24. Der Charme des Zugfahrens

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Connie steckte seinen Kopf zur Küchentür herein und erkundigte sich interessiert: „Einen Ausflug?" „Jep", war meine kurze Antwort, ehe Ruby und ich Connie aus der Tür scheuchten und uns die Aufmerksamkeit des Restes sicherten. „Also, Toni und ich haben uns ein paar Sachen überlegt, die wir unbedingt mit euch machen wollen und heute haben wir entschieden Punkt Numero Uno abzuhaken. Und das ist laut Liste ...", Ruby zog eine Rolle Papier mit unserer Liste hervor, die wir irgendwann zwischendurch einmal angefangen hatten zu führen, und tippte mit dem Finger auf den ersten Punkt auf dem Blatt, „... ein Besuch in einem Themenpark." Nicht dass wir die Liste wirklich gebraucht hätten, aber wir wollten sie ein bisschen damit schocken, dass wir schon angefangen hatten eine Liste zu führen. Und die Rolle Papier, die ausgerollt knapp einen Meter lang war, war auch hauptsächlich für den Effekt gedacht. Auch wenn da zurzeit mehr oder weniger nur fünf Dinge draufstanden.

Verwirrte Blicke kamen uns entgegen. Sie hatten keinen Plan, wovon wir hier überhaupt redeten. Unbeirrt fügte ich Rubys Ausführung allerdings hinzu: „Da es bei uns aber einen Mangel an Themenparks gibt, die sowohl aufregend als auch abwechslungsreich sind, haben wir beschlossen in den Prater zu fahren." Weiterhin verwirrte Blicke. Hach, wie ich es liebte, wenn sie keine Ahnung hatten, was auf sie zu kam.

Ruby verdrehte die Augen und meinte schließlich: „Ach zieht euch einfach was Bequemes an und dann geht's los." Zuerst sahen sich alle weiterhin verwirrt an, doch Hanji schaffte es wie immer die Gruppe auf Trab zu bringen: „Kommt schon, das wird lustig. Neue Erfahrungen, neue Menschen und ganz viel neues Andere-Welt-Zeug." Vor sich hinmurmelnd gingen alle schließlich unseren Anweisungen nach, während Hanji noch immer grinsend vor uns stand.

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterten wir sie von oben bis unten. „Willst du dir nicht was anderes anziehen?", fragte Ruby die Ältere und deutete auf ihre Kleidung. „Hä", kam von dieser und betrachtete ihren Pyjama, in dem sie noch immer steckte. Verlegen kratze sich Hanji am Kopf und murmelte vor sich hin, während sie sich etwas anderes anziehen ging: „Äh, ja, ja vielleicht sollte ich ... wo habe ich nur schon wieder meinen Kopf."

Kichernd sahen Ruby und ich der Wissenschaftlerin hinterher. Wir gingen in Richtung Stiegenhaus und ich rief noch zurück in die Wohnung: „Wir warten unten!" Ohne auf eine mögliche Antwort zu warten, gingen wir nach unten und setzten uns auf die blitzblanken Stiegen. Ich musste schon sagen, Levi und sein Team hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Ob ich ihn überreden konnte, hier zu bleiben und als Putze zu arbeiten? Vermutlich nicht.

Ruby und ich warteten knapp fünf Minuten. Dann stand die ganz Partie parat zum Aufbruch. Wie gestern bereits bildete einer von uns das Schlusslicht und sah zu, dass keiner verloren ging. Immerhin mussten wir knapp 15 Minuten Fußweg zurücklegen, bis wir am Bahnhof ankamen.

Dort staunten die anderen nicht schlecht. Sowas hatten sie wirklich noch nie gesehen. Ein altes Gebäude und eine nigelnagelneue Überdachung für die Bahnsteige. Hanji und die Rekruten bestaunten die ganze Umgebung und einen Zug, der gerade einfuhr, während Levi danebenstand und skeptisch eine Augenbraue hochzog: „Was soll das sein?" Ich haute dem Griesgram eine Hand auf die Schulter und deutete auf das Wunder Bahnhof: „Das, mein Lieber, ist ein Bahnhof und ist ein Haltestelle für unser heutiges Transportmittel: der Zug."

Die Augenbraue wanderte höher und besah sich den Personenzug, der soeben wieder abfuhr. „Und das ist sicher?", fragte er weiterhin misstrauisch. „I think it is the safest way to travel", antwortete Ruby mal wieder in der falschen Sprache. Levi seufzte nur und drehte seinen Kopf auffordernd zu mir. Ich übersetzte: „Der sicherste Weg zu Reisen." Nach einer kurzen Pause, in der ich schaute, ob die anderen eh noch nicht auf die Gleise gesprungen waren, drehte ich mich wieder zu Levi und grinste ihn an: „Auf alle Fälle sicherer als zu Fliegen."

„Fliegen", stellte der Schwarzhaarige ein wenig ungläubig fest. Ruby nickte: „Ja. Fliegen." Bevor Ruby allerdings näher draufeingehen konnte, kam Hanji wieder zu uns und beteiligte sich an dem Gespräch über die Transportmöglichkeiten in unserer Welt: „Mit einem Flugzeug. Richtig?" Bestätigend nickten wir und Hanji zog Levi aus unserer Mitte und haute ihm ihren Arm über die Schultern und laberte ihn mit allem, was sie übers Fliegen wusste, voll, während sie ihn Richtung Bahngleise schleifte.

Ich sah grinsend zu Ruby und meinte: „Du hast damals wohl ganze Arbeit geleistet." Meine Freundin machte eine wegwerfende Handbewegung und bedankte sich gespielt verlegen: „Thank ya." Lachend folgten wir dem ungleichen Paar und holten alle noch einmal zusammen.

Aus dem Rucksack, den Ruby bis eben brav getragen hatte, gab sie mir die Tickets, die wir gestern noch ausgedruckt hatten und ich wiederrum teilte diese an alle aus. Die Blätter wurden hin und her gewendet und genau betrachtet, bis Jean uns fragte: „Was ist das?" „Eine online gekaufte Monatsfahrkarte", antwortete ich. Allerdings schien meine Antwort nicht sonderlich aufklärend zu sein, denn ich wurde schon wieder verwirrt angestarrt.

„Einfach nicht verlieren und im Zug bereithalten", seufzte ich geschlagen. Sie waren ja so unwissend. „Was ist ein Zug?", fragte nun Eren irritiert. „Das da", meinte ich und zeigte auf einen Schnellzug, der soeben angerauscht kam und durchfuhr. Dem braunhaarigen entkam nur ein „Oh".

„Zug 2326 nach Breclav fährt ein", kam die Durchsage keine Sekunde, nachdem der Schnellzug weg war, was einen Teil gehörig zusammenzucken ließ. Das war unser Zeichen. Ruby klatschte in die Hände: „Hopp,hopp, Kinder, der Zug wartet nicht", und scheuchte uns in die Unterführung zum nächsten Bahngleis. Gerade als der Zug anhielt, kamen wir am Bahnsteig heraus. Mit Misstrauen wurde das Gefährt betrachtet, in das wir die Gruppe fast schon schieben mussten. Was Ruby und mir einige irritierte Blicke des Schaffners einbrachte.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt