. Außerdem müssen wir den Gastgeber finden", zischte er und lief los, sodass den anderen beiden gar nichts übrig blieb, als ihm zu folgen. Weit kamen die drei aber nicht, als jemand hinter ihnen sagte: „Wen haben wir denn da? Ich sehe neue Gesichter."
Ethan verfluchte sich innerlich und wusste, dass er sich jetzt nicht einfach umdrehen durfte. Allerdings war es wirklich schwer, sich jetzt die Frage zu verkneifen, ob Otorokku eine Vorliebe dafür hatten, von hinten plötzlich aufzutauchen.
„Genaugenommen kannst du unsere Gesichter gar nicht sehen. Du stehst hinter uns", bemerkte Levin ruhig, bevor er sich umdrehte und den Tokosu somit erlaubte, sich ebenfalls umzudrehen und ihren Gegenüber zu musterten. Und der Schwarzhaarige wünschte sich sofort, dass sie sich wieder zurückdrehen konnten. So viel Gold hatte er noch nie an einer Person gesehen. Der junge Mann war beinahe so groß wie Ethan selbst, was er nicht gerade gut fand. Er hatte es genossen, der unangefochten Größte zu sein, abgesehen von dem vier-Meter-Otorokku, der gerade an ihnen vorbeigegangen war... Außerdem hatte ihr Gegenüber schwarzes, kurzes Haar und trug ein komplett goldenes und leicht übertrieben albern wirkendes Outfit, sowie viel zu viel Goldschmuck. Vermutlich hatte er ausgerechnet Gold gewählt, da die Augen von ihm ebenfalls golden waren.
„Jetzt kann ich es schon", bemerkte der goldene Mann, während er sie musterte. „Levin und seine Verbrecherfreunde. Eryn hatte mir ja schon so einen Hinweis gegeben, dass drei ominöse Personen aufgetaucht waren. Womit habe ich die Ehre? Wollt ihr euch auf meinem Ball verstecken? Wenn ja, dann muss ich mich gleich beschweren. Ich bin kein sonderlicher Fan von den Wächtern, allerdings würde ich euch trotzdem ausliefern, nur um meine Ruhe zu haben." Der goldene Mann war also ihr Gastgeber hier. Das war also Malek. Immerhin hatten sie ihren verrückten Zauberer jetzt gefunden, obwohl Ethan sich vorgestellt hatte, es würde sich um einen alten Mann handeln.
„Nein, wir sind garantiert nicht hier, um uns auf deinem Fest zu verstecken. Um genau zu sein haben wir nach dir gesucht, weil wir deine Hilfe brauchen", stellte Levin klar und hatte einen überraschend ernsten Ton angenommen, was angesichts der Situation vielleicht gar nicht so unangebracht war.
„Meine Hilfe?", fragte Malek offenbar ernsthaft überrascht und hob die Augenbrauen mit einem fragenden Blick. „Warum glaubt ihr, ich würde euch helfen? Ach, was solls, ich werde euch anhören. Aber nicht solange ihr die Aufmerksamkeit so auf euch zieht", bemerkte er und Ethan konnte sich ein leises belustigtes Schnauben nicht verkneifen. Genau, sie waren diejenigen, die ihr auffielen.
Zu seiner Überraschung sagte Levin nun in einem beinahe verlegenen Tonfall: „Das Geld ist für die falschen Halsbänder draufgegangen. ich hatte nichts mehr um mir auch nur annähernd so auffällige Kleidung zu kaufen."
Maleks Lächeln wurde auf einmal wahnsinnig breit. „Keine Sorge, da kann ich aufhelfen." Er schnipste einmal mit den Fingern und Ethan sah ihn fragend an, da er nicht wirklich sah, dass sich irgendetwas verändert hatte. Zumindest glaubte er das, bis Levin leise wieder sprach.
„Würden wir deine Hilfe nicht brauchen, würde ich dich jetzt auf der Stelle köpfen."
Irritiert sah Ethan nun zu ihm und blinzelte ein paar Mal verwirrt. Malek hatte Recht, er hatte Levin ein neues Outfit gegeben. Ein schönes neues Outfit in Schwarz und Gold. Mit der Ausnahme vielleicht dass es sich einwandfrei um ein schwarzes und goldenes weitausgestelltes Ballkleid handelte. Auch Levins Haare waren nun deutlich länger und Ethan bemerkte am Rande, dass seine Haare mit der Länge nach von grau nun zu weiß übergingen.
„Ich bin zufrieden. Es wirkt nun viel realistischer, dass du zwei männliche Begleiter hast und die Halsbänder passen zum Kleid. Außerdem fällt deine Kleidung nun nicht mehr auf. Also kommt mit. Ich sorge dafür, dass wir eine ruhige Ecke finden und uns dann über das unterhalten können, was ihr von mir wollt", sagte der Otorokku und lief los.
„Ist das... Die Kleidung... Das Kleid, ist das... Eine Illusion?", fragte Saka nun leise stammelnd. Er war die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen, Levin anzustarren, aber ausnahmsweise konnte Ethan sich darüber nicht einmal lustig machen. Denn er hatte das Gleiche getan.
„Nein, das hier ist keine Realitätsverschiebung. Das Korsett ist echt. Er hat meine Kleidung tatsächlich gegen dieses Kleid und Absatzschuhe ausgewechselt und nun seid still, das Korsett macht mich ein wenig gereizt. Männer sollten kein Korsett tragen. Männer haben keine ausreichende Taille", knurrte er als Antwort, bevor seine freie Hand kurz panisch zu seiner Kette ging, die aber als einziges von seinem Outfit noch übrig war und wirkte sofort erleichterter. Dann kontrollierte er die schwarze Ledertasche, die durch eine deutlich kleinere und stilvoller verzierte ausgetauscht worden war und er verdrehte nur die Augen, bevor er hinter Malek her stolzierte, sodass Ethan und Saka ihm gezwungenermaßen folgen mussten.
„Darf ich wenigstens anmerken, dass du offenbar wahnsinnig gut auf Absatzschuhen laufen kannst?", fragte Ethan leise und bekam dafür einen beinahe tödlichen Blick zugeworfen, aber da er seinen Kopf noch behielt, schien es doch nicht ganz so schlimm gewesen zu sein.
Es war überraschend schwierig, Malek in der Masse der bunten Menschen zu folgen, trotz dessen goldener Erscheinung. Er führte sie in eine Ecke zu einem Tisch mit zwei Sofas daran und der Otorokku setzte sich sofort auf das eine Sofa, sodass die anderen drei sich auf das andere setzten.
„Jemand ein Getränk?", fragte Malek dann lächelnd, während er sich mit der Hand durch die Haare fuhr und Ethan nicht umhinkam, sich zu wundern, wie dieser das schaffte, ohne mit den zahlreichen goldenen Ringen hängen zu bleiben. „Ich möchte nicht den Ruf eines schlechten Gastgebers haben. Und normalerweise würde ich es keinen Tokosu anbieten. Allerdings ist mehr als deutlich, dass die beiden Tokosu deine Freunde sind, Levin. Du hältst ihre Ketten für deine Haustiere viel zu locker. Außerdem..." Er dreht sich leicht zu Saka und zwinkerte diesem zu. „... sind Teile dieser Gruppe niedlich."
Der weißhaarige Tokosu schien davon komplett überfordert zu sein, denn er sah ein wenig überrascht zu Levin, der nur die Ketten der Halsbänder fester zog, sodass Ethan ein wenig zusammenzuckte.
„Wenn es schon sein muss, dass du ein Schauspiel willst, dann gebe ich mir wenigstens Mühe. Vielleicht darf ich dann schneller aus diesem Kleid", murrte er und atmete einmal tief durch, bevor er ruhiger noch hinzufügte: „Und das Getränk muss ich leider ablehnen. Ich hatte gestern schon genügend von den Getränken der Otorokku." Auch seine beiden Begleiter lehnten das Getränk verlegen ab und sahen zu Levin.
Malek spielte nun mit einem der Ringe an seinen Fingern, während er sich ein Getränk von einem der herumlaufenden Butler bestellte und dann Levin fragend ansah. „Die beiden sind zwar nicht in echt deine Haustiere, verhalten sich aber schon ganz schön zahm. Aber in Ordnung, darum soll es ja nicht gehen. Du meintest, du willst meine Hilfe." Er lehnte sich dabei zurück und sah fragend auf die drei.
Nicht wirklich überraschend war, dass Levin die Situation grob erklärte und dabei wirklich nur so laut sprach, dass Malek es gegen den Lärm der anderen Gäste verstehen konnte, sonst aber niemand sofort mithören konnte. Ihr neuer Zauberfreund saß vollkommen entspannt da und trank etwas wie Ethan vermutete hochalkoholisches. Seiner Haltung nach sah es zwar nicht sonderlich so aus, als würde es ihn interessieren, was Levin ihm da erzählte, aber seine goldenen Augen verrieten ihn ein klein wenig. Sie leuchteten beinahe vor Neugier.
„... Deshalb bräuchten wir deine Hilfe. Wir brauchen einen Otorokku, der mit meiner Kette herausfindet, wo das Buch sich befindet", beendete Levin seinen Vortrag und lehnte sich dann ebenfalls erwartend zurück.
Kurz herrschte absolutes Schweigen, dann murmelte Levin leise zu Ethan: „Ich würde jetzt doch gerne etwas trinken... Nur die Gefahr, wieder so was wie gestern zu erwischen ist einfach zu groß." Ethan lächelte ihn daraufhin ein wenig an, als Malek sich nun vorbeugte.
„Nette Geschichte. Was du aber noch nicht erwähnt hast, ist was ich am Ende von dem Ganzen habe. Was bekomme ich, wenn ich euch helfe?", fragte er dann und Levin kniff nun leicht die Lippen zusammen.
Saka neben ihm sagte leise: „Pass bloß auf. Otorokku lieben es, Leute über den Tisch zu ziehen."
„Nett, dass du das noch einmal erwähnst", sagte Malek, der das offenbar durchaus gehört hatte und Saka wurde ein wenig rot. „Aber da du mir kein Angebot machst, werde ich dir eines machen. Ich verlange ein Spielchen mit dir."
„Ein Spielchen?", fragte Ethan überrascht, aber Levin hob eine Hand, um ihn vor weiteren Fragen zu stoppen.
„Was genau für ein Spielchen?", fragte Levin dann selbst misstrauisch. Ethan fand es beinahe erleichternd, dass der Andere selbst mal misstrauisch war. Vielleicht hatte er ja doch aus den Fehlern des Vorabends gelernt?
Der Otorokku begann nun noch mehr zu lächeln. „Glaubst du, ich erkenne Lügner nicht, wenn sie vor mir sitzen? Ich vertraue dir noch weniger als du mir. Deshalb würde ich gerne ein kleines Wahrheitsspiel spielen."
Ethan und Saka sahen beide nun ein wenig empört zu Malek und dann fragend zu Levin, der das Gesicht nun ebenfalls zu einem leichten Lächeln verzogen hatte, so als hätte Malek gerade einen Insider erzählt, den außer den beiden niemand verstand. Sofort bekam der schwarzhaarige Tokosu ein ungutes Gefühl. Nicht nur das ungute Gefühl, außenvor gelassen zu werden, sondern das ungute Gefühl, dass hinter diesem scheinbaren Geplänkel mehr Wahrheit steckte, als alle bisher hatten wahrhaben wollen.
„Nichts von der Geschichte war gelogen", beschwerte Saka sich leise und Malek warf ihm einen fragenden Blick zu, nickte dann aber nur.
„Wenn du das sagst. Ich glaube sie trotzdem nicht. Also, wärst du mit dem Angebot einverstanden? Ich werde das Buch für euch finden, wenn du mit mir eine Runde spielst."
Ethan hatte das ungute Gefühl, dass ihm das alles hier viel zu einfach vorkam. Ein Spiel für einen Zauber? Das war viel zu einfach...
„Abgemacht", stimmte Levin dem ganzen zu und streckte die Hand Malek entgegen. Der schwarzhaarige Tokosu seufzte leise. Warum war er sich nur schon so sicher gewesen, dass trotz seines unguten Gefühls Levin diesem Vorschlag sofort zustimmen würde? Vermutlich weil dieser genauso verrückt war, wie alle anderen hier in diesem Ballsaal.
„Sehr gut", sagte Malek eindeutig zufrieden mit dem Ausgang dieser Unterhaltung, während er Levins Hand nahm. Sowie die Hände der beiden sich berührten, schienen sie kurz in einem goldenen Licht zu leuchten und Ethan sah fragend zu Saka, der davon aber vollkommen unbeeindruckt zu sein schien, weshalb auch er nichts weiter sagte. Als die beiden ihre Hände wieder lösten, drehte Levin seine Hand sofort wieder um und musterte das Symbol, was sich nun auf seiner Handfläche befand. Es war ein Kreis mit mehreren winzigen Symbolen und Schriftzeichen drin und dieses Mal konnte Ethan nicht anders, als eine Frage zu stellen.
„Was ist das?"
Levin schien vollkommen fasziniert von diesem Mal zu sein, weshalb Saka leise erklärte: „Das Mal dort besiegelt, dass die beiden eine Abmachung haben. Levins wird verschwinden, sowie die beiden das Spiel gespielt haben, Maleks wenn er uns mit dem Buch geholfen hat, es sei denn einer von beiden bricht den Vertrag. Dieses Mal ist bei jedem Otorokku anders und ist wie ein Siegel. Es sagt wohl angeblich etwas über den jeweiligen Otorokku aus."
„Und was sagt das jetzt?", fragte Ethan, während er Levin über die Schulter und auf dessen Hand sah.
„Das ist geheim. Jeder, der es nicht versteht, soll es auch nicht verstehen", antwortete Malek der ebenfalls mit einem etwas überraschten und interessierten Gesichtsausdruck auf seine Handfläche sah.
„Aber wenn das nur für Otorokku ist, warum hat Malek denn von Levin auch eines?", fragte Ethan etwas irritiert und Levin drehte sich nun mit einem ruhigen Gesichtsausdruck zu ihm.
„Wenn man es mit einem Wesen einer anderen Art macht, bekommen beide Partner das gleiche Siegel", antwortete er und Malek hob eine Augenbraue, sagte aber nichts Weiteres dazu. Levin fuhr deshalb fragend fort: „Jetzt, wo das geschäftliche geklärt ist, bist du doch sicher so nett und befreist mich endlich aus diesem Kleid, oder? Woher hast du es überhaupt? Und wo sind meine wirklichen Sachen hingekommen?"
Der Otorokku spielte wieder mit einigen der vielen goldenen Ringe an seinen Fingern und antwortete: „Das Kleid stammt von mir zu Hause. Wenn man hunderte von Jahren Abendbälle veranstaltet, sammelt sich eine Reihe von Sachen an. Und deine Sachen sollten bei deinen Freunden in ihrem kleinen Lager außerhalb der Stadt gelandet sein..."
„Da werden sich Tongrim und Lynjara aber freuen", murmelte Ethan leise, da er sich vorstellen konnte, wie seltsam es sein musste, wenn plötzlich die Klamotten von Levin dort neben dem Lagerfeuer auftauchten, der Rest von ihm aber nicht. Wie Malek wusste, wo sich dieses Lager befand, wollte er lieber gar nicht wissen. Ein allwissender in ihrer Truppe hatte ihm bisher schon gereicht, mit noch einem wollte er sich lieber nicht zu sehr beschäftigen.
„Und was genau hat die Dame, die mit diesem Kleid gekommen ist, beim Gehen getragen?", fragte Saka vorsichtig und Malek lächelte ihn nur bedeutungsvoll an, doch dieser wich dem Blick schnell wieder aus.
„Was ist nun mit dem Kleid? Ich... fühle mich ehrlichgesagt nicht gerade wohl darin?", fragte Levin noch einmal hoffnungsvoll, wobei man ihm schon ansah, dass er schon ahnte, dass Malek es ihm nicht so einfach machen würde, da dieser die Situation sichtlich genoss.
„Nur das Kleid? Die langen Haare gefallen dir wohl? Und die Schuhe?", fragte dieser belustigt und der andere fuhr sich gedankenverloren mit der Hand durch die langen Haare, so als hätte er deren Existenz schon wieder vergessen.
„Beides stört nicht so sehr wie dieses furchtbare Korsett. Wie halten es Frauen solange in diesen Dingern aus?", fragte er leise, gab es aber auf, weiter danach zu fragen, sondern lehnte sich einfach nur zurück und versuchte es sich so gemütlich zu machen, wie es nur ging. „Du möchtest also, dass ich den restlichen Abend so herumlaufe? Nun gut... Und nach dem Abend kümmern wir uns um die Erfüllung des Vertrags?"
Der schwarzhaarige Otorokku schien kurz zu überlegen, bevor er zustimmend nickte. „Ich werde euch nach dem Abend mit zu mir nehmen, dann können wir uns um alles kümmern. Von dort könntest du deinen anderen Freunden auch eine Nachricht senden, damit sie dort ebenfalls hinkommen." Der Vorschlag klang erstaunlich normal und wie der erste vernünftige Vorschlag an diesem Abend von diesem Kerl. Und es war vermutlich auch schon der Letzte, denn er stand danach auf, entschuldigte sich und sagte, dass er sich um seine anderen Gäste auch einmal kümmern müsste.
„Der Abend verläuft nicht ganz so, wie ich mir eine Verhandlung mit einem Otorokku vorgestellt hatte", stellte Ethan fest und bekam dafür überraschte Blicke von den anderen beiden zugeworfen.
„Ach wirklich? Der Abend verläuft nämlich genauso, wie ich mir eine Verhandlung mit einem Otorokku vorgestellt hatte", sagten sie absolut synchron, bevor Levin einen vorbeilaufenden Butler aufhielt und drei Getränke bestellte, bevor er in die Runde sah.
„Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber... ich muss dringend etwas trinken. Ich will nicht länger komplett nüchtern sein, wenn ich ein Korsett und Absatzschuhe trage."
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Katze, Notizbuch und eine Reise in eine andere Welt
FantasyNormal. So hätte Ethan sein Leben vermutlich beschrieben, hätte er das tun müssen. Seine größten Probleme bisher waren es, ein Geburtstagsgeschenk für seine Freundin zu finden und beim Basketball zu punkten. Das änderte sich jedoch schlagartig mit...