28. Ein Tag der Rache ... äh ... im Prater

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Genervt verdrehte Jean die Augen und wartete darauf, dass wir ihm nachkamen. Seufzend und ohne Eile folgten wir dem hellhaarigen. Bei ihm angekommen, fragte ich im Vorbeigehen mit Blick auf Hanji und Levi: „Du weißt aber schon, dass du hier nicht das Sagen hast, oder?" Kurz bildete ich mir ein von ihm ein Schlucken zu hören, aber gleich darauf hatte er wieder dieselbe Miene aufgesetzt wie zuvor. Ich konnte mir ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Wie sagte Ruby einmal Jeder hat Angst vor Levi.

Im Laufe des Vormittages schleppen wir sie zu einem Glaslabyrinth, in dem sich fast jeder mindestens einmal die Nase stieß, ehe sie verstanden, dass sie die Wände hier nicht direkt sehen konnten. Ruby und ich liefen zwar auch einmal an, allerdings waren wir schon schlau genug die Hände vor uns auszustrecken, sodass wir unsere Kollision mit der Glasscheibe mit den Händen abfangen konnten. Selbst unser Adlerauge Levi schaffte es volle Kanne gegen eine Scheibe zu rennen, woraufhin der restliche Weg durch das durchsichtige Labyrinth von seinen Flüchen und Gemurmel begleitet wurde.

Dann schleppten wir sie noch zu einem der Fun-Houses. Wo sie auch etwas überrascht waren als sie plötzlich in einer Lichtröhre auf einer schiefen Brücke standen und es sich anfühlte als würde sich alles bewegen. Ich fand es richtig süß, wie sie sich am Geländer festklammerten als würden sie gleich in ein großes schwarzes Loch fallen, das ins Nichts führte. Dann war da noch der Boden, der aus sich drehenden Scheiben bestand, wo es einige Zeit brauchte, bis alle ohne gröbere Verletzungen durch waren. Eren schaffte es da natürlich wieder auf den Boden zu landen. Riss dabei netterweise Sasha und Connie auch gleich mit. Was auch sonst, alleine hinfallen ist doch langweilig.

Den Rest überstanden sie einigermaßen und so standen wir wieder neben dem kleinen Gebäude und zählten kurz durch, um sicherzugehen, dass auch wirklich alle da waren.

„Können wir was essen? Ich habe Hunger", fragte Sasha und fasste sich an den leise knurrenden Magen. „Ich hätte auch schon ein wenig Hunger", stimmte Mikasa ihrer Teamkollegin zu. Ruby zuckte die Schultern und fragte: „Was wollt ihr denn?" Sashas Augen begannen zu funkeln und sie erkundigte sich: „Gibt es hier Kartoffeln?" Oh, wie süß. So ein winzig kleiner kulinarischer Horizont. Ruby schlang einen Arm um Sashas Schulter und grinste sie an: „Oh, Sasha, es gibt so viel mehr als nur Kartoffeln."

Da wir unseren Gästen die internationale Küche Wiens zeigen wollten, war unser nächster Halt ein Kebap-Falafel-Stand. An dem es zufälligerweise auch Bratkartoffeln gab. Wir kauften zehn Falafel, einfach um die anderen probieren zu lassen. Ruby hielt ihnen die Papiertüte mit den frittierten Bällchen hin und ermutigte sie: „Bitte, nehmt euch." Zögernd nahm sich jeder ein Kichererbsenbällchen und betrachtete es als wäre es potenziell giftig.

Sasha machte den ersten Schritt und stopfte sich den Falafel auf einmal hinein. Noch während des Kauens, schmatzte sie: „Daf if mega lecker." „Einmal Falafel", begann ich mitzuzählen. Nun probierten auch die anderen vorsichtig und ich kam auf geschlagene sechs Mal Falafel mit Ruby und mir. Levi verzichtete ganz auf Essen, Jean und Mikasa blieben bei altbekannten Bratkartoffeln und Hanji traute sich nach unserer Erklärung einen Kebap zu. Tja, wer hätte das gedacht.

Zu den Falafeln gab es Hummus und Pitabrot und auch das schien den meisten zu schmecken. „Darf ich mal kosten?", fragte Hanji meine Freundin und deutet über Rubys Schulter auf das Pitabrot und den Hummus. Auffordernd hielt Ruby der Wissenschaftlerin das Pappschälchen hin, die darauf das flache Brot nahm und in den Hummus tunkte. Kaum hatte sie den Bissen geschluckt, schwärmte die Brillenträgern: „Meine Güte, das ist das beste Brot, das ich je gegessen habe."

Aufgrund dieser Aussage mussten Ruby und ich grinsen. Ich sah zu meiner Freundin, um zu sehen, ob ihr Hirn gerade gleich verlinkte wie meins und einen Augenblick später stießen wir beide lachend aus: „Das ist so ein sexy Brot."*

Verwirrt wurden wir angesehen und keiner von uns zwei machte sich die Mühe die anderen aufzuklären. Levi gab natürlich wieder seinen Senf dazu: „Ihr seid so gestört." Ja, danke. Jetzt erzähl uns mal bitte was, das wir noch nicht seit Jahren wissen. Irritiert sahen uns unserer Freunde an, bis es ihnen zu blöd wurde und wir einfach ignoriert wurden.

Dabei brauchten wir gar nicht so lange, um uns wieder einzukriegen. Höchstens zwei Minuten. Dann entschuldigte ich mich in bester Manier: „Entschuldigung, wir haben nicht mehr alle Latten am Zaun." Jean hob eine Augenbraue und erwiderte ungerührt: „Ihr hattet noch NIE alle Latten am Zaun. Die sind euch abgefallen als ihr geboren worden seid."

„Hey!", empörten wir uns und ich warf meine leere Pappschale nach dem Hellhaarigen, die aber bedauerlicherweise vorher vom Wind davongetragen wurde. Frechheit, nicht einmal andere Leute kann man bewerfen, ohne dass einem etwas einen Strich durch die Rechnung machte.

Klarerweise wurde ich deswegen von Jean ausgelacht, weshalb ich aufstand und zu ihm ging, um ihm gegen das Bein zu treten, dann wieder umzudrehen und mich selbstzufrieden neben Ruby zu setzen. Jeans beleidigter Blick verfolgte mich dabei und versuchte mich vermutlich gerade zu erdolchen. „Du kleine ...", wollte er beginnen zu schimpfen. „Hey, es reicht", hielt Levi ihn jedoch davon ab sich noch weiter hinein zu steigern. Ich war mir ziemlich sicher, dass Levi für meinen Tritt gerade vollstes Verständnis hatte.

Als alle zusammengegessen hatten, ließen wir es mit ruhigeren Fahrgeschäften angehen. Zum Beispiel eine Wildwasserbahn, in der Jean zu meiner Genugtuung pitschnass wurde, dann ein Sesselkarussell und Sasha räumte mit ihren Schießkünsten bei einem Schießstand ab. Levi war natürlich auch nirgends wegzudenken. Denn kaum stand bei einem Eingang eine Größenbeschränkung, konnten wir uns sein Gegrummel anhören.

Gegen Abend und bevor wir nach Hause fuhren beschlossen wir unseren Gästen gestern Abend noch ein wenig heimzuzahlen und steuerten auf die Schwarze Mamba zu. Ruby kaufte acht Fahrkarten und hielt sie der Gruppe mit den Worten „Unser Willkommen-in-unserer-Welt-Geschenk an euch!" entgegen.

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*Dank, an den Jungen von TikTok, den ich leider nicht wiederfinden konnte, der nach seiner Diät mal wieder Brot isst.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt