10. Leute aus anderen Welten haben genau die gleichen Probleme

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Während Hanji, Ruby und ich den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher hockten und uns irgendeinen Blödsinn ansahen, putzte Team Levi brav das Haus von oben bis unten. Ich kann euch sagen, so geglänzt hatte das Wohnzimmer nicht einmal als es noch neu war.

Gegen sechs wurden sie langsam fertig und ich trieb Ruby und Hanji dazu an das Abendessen vorzubereiten. Wir deckten den Tisch, räumten den Geschirrspüler aus und stellten Brot sowie Belag auf dem Tisch.

Kaum waren wir fertig, stürzten sich Levis Gehilfen prompt auf das Essen. Ja, mit Levi konnte putzen wirklich anstrengend und aushungernd sein. Ich stellte auch einen Krug Wasser auf den Tisch, der keine Minute später nachgefüllt werden musste. Schmunzelnd betrachtete ich wie sich die ausgehungerte Meute über das Essen hermacht und holte neues Wasser.

Als ich den Krug auf dem Tisch abstellte und mich neben meine Freundin, die gerade von einem Hummusbrot abbiss, fallen ließ, fragte Hanji Levi grinsend, während sie sich einen Toast mit Butter bestrich: „Was hast du mit deinen Leuten angestellt? Sie sehen aus als hättest du sie am ärgsten Sommertag den ganzen Tag Runden laufen lassen."

Der Angesprochene warf Hanji nur einen kurzen Blick zu, ließ die Frage allerdings unbeantwortet und belegte sich stattdessen ein Käsebrot. Hanjis Grinsen verschwand und sie schnaubte beleidigt: „Dann eben nicht."

Ruby sah quer über den Tisch und meinte zu ihrem Lieblingscharakter: „Ach, Hanji, du solltest doch am besten wissen, dass Levi manchmal nicht zum Quatschen aufgelegt ist." Die Wissenschaftlerin warf Levi einen Seitenblick zu und erwiderte dann mit prüfendem Blick auf ihr Essen: „Stimmt. Ja."

Ich lächelte die Ältere an und erklärte: „Na also." Ich wandte mich zu dem Rest der Gruppe und setzte hinzu: „Danke, übrigens für's Putzen." Eren war so freundlich und erwiderte mit einem müden Lächeln: „Keine Ursache." Jean hingegen warf mir einen so genervten Blick zu, dass ich ihm von den Augen ablesen konnte, was er sagen wollte, es aber aus bestimmten Gründen unterließ. Und das war eindeutig: Hör auf dich zu bedanken! Wir wurden dazu gezwungen!

Ich versuchte aufgrund dieses Blickes krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken, allerdings machte mir Rubys Handy, das neben ihr am Tisch lag, einen Strich durch die Rechnung. Lautstark schrie es mit Hanjis japanischer Synchronstimme: „Leeeeevaaaaiiiii." Das war Punkt eins, warum ich jetzt lachend am Tisch lag.

Punkt zwei war Rubys Sperrbildschirm. Ihr haltet mich, und vermutlich auch Ruby, bestimmt für herzlos, aber ich liebte dieses Bild einfach abgöttisch. Rubys Sperrbildschirm war ein Bild von Armin wie er in der vierten Staffel auf einen Tisch gedrückt wurde und die Augen zusammenkniff.

Ich konnte mir nicht helfen. Ich sah dieses Bild und begann einfach nur noch haltlos zu lachen, was mir einige verwirrte Blicke und hochgezogene Augenbrauen einbrachte. Armin schaffte es wohl irgendwie einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen, denn er fragte kurz darauf: „B-bin das ich?" Die Frage brachte mich leider einfach nur noch mehr zu lachen.

Ruby erklärte ein bisschen kleinlaut: „Äh ja ... s-sie lacht, aber ich finde dich da so richtig sexy." Sie deutete zuerst auf mich und dann wieder auf ihr Handy. Sofort kam von Connie die leicht entsetzte Frage: „Hast du ihn gerade sexy genannt?" Oho, war da jemand eifersüchtig?
„Ich finde dich auch sexy", verteidigte sich Ruby.
Doch ohne zu zögern, kam die nächste Unterstellung: „Und wieso hast du keine Bilder von mir?!"
„Ich habe Bilder von dir ausgedruckt", tat sie Connies Frage ab.
Beleidigt kam von Connie: „Und wo sind diese Bilder?!"
Ruby wurde das Hin und her langsam zu bunt und sie schimpfte: „Und wo sind Bilder von mir?"
Ohne seinen Tonfall zu ändern, schoss ihr Freund zurück: „Keine Ahnung! Ich weiß doch nicht, einmal wie man Bilder macht!"
„Ja, dann hör auf, dich aufzuregen!", erwiderte meine beste Freundin beleidigt und schob sich den Rest ihres Brotes in den Mund. Alle sahen den zweien gespannt zu und ich? Ich lachte einfach weiter und weiter.

Ich bekam von Ruby eine auf den Oberarm, woraufhin ich mich mit Lachtränen in den Augen entschuldigte: „Tut mir leid." Ich kicherte allerdings noch eine Viertelstunde weiter, bis ich mich eingekriegt hatte.

Den Rest des Abendessens verbrachten wir vorwiegend in Schweigen. Auch das Wegräumen verlief in Stille. Man merkte der ganzen Mannschaft deutlich an, dass sie von dem heutigen Tag vollkommen fertig war.

Es war halb acht als ich erklärte: „Na gut, lasst uns eure Betten fertig herrichten." Einstimmiges Nicken kam zurück, weshalb ich in meinen begehbaren Kleiderschrank marschierte und Ruby eine Bettgarnitur, welche aus Polster- und Deckenüberzug sowie einem Leintuch bestand, nach der anderen von dem obersten Regal hinunter reichte, die sie dann an den Besuch weitergab.

Am Ende standen unsere Gäste bepackt mit Polster, Decke und Bezügen in meinem Zimmer und waren leicht überfordert. Ich erklärte ihnen: „Also gut, ins Bett passen zwei Leute. Vielleicht auch drei, aber einer wird dann wahrscheinlich zwischen den Matratzen versinken, also eher zwei. Ins Arbeitszimmer passen vier Leute und auf die Couch passen auch ein bis zwei Personen."

Wie zu erwarten wollte jeder das Bett haben. Was auch sonst. Allerdings waren sie alle plötzlich ganz eingeschüchtert als Levi sich demonstrativ auf's Bett fallen ließ. Ja, nein, gegen ihren Boss würde keiner etwas sagen.

Im nächsten Moment wurde schon um die Couch gestritten. Da man sich allerdings nicht einig werden konnte, sah man schließlich abwartend zu Ruby und mir. Ruby hob abwehrend die Hände und erklärte: „Seht uns nicht so an, that's your problem." Ich ging augenverdrehend zurück ins angrenzende Arbeitszimmer und zerriss einen Zettel in 14 Stücke. Auf sieben schrieb ich die Namen und auf die anderen die Schlafplätze.

Ich nahm die zwei Haufen und ging zurück. Ich hielt Ruby die Papierschnipsel hin und verkündete: „Dann werden eben Lose gezogen." Als am Ende allerdings Sasha neben Levi im Bett schlafen sollte, tauschte diese mit Hanji. Und so schliefen Mikasa, Sasha, Eren und Connie im Arbeitszimmer, Armin durfte sich mit Jean die Couch teilen und Levi hatte Hanji an der Backe.

Die erste Amtshandlung von Levi, die darauffolgte, war, dass er Hanji den Platz an der Wand zuwies und eine Barrikade in der Mitte des Betts errichtete. Tja, jedem das seine. Außerdem schlief der Typ ja angeblich sowieso nicht so viel.

Als sich alle ihren Schlafplatz eingerichtet hatten, erklärte ich noch, was Lichtschalter waren und verabschiedete mich: „Gute Nacht alle miteinander. Wir sehen uns morgen beim Frühstück. Wenn ihr was braucht, wir sind ein Stockwerk tiefer." Auch Ruby trällerte noch „Nachtinacht" und marschierte ins Erdgeschoss.

Das war ja mal ein wirklich interessanter Tag.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt