Katze, Notizbuch und eine Reise in eine andere Welt

Kapitel 1 - Eine unangenehme Begegnung mit einem Schlüssel

„Mr. Williams, ich würde es vorziehen, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit lieber dem Unterricht schenken würden und nicht Mr. Edgeworth."
Ethan verdrehte nur die Augen, was ein paar andere aus der Klasse zum Lachen brachte, den Lehrer aber nicht wirklich zu begeistern schien.
„Und was ist mit ihm? Warum darf er so einfach hier schlafen und ich bekomme Ärger dafür, dass ich ihn ein wenig ärgere?", fragte Ethan nur mit einem fragenden Gesichtsausdruck und der Lehrer schien es nun endgültig aufzugeben, noch irgendwie die letzten Minuten des Unterrichts damit zu verbringen, wirklich jemandem hier noch etwas beizubringen.
„Die Gründe aus denen ich so entscheide wie ich entscheide haben Sie nicht zu interessieren, Mr. Willia-", begann er nun, wurde aber von der Schulglocke und dem dicht darauf folgenden Klappern und Rascheln der Schüler, die versuchten so schnell wie möglich ihre Sachen in ihre Taschen zu stopfen und der Schule zu entkommen, unterbrochen wurde und nur seufzend das Ganze aufgab. Dafür würde er am nächsten Tag mehr Hausaufgaben aufgeben können...
Ethan grinste ein wenig und stand auf, während er ein paar Sachen in seinen Rucksack warf, als plötzlich ein blondes Mädchen angerannt kam und ihn grinsend umarmte.
„Mary, trotz Geschichte noch so motiviert?", fragte er grinsend, bevor er das Mädchen kurz küsste.
Sie grinste daraufhin und nickte. „Natürlich. Es gibt nichts Lustigeres, als dich zu beobachten, wie du den Neuen ein wenig aufziehst." Beide warfen daraufhin dem ‚Neuen' einen leicht neugierigen, leicht abgeneigten Blick zu. Trotz Schulschluss lag er immer noch halb auf dem Tisch und bewegte sich keinen Millimeter, wie sowieso schon den ganzen Tag über. Oder wie schon seit er das erste Mal das Klassenzimmer betreten hatte. 
„Vielleicht ist er auch schon längst gestorben? Das würde doch sowieso keiner bemerken", scherzte nun ein Kerl, der sich grinsend zu dem Pärchen gesellte und rein zufällig Ethans bester Freund Jordan war.
Das Mädchen verzog leicht das Gesicht und sagte: „Das ist doch auch egal, oder? Zu wem gehen wir heute?"
„Tut mir leid, aber ich habe heute keine Zeit. Basketball", flüsterte Ethan, während er Mary erneut küsste.
Ein paar andere gesellten sich nun zu ihnen und musterten das Pärchen mit einem amüsierten, gleichzeitig aber auch etwas neidischem Blick. Immerhin waren die beiden wirklich das Pärchen, auf das jeder neidisch sein konnte: der große, schwarzhaarige Kapitän des Basketballteams und das blonde Mädchen, das als das schönste Mädchen der Schule erklärt wurde. Ein eindeutig perfektes Pärchen.
Einer der neuhinzugekommenen schlug nun vor: „Du könntest doch auch einfach später noch dazustoßen. Nach dem Training meine ich..."
Ethan, nun dazu gezwungen den Kuss mit seiner Freundin zu unterbrechen, drehte sich zu ihm und sah den erwartenden Blick seiner Freunde. „In Ordnung. Ich werde es versuchen."
„Wollen wir ihn auch einladen?"
Eines der Mädchen, das eher neu in ihrer Clique, wenn man es so nennen möchte, war, brachte diesen Vorschlag vor und deutete dabei leicht in Richtung des Neuen. Kurz schwiegen alle ein wenig überrascht von diesem Vorschlag, dann begannen alle zu lachen, worauf das Mädchen rot wurde.
„Du willst ihn mitnehmen? Der würde nicht viel Spannung mit reinbringen, wo er doch immer nur schläft", sagte Mary kichernd. Gerade als sie noch etwas hatte hinzufügen wollen, sprang gerade die besagte Schlaftablette auf, griff nach seiner Tasche und verließ schon beinahe fluchtartig das Klassenzimmer. Nach einer überraschten Pause begannen sie erneut zu lachen.
„Was war das denn?", fragte einer von Ethans Freunden lachend, da keiner von ihnen den Neuen seit dessen Ankunft sich bewegen sehen hatte. Geschweige denn so schnell. Doch Ethan selbst hatte sein Lachen gestoppt, da er etwas gesehen hatte. Auf dem Tisch von dem Neuen lag ein schwarzes Notizbuch... Keiner seiner Freunde schien dem Aufmerksamkeit zu schenken, da diese nun auf dem Weg zur Tür waren. Vermutlich hatten sie keine Lust mehr, ihre Zeit in dem alten Klassenzimmer zu verbringen.
„Kommst du?", fragte Mary, die an der Tür stehen geblieben war und ihn fragend ansah.
Der 17jährige schüttelte nur den Kopf. „Basketballtraining, schon vergessen? Ich gehe direkt dahin... Keine Sorge, ich werde versuchen, noch zu euch zu kommen. Schreib mir einfach." Er lächelte sie beruhigend an und sie nickte nur, warf ihm noch einen Luftkuss zu und folgte dann den anderen schnell. Sowie sie alle verschwunden waren, lief er zu dem Notizbuch und musterte es ein wenig.
„Ein stinknormales... schwarzes... Notizbuch...", murmelte er und lachte innerlich über sich selbst. Was hatte er auch anderes erwarten sollen? Eine Antwort für das komische Verhalten es neuen Schülers? Er schlug es auf und blätterte ein wenig hindurch, allerdings schien auf keiner der Seiten auch nur irgendetwas zu stehen. Wow, da hatte er ja offenbar wirklich einen Schatz gefunden: ein noch nicht benutztes Notizbuch. Vielleicht sollte er es einfach selbst benutzen? Während er so darüber nachdachte, meinte er von draußen jemanden reden zu hören. Aus einem spontanen Impuls herauf lief er zu dem noch geöffneten Fenster und warf einen Blick hinaus. Unter dem Fenster konnte er die Mülltonnen der Schule erkennen. Für einen kurzen Moment fing etwas lilanes, das er in der Mülltonne direkt unter dem Fenster erkennen konnte, seinen Blick, dann aber jemand, der neben den Mülltonnen stand. Er war nicht unbedingt verwundert, den Neuen unten auf dem Hof neben den Tonnen stehen zu sehen. Was ihn viel mehr irritierte, war die Tatsache, dass dieser sich mit irgendwem zu unterhalten schien, doch so sehr er sich auch umsah, konnte er einfach niemanden sehen. „Er führt also Selbstgespräche und schläft die ganze Zeit im Unterricht auf einem Notizbuch, in dem nichts steht... Vielleicht ist er ja auch einfach nur verrückt?" Als er einen erneuten Blick aus dem Fenster warf, war der andere plötzlich verschwunden. Noch bevor Ethan sich fragen konnte, wo genau hin, stand der Gesuchte schon in der Tür zum Klassenzimmer.
„Suchst du vielleicht etwas?", fragte Ethan und grinste ihn an, während er sich leicht an das Fensterbrett des geöffneten Fensters lehnte und das Notizbuch hochhielt. Ohne eine Antwort zu geben, lief er nur auf ihn zu und blieb mit einem ruhigen Gesichtsausdruck vor ihm stehen.
„Kannst du auch nicht sprechen? Levin war dein Name, nicht wahr? Kein besonders schöner Name, meiner Meinung nach...", fuhr er fort, während er die ungewohnte Chance nutzte, das Gesicht des anderen zu mustern. Immerhin hatte er es durch dessen Angewohnheit, permanent zu schlafen noch nie wirklich gesehen und diese seltene Gelegenheit sollte nicht ungenutzt bleiben. Das, was er ohnehin schon erwartet hatte, war, dass sein Gegenüber um einiges kleiner war, als er selbst – kein wirkliches Wunder, er war nicht umsonst in der Basketballmannschaft der Schule. Sein Gesicht war dass, was man vermutlich weniger als männlich als mehr als niedlich bezeichnen könnte... Noch bevor er weiter über das Aussehen des Neuen nachdenken konnte, wurde er von eben diesem unterbrochen.
„Fertig mit dem Anstarren?"
Es war das erste Mal, dass Ethan seine Stimme hören konnte. Nicht einmal an seinem allerersten Tag hatte er sich selbst vorstellen müssen, sondern der Lehrer hatte alles übernommen. Dabei hatte er eine eigentlich recht angenehme Stimme. Nicht unangenehm hoch, aber auch nicht wirklich tief.
„Ja, jetzt bin ich fertig. Also ist das hier nicht dein Notizbuch? Dann kann ich es ja einfach wegwerfen", sagte Ethan ruhig und hielt das Buch aus dem Fenster, unter dem sich die großen Müllcontainer der Schule befanden. Dieses Mal bekam er zumindest eine Reaktion von dem anderen, als dieser sich sofort vorlehnte und versuchte, nach dem Notizbuch zu greifen.
„Es ist also doch deins." Mit einem äußerst zufriedenen Grinsen nickte Ethan, bewegte sich aber nicht weiter, sodass er das Buch immer noch aus dem Fenster hielt, bereit, es in den Müll zu werfen. Gespielt ruhig richtete der Kleinere nun seine Brille und nickte leicht.
„Ja, es ist mein Notizbuch und ich hätte es gerne zurück."
„Warum?"
Die Frage schien ihn nun wirklich komplett aus seinem Konzept zu werfen, denn er sah ihn nur irritiert an, bevor er sagte: „Es ist meins. Sollte ich irgendeinen anderen Grund brauchen, um mein Eigentum zurück zu bekommen?"
Zwar wirkte er äußerlich komplett ruhig, aber etwas an seinem Tonfall sagte Ethan, dass er nicht unbedingt ruhig war. Offenbar schien ihm dieses Notizbuch wichtiger zu sein, als er hatte zugeben wollen.
„Aber es ist doch nur ein leeres Notizbuch", gab er zu bedenken, doch Levin schien das nun nicht ganz so lustig zu finden, denn er griff nun erneut nach dem Notizbuch, wobei er sich weit aus dem Fenster lehnen musste, da Ethan eben um einiges größer war. Ethan wiederum hatte mit dieser Reaktion überhaupt nicht gerechnet, weshalb er eher weil er überrascht war das Buch fallen ließ und beobachtete, wie es in den Müllcontainer unter dem Fenster segelte.
Mit einem genervten Seufzer sah Levin ihn daraufhin an und drehte sich dann zur Tür. „Dann hole ich es mir eben von unten", murmelte er, doch der Größere packte ihn schnell am Arm und zog ihn wieder zurück. Eigentlich hatte er ihn noch einmal fragen wollen, warum er denn so versessen darauf war, ein leeres Notizbuch wieder zu bekommen, aber seine Frage wurde dadurch unterbrochen, was er nun sah. Durch den Ruck, als er in zu sich gezogen hatte, war unter Levins Kragen eine kleine Kette rausgerutscht, die der andere nun interessiert musterte. Es war eine dünne, silberne Kette mit einem kleinen Anhänger in Form eines Schlüssels, der beinahe so aussah, als wäre er aus Diamant.
„Nette Kette...", begann Ethan und streckte die Hand nach der Kette aus. Vage bekam er noch mit, dass der andere offenbar rief, er sollte die Kette nicht berühren, doch dafür war es schon zu spät, da er schon längst den Anhänger in der Hand hatte.
Kurz schien der Anhänger ein sanftes Licht zu verströmen, was Ethan irritiert beobachtete. Dann aber wurde das Licht plötzlich blendend hell, bevor alles um Ethan herum komplett schwarz wurde. 

-~-~-~-~-~-
Herzlich willkommen zu einer neuen Geschichte auf diesem Profil ^-^
Nach Jahren des Nichtschreibens und dem RPG-Business kommt nun endlich mal etwas Neues. Und dieses Mal auch etwas komplett anderes. Keine Fanfiction mehr, sondern eine eigene, kleine Fantasy-Geschichte. Bin mal gespannt, wie so etwas hier ankommt... Wobei das erste Kapitel hier vermutlich weniger Fantasy als mehr eigenartig ist xD