8. Geteiltes Leid ist doppeltes Leid

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Ich stellte einen großen Topf auf den Herd und befüllte ihn mit reichlich Wasser, um die Kartoffeln zu kochen. Als ich den Herd einschaltete und dieser ein paar Piepser von sich gab, zuckten die Schwarzhaarige und der Blonde zusammen und sahen leicht verstört zu der schwarzen Fläche.

Sie fingen sich allerdings schnell wieder. Während die Kartoffeln also kochten und unsere kleine Kochcrew die Fleischlaibchen zusammenpanschte und formte, trug Ruby mit dem Rest die Matratzen vom Keller herauf.

Meine Freundin streckte kurz den Kopf in die Küche und fragte: „Wo sollen wir die Matratzen hin?" Ich drehte meinen Kopf von dem Bottich voll Hackfleisch zu Ruby und meinte: „Ähm ... am besten zu meinem Schreibtisch. Schiebt die Sachen einfach auf die Seite." Sie nickte und verschwand wieder.

Unerwartet erklärte Mikasa: „Es ist nett, dass ihr uns aufnehmt." Ich sah verwundert zu der sonst so stummen Frau und grinste: „Das ist doch selbstverständlich. Ihr habt uns schließlich auch aufgenommen." Ich setzte kurz ab und fügte dann hinzu: „Mal abgesehen von der Zeit im Kerker, aber ansonsten war das wirklich sehr freundlich."

Von Armin kam die Frage: „Ihr wart im Kerker?" Ich sah den blonden an und zog eine Augenbraue nach oben: „Das wusstet ihr nicht?" Er schüttelte den Kopf und ich murmelte: „Natürlich hat das niemand erwähnt."

Meine Kochpartner zogen jeweils eine Augenbraue hoch und beobachteten mich wie ich dezent aggressiv ein Laibchen in meinen Händen formte. Ich war heute irgendwie sehr unentschlossen in meinen Emotionen.

Ich knallte das Laibchen auf die Frischhaltefolie und verscheuchte Mikasa, um aus dem Kasten eine große Pfanne herauszuholen. Ich stellte die Pfanne auf den Herd und schaltete die Platte ein. Während ich die Pfanne mit Öl befüllte, fragte Armin: „Was ist das eigentlich für ein Material?", er deutete auf die weiße Plastikschüssel vor sich.

Ich stellte das Öl weg und lächelte leicht: „Das ist Plastik. Besteht aus Erdöl." Er nickte, schien aber noch immer nicht schlauer. Ich musste mir wirklich dieses dämlich Grinsen verkneifen. Wenn sie nur wüssten, dass sie am heutigen Tag nur einen winzig kleinen Teil unserer Welt gesehen hatten. Das würde noch lustig werden.

Das Öl heizte sich auf und ich stellte Armin dazu ab die Fleischlaibchen heraus zu braten. Ich bat Mikasa noch den Tisch zu decken, bevor ich sie vom Kochdienst befreite. Armin schaute seiner Kindheitsfreundin nahezu wehleidig nach. Deshalb fragte ich grinsend, während ich die Kartoffeln abgoss: „Du kannst kochen nicht ausstehen, oder?" Er verzog das Gesicht: „So offensichtlich?"

Nun musste ich leider lachen: „Ja." Ich wurde schnell wieder ernster, meinte aber noch immer grinsend: „Mach dir nichts draus. Ich kann kochen auch nicht leiden, auch wenn ich es in der Schule lerne." Ich legte ihm mit einem versöhnlichen Lächeln die Hand auf die Schulter und fügte hinzu: „Geteiltes Leid ist doppeltes Leid."

Armin sah mich verwirrt an als ich mich dem Kartoffelstampfen widmete und fragte: „Heißt es nicht Geteiltes Leid ist halbes Leid? Oder geht der Spruch hier anders?" Ruby tauchte neben uns auf und schnupperte kurz, bevor sie Armins Frage beantwortete: „Ne, der Spruch geht gleich, aber du musst wissen, Toni ist in manchen Sachen einfach eine Pessimistin." Sie grinste den blonden an.

Als ich die Milch und die Gewürze ins Püree stampfte, erklärte ich: „Ich würde ja gerne widersprechen, aber leider hat sie recht." Ich warf einen Blick in die Pfanne, in der die Laibchen munter vor sich hin brutzelten und meinte: „Du lässt unser Mittagessen anbrennen." Armin blickte von Ruby zu mir und fragte irritiert: „Was?"

Ruby wiederholte: „Du lässt unser Mittagessen verkohlen." Sein Kopf schnellte zu der Pfanne und er nahm das recht dunkle Essen heraus, um die nächsten Laibchen hinein zu geben. Meine Freundin schüttelte grinsend den Kopf und stieß aus: „Oh boy."

Im nächsten Moment erschien Eren in der Küche und fragte: „Dürfte ich vielleicht einen Saft haben?" Ich ging zu einem der Hängeschränke und gab ihm mit den Worten „In der Flasche dort" ein Glas und deutete auf die Flasche. Der braunhaarige nickte mir zu und ging zu der Flasche. Ich gesellte mich wieder zu meinem Kartoffelpüree und sah zu, dass es nicht anbrannte.

Nebenbei betrachtete ich Eren wie er sich den Sirup ins Glas goss. Und er goss, und er goss, und er goss, und es sah nicht so aus als würde er aufhören. „Stopp, bist du verrückt? Wenn du das trinkst bekommst du einen Zuckerschock", stieß ich lachend aus als sein Glas zu einem Viertel mit Sirup befüllt war. Erschrocken und verwirrt zugleich hob er die Flasche ab und sah zu mir wie ein Kleinkind, das man beim Naschen erwischt hatte.

Auch Ruby und Armin wandten sich Eren zu und erstere begann ebenfalls zu lachen: „Boy, what are you doing?" Sie nahm sich dem erwachsenen Kleinkind an und leerte einen großen Teil des Sirups wieder in die Flasche und füllte das Glas mit Wasser auf. Grinsend gab sie ihm das Glas: „Koste. Mal sehen, ob du mehr brauchst."

Der junge Mann hob das Glas an seine Lippen und als er schluckte, verzog er das Gesicht. Armins Gesicht zierte ein belustigtes Lächeln und Ruby und ich lachten ihn einfach aus. Was soll ich sagen, wir konnten einfach nicht anders.

Eren betrachtete die rote Flüssigkeit in dem Glas und stellte fest: „Das Zeug ist ja picksüß." Ich lachte: „Ja, bei uns ist das meiste süßer als bei euch." Ruby fügte noch lachend an: „Und fetter auch. Und salziger. Und generell ungesünder."

Der grünäugige zog die Augenbrauen zusammen und schaute weiterhin skeptisch auf sein Getränk. Lachend nahm ich es ihm aus der Hand und gab Ruby ein neues Glas, die Eren einen seichten Saft machte. Also einen wirklich seichten Saft. Zumindest für meine Verhältnisse.

Ich trank einen Schluck von Erens ersten Glas und verzog das Gesicht. Armin sah mich mitleidig: „Zu süß?" Ich schüttelte den Kopf: „Zu wenig süß." Eren drehte sich sichtlich geschockt zu mir und deutete auf sein ehemaliges Glas: „Wie kann dir das zu wenig süß sein?!" Ich zuckte die Schultern. Armin deutete auf das Glas in meiner Hand und fragte: „Darf ich mal?" Ich reichte ihm das Getränk mit einem „Klar."

Er trank einen Schluck und verzog auch das Gesicht: „Das ist mehr als süß." Ich verdrehte die Augen, nahm ihm das Glas wieder ab und haute mir noch einen ordentlichen Schuss Sirup dazu, dass ich es auch trinken konnte. Ich hasste diese komischen Saft-Wasser-Mischungen, die weder nach dem einen noch dem anderen schmeckten, einfach. Nachdem ich einen Schluck von dem süßeren Saft nahm, seufzte ich zufrieden: „Besser."

Eren und Armin konnten mir dafür allerdings nur einen entsetzten Blick schenken, während Ruby immer weiter lachte.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt