11. Ein ganz gewöhnlicher Morgen

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Langsam kam ich aus dem Schlaf heraus. Blinzelnd öffnete ich die Augen und schaute auf das Nachtkästchen meiner Eltern. Dort stand eine Uhr, die in rotleuchtenden Strichen die Zahlen 8 und 43 zeigte. Hm, die anderen waren bestimmt schon wach. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Levi sie schlafen ließ.

Mühsam drehte ich mich um und versuchte in dem abgedunkelten Raum zu erkennen, ob die andere Seite des Bettes noch besetzt war. Wie ich feststellte, war sie das nicht.

Ächzend richtete ich mich deshalb auf, quälte mich aus dem Bett und schlurfte zum Fenster, um die Jalousien hochzuziehen. Als das Licht hereinkam, kniff ich die Augen zusammen. Ich hasse Sonne.

Umständlich zog ich mich noch um, bevor ich ins Bad schlich und mich dort einigermaßen anschaulich machte. Mein Weg führte mich weiter in den Gang und dann ins Esszimmer, wo Ruby sich hinter der Wand zum Wohnzimmer versteckte und um die Ecke durch dieses in den Garten spähte.

Mit hochgezogener Augenbraue fragte ich: „Was ist so interessant?" Sie sah kurz zu mir und meinte im Zurückdrehen kichernd: „Das musst du dir unbedingt ansehen." Ich ging zu ihr und schielte ebenfalls um die Ecke.

Dank des Fensters, das eigentlich eine Terassentür war, konnte man bestens den Garten überblicken, in dem Team Levi Runden rannte. Der Team Kapitän hatte sich stattdessen einen Klappstuhl genommen und saß mit einer dampfenden Tasse unter dem Kirschbaum. Hanji unterdessen aß einen Apfel und betrachtete die Poolabdeckung fachmännisch.

Ich zog meinen Kopf zurück und begann zu kichern. Levi machte wie immer mal wieder einen auf Sklaventreiber und Hanji war Wissenschaftlerin durch und durch. Ich ging in die Küche und erklärte Ruby auf dem Weg dorthin grinsend: „Ich glaube, ich muss Hanji dann erklären, wie die Poolabdeckung funktioniert." Einen Moment später fügte ich nachdenklich hinzu: „Und dass unsere Apfelbäume seit Jahren keinen wurmfreien Apfel mehr getragen haben."

Ruby kniff kurz die Lippen aufeinander und stimmte dann zu: „Yes ... Yes, I think you should." Nickend schaltete ich die Kaffeemaschine ein und ließ mir beim Wasserhahn daneben in eine Tasse Wasser ein. Während Ruby sich eine Kaffeekapsel in die Maschine steckte, stellte ich meine Tasse in die Mikrowelle.

Ich ging zu Ruby und kramte aus dem Kasten über uns einen Beutel Pfefferminztee heraus. Mit dem Teebeutel in der Hand schaute ich wieder zur Terrasse. Mein Blick blieb am Pool hängen und ich fragte, ohne meinen Blick von draußen abzuwenden: „Was hältst du davon, wenn wir dann schwimmen gehen?" Gerade rannte Sasha am Fenster vorbei und ich seufzte: „Gleich nachdem ich Levi gezeigt habe, dass sich keine Minute entfernt ein Feld befindet, das er für seine Trainingseinheiten benutzen kann."

Ruby sah auch hinaus und nickte: „Hat deine Nachbarin wenigstens mal was Interessantes zu beobachten." Sie sah mich an und fragte: „Wie heißt sie schnell?" Ich zog die Augenrauen zusammen und fragte nach: „Welche Nachbarin meinst du genau?", während ich das heiße Wasser aus der Mikrowelle holte und den Teebeutel hineintunkte.

Sie deutete aus dem Küchenfenster zur Straße und meinte: „Diese komische Frau gegenüber, die den ganzen Tag aus dem Fenster starrt." Erkennend nickte ich: „Ah, du meinst Frau Höhengerber." „Genau, Höhengerber", wiederholte meine Freundin. Ich lachte bei dem Gedanken an diese schrullige, alte Dame kurz auf und erwiderte: „Da hast du recht." Ich griff zwei Teller aus einem der Hängeschränke, sowie das Milchbrot darunter und setzte nach: „Wenn da eine Gruppe von „Jungspunden" vor ihrem Fenster ihre Runden läuft, muss sie nicht die Gärten ihrer Nachbarn bemängeln." Ruby holte Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank und äffte meine Nachbarin nach: „Alles G'sindl. Diese Jugend, nur G'sindl." Lachend ließen wir uns mit den Sachen an den Esstisch fallen und ich meinte: „Wirklich sehr gut getroffen."

Während des Essens besprachen wir kurz, was wir unserem Besuch unbedingt noch in unserer Welt zeigen mussten, bevor wir sie wieder zurückreisen ließen. Die Liste wurde recht lang und bei dem Gedanken an gewisse Dinge breitete sich ein diabolisches Grinsen auf meinen Lippen aus. Sie würden leiden! Muhahahah! (Das Muhaha bleibt bitte unter uns. Ruby muss davon nichts erfahren ... immerhin mag ich meinen Kopf.)

Wir räumten wieder alles weg und gingen gleich durch die Terrassentür nach draußen. Na ja, wir wollten. Denn kaum stand einer meiner Füße auf den weißen Steinfließen, sprang ich mit dem Schrei: „Scheiße, ist das kalt!", wieder zurück auf's Parkett.

Nicht sonderlich überraschend war es, dass mich dann alle anschauten und Ruby mich auslachte. „Ist ja gut, ist ja gut", grummelte ich meine beste Freundin an und machte mich, gefolgt von Ruby, auf den Weg nach oben, um meine Flip-Flops zu holen.

Keine Minute später standen wir im Garten und besahen uns Levis Untergebene, die nach wie vor ihre Runden rannten. Und das sogar in ihrer neuen Kleidung. Hach, ich war so stolz auf sie.

Flippend und floppend ging ich auf den Schwarzhaarigen im Gartenstuhl zu, der meine Füße recht skeptisch betrachtete. Auch Hanji hatte die Geräusche meines Schuhwerks vernommen und stand nun da und betrachtete fasziniert meine Schuhe: „Oh, das sind aber lustige Schuhe. Darf ich mir diemal ausborgen?" Ich sah zu ihr und me inte: „Du kannst welche haben. Oben liegen noch zwei Paar." Jubelnd klatschte Hanji ihre Hände ineinander.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt