23. Guten Morgen, Sonnenschein!

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Am nächsten Morgen wurde ich durch den Wecker von Rubys Handy wach. Verschlafen setzte ich mich auf und sah meiner Freundin dabei zu wie sie nach ihrem Handy tastete, und versuchte den Wecker stumm zu kriegen. Nachdem sie es nach einiger Zeit noch immer nicht geschafft hatte und wir weiter mit einer fröhlichen Melodie beschallt wurden, setzte sie sich stöhnend auf und haute ihre Hand auf das Handy, um es sich zu greifen und endlich den Wecker auszukriegen.

Ich schwang meine Beine über die Bettkante und schlurfte in Richtung Tür. An dieser kam mir eine ganz essenzielle Frage in den Kopf. Was tat ich hier eigentlich? Ich hatte mein Nachthemd an und meine Kleidung lag im Schlafzimmer. Also wieso wollte ich eben dieses verlassen? Ich klatschte mir die Hand ins Gesicht und drehte wieder um. Und was sah ich? Meine Freundin, die seelenruhig wieder in den Federn lag. Na, warte.

Schnaubend machte ich nun gänzlich kehrt und zog Ruby mit einem Ruck die Bettdecke vom Körper. Allerdings ließ sie sich davon nicht sonderlich stören. Sie drehte sich lediglich auf die andere Seite und nahm nicht die geringste Notiz von mir. Gut, dann eben anders.

Ich stapfte ins Bad, drehte den Wasserhahn auf, hielt meine Hände unter den kalten Wasserstrahl und machte mich wieder auf ins Schlafzimmer. Dort legte ich Ruby meine eiskalten Hände auf die nackten Oberschenkel. Sofort fuhr sie hoch und zog ihre Beine an. Ihr Blick, der mir zuflog, fragte deutlich Bist du irre? Hihihi, ich war eben die beste Freundin, die man sich nur wünschen konnte.

Zufrieden lächelte ich Ruby an und klatschte zwei Mal in die Hände: „Hopp, hopp, aufstehen." Stöhnend ließ sie sich wieder zurück in die Kissen fallen und murrte: „It's too early." Augenverdrehend schnappte ich mir einen ihrer Arme und begann daran zu ziehen. Sie ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen, sondern ließ mich einfach machen.

Nach einer Minute hatte ich endlich ihren Oberkörper aus dem Bett heraußen, dass sie wie eine Stoffpuppe kopfüber von der Bettkante hing. Ich stemmte meine Hände in die Seiten, sah leicht außer Atem zu Ruby und schnaufte kurz durch, ehe ich erneut zu ziehen begann. Fünfzehn Sekunden später knallte ihr Hintern schließlich auf den Boden und sie sah mich beleidigt an. Ich drehte mich zu dem einzigen Sessel im Raum und meinte: „Schau mich nicht so an als wäre ich hier die Verbrecherin. Es war deine Idee früher aufzustehen." Ich schnappte mir Rubys Kleidung vom Sessel und warf sie ihr zu, bevor ich mir auch welche aus meinem Haufen an Kleidungsstücken suchte, die am Boden gestapelt waren.

Eine halbe Stunde später waren wir mit kurzärmeligen T-Shirt, kurzen Hosen und vollem Magen bestens für den heutigen Tag ausgerüstet. Ich suchte mir noch aus dem Kleiderschrank meiner Eltern einen Rucksack und schon waren Ruby und ich auf den Weg nach oben.

Schon vor der Tür konnte man jemanden schimpfen hören, der sich verdächtig nach Jean anhörte: „Das Vieh ist mir heute Nacht fünf Mal über den Kopf gelaufen. FÜNF. MAL." Kichernd sah ich zu Ruby, die ebenso grinsend vor der Tür stand und den Frühstücksgespräch über meine Katzen lauschte. „Ich kann mich nicht beschweren. Bei mir ist sie ganz still gelegen und hat sich kaum bewegt", beteiligte sich nun auch die Stimme von Sasha an dem Gespräch. Von einer Stimme, die ich Eren zuordnete, kam: „Ich weiß nicht, wie du dich über die zwei beschweren kannst. Die zwei sind doch richtig knuffig." Etwas komisch Eren so verzückt zu hören, aber mir sollte es recht sein.

Mit einem Grinsen im Gesicht und den Kopf schüttelnd betraten wir die Wohnung und im Esszimmer verkündete Ruby strahlend wie selten um sieben Uhr morgens: „Guten Morgen allerseits. Alles fit?" Irritierte Blicke wurden uns, zwei Grinsebacken, zugeworfen. Nur Sunny, die neben der Essbank hin und her streifte, sah uns auffordernd an.

„Geht's euch gut?", fragte die Pferdefresse skeptisch. Ohne dass unser Grinsen einen Abbruch nahm, stellte ich die Gegenfrage: „Sollte es anders sein?"
„Na ja, das gestern hat euch ziemlich fertig gemacht und da dachten wir ... na ja ...", begann Connie zu erklären.
Ich wank ab und grinste weiter: „Ach was, vergeben und vergessen." Nach diesen Worten konnte man direkt sehen wie da die Steine von den Herzen fielen. Außer bei Levi, aber der schaute wie immer ... und hatte meinen Kater auf seinem Schoß liegen. Was ich in zweierlei Hinsicht als abnormal empfand. Immerhin haarten Katzen. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sich freiwillig vollhaaren ließ. Außerdem war Amadeus die Scheu in Person ... äh, oder in Katze ... und würde nie, wirklich NIE zu einem fremden Menschen gehen. Er traute sich ja nicht mal wirklich zu Ruby, die mit Abstand von allen Bekannten vermutlich die meiste Zeit in diesem Haus verbrachte.

Ich starrte auf das graue Fellknäuel und mir klappte schlussendlich der Mund auf. Alle Blick lagen auf mir und aus meinen Mund kam die einzige Erklärung, die sich mein Hirn zusammenreimen konnte: „Du kannst zaubern." Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue hoch, widmete sich aber gleichdarauf wieder seinem Tee.

Meine Verwunderung abschüttelnd drückte ich Ruby den leeren Rucksack in die Hand und holte die Futterschüsseln, um die Katzen zu füttern. Als Amadeus von Levis Schoss sprang und der Hauptgefreite auf ebendiesen Platz schaute, merkte er wohl wie haarig seine schöne, schwarze Stoffhose jetzt wohl war, so missbilligend wie er die Augenbrauen zusammenzog.

Grinsend ging ich in die Küche und ließ es mir nicht nehmen, Levi auf ein winzig kleines Detail aufmerksam zu machen: „Du hättest es verhindern können." Seinen Blick spürte ich zwar im Rücken, allerdings ignorierte ich ihn einfach und verköstigte die miauenden Fellballen.

Währenddessen aßen die anderen ihr Frühstück und Ruby begann den Rucksack mit dem nötigen zu packen. Ihr wisst schon Geld, zwei eineinhalb Liter Flaschen Wasser, Lutschbonbons und Handy, um ein paar lustige Momente einzufangen.

„Sollen wir Ersatzkleidung auch einpacken?", fragte Ruby als ich ihr eine Packung Kekse reichte. „Wird zu viel. Außerdem sollen sie keine Memmen sein. Wenn sie nass werden, ist das eben so", antwortete ich. Sie zuckte mit den Schultern und Eren, der gerade das Geschirr in den Geschirrspüler räumte, fragte verwirrt: „Wohin geht's denn?" Grinsend drehten wir uns zu ihm und teilten im einstimmig mit: „Wir machen einen Ausflug!"

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt