Kapitel 12: Ich hab's sowieso nicht verdient, zu leben...

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Kapitel 12

Amu's Sicht:

Ich stocke mitten in der Melodie. „T-Tadase...“ Zu mehr bin ich nicht fähig. „Tadagay. Lange nicht gesehen“, meint Ikuto. Tadagay... Wie in meinem Traum...Mir fährt ein kalter Schauer über den Rücken. Gruselig! „Was machst du hier?!“, zische ich. „Ach, ich wollt dich nur mal wieder besuchen, ich mach mir schließlich Sorgen um meine Schwester“ Ich lege meine Geige auf Ikuto's Bett und schlage Tadase mit voller Wucht ins Gesicht. Dieser taumelt einige Schritte zurück und hält sich geschockt die Nase. Ungläubig schauen mich Ikuto und Tadase an. „Du miese kleine Schlampe, dafür wirst du leiden und um Gnade flehen!“ „Meinst du nicht, dass ich das nicht schon genug gelitten hab?!“, meine ich mit bitterer Stimme. „Anscheinend nicht, wenn du immer noch lebst, du widerliches Halbblut!“ Wutentbrannt geht er auf mich zu, Ikuto stellt sich aber dazwischen. Fragend schaut er zwischen mit und Tadase hin und her. „Was? Ich versteh grad nichts. Kann mir das jemand erklären? Was was meintest du damit, das du schon genug gelitten hast? Und seid wann hast du eine Schwester?“ „Ach“, höhnt Tadase, „Amu hat´s dir gar nicht gesagt. Ja, wie schade. Na los Amu. Erzählst ihm. Erzähl ihm alles. Warum du dich ritzt. Komm. Sag´s ihm!“ Ikuto's Blick richtet sich auf mich, ich weiche seinem Blick aus. „Amu?“ „Tut mir leid...“ Und damit öffne ich seine Fensterwand und verschwinde im Wald. Irgendwo auf einer Lichtung bleibe ich stehen. „Dieses Arschloch...“ Weinend lasse ich mich an einem Baum runter rutschen. „Jetzt muss ich wieder meine Familie wechseln, dabei kam ich doch so gut mit den Tsukiyomis aus“ Ich ziehe meine Beine an, schlinge meine Arme um meine Knie und lasse meinen Kopf auf ihnen sinken. Ich weiß nicht, wie lange ich da sitze und weine, es müssen aber mehrere Stunde sein.„Warum hasst mich das Schicksal so sehr?“ „Weil du ein Wesen bist, das nicht existieren darf“ Ich schrecke auf. „Tadase. Lass mich in Ruhe. Ich bin nicht in der Stimmung. Um mit die zu Streiten..“ Ich lasse meinen Kopf wieder sinken. „Willst du nicht wissen, was ich Ikuto alles gesagt habe?“ „Du hast ihm sowieso alles erzählt, warum sollte ich dann noch fragen?“ „Ich hab nichts...“ Ich schaue ihn mit einem ungläubigen Blick an. „Nein, wirklich. Ich hab ihm nichts erzählt. Er hätte mich umgebracht, schließlich ist Ikuto viel stärker als ich“ Seufzend lege ich meinen Kopf auf meine Knie zurück. „Wieso lässt du mich nicht einfach für immer in Ruhe?“ „Warum? Dann hätte ich ja niemanden mehr zum quälen!“ „Wieso?“ „Wieso was?“ „Wieso nimmst du mir immer alles weg? Wieso hast du mir meine Familie genommen? Warum hast du mir meine Schwester genommen? Warum hast du mir alles genommen, was mir was bedeutet hat?“ „Du zählst deine Jungfräulichkeit nicht dazu?“ Ich ignoriere seine freche frage. „Warum?“ „Warum? Weil ich bei dir keine Rechtfertigung brauche um dich fertig zu machen! Ich kann mit dir tun und lassen, was ich will, niemanden interessiert´s, was mir die passiert!“ „Ich weiß...“ Tränen laufen über mein Gesicht. „Komm mit mir. Dich vermisst niemand, deiner Ziehfamilie bist du eine Last. Und du bringst sie in Gefahr, allein damit, dass du ein Halbblut bist. Könntest du damit leben, dass sie Sterben? Wegen dir?“ Ich schüttle meinen Kopf. „Dann komm mit mir. Bei mir wirst du niemanden in Gefahr bringen“ Alles in mir sträubt sich dagegen, mit ihm mit zu gehen, aber hab ich eine andere Wahl? Er hat recht, ich bringe alle in Gefahr. Ich will nicht, dass ihnen was passiert. Ich bin ein Halbblut, ein Mischling, eine Bedrohung, für alle in meiner Umgebung. Widerwillig stehe ich auf und folge Tadase. „Na also, warum denn nicht gleicht so?“ Ich erwidre nichts, soll mir doch egal sein, was er mit mir anstellt. „Du kannst mir meine Arme brechen, mein Bein brechen, aber meinen Willen, die zu beschützen, die mir wichtig sind, kannst du nicht!“ Ein hämisches Grinsen schleicht sich auf seine Züge.“Ach Amu, glaub mir, dass schaff ich, wart´s nur ab“, beschwört er mir. Seufzen blicke ich nach oben in den Himmel, in den azurblauen Himmel. Azurblau. Fast genau so wie Ikuto's Augen... Schnell verscheuche ich den Gedanken an ihn. Ich werd ihn ja dich nie wieder sehen. Seltsamerweise stimmt mich dieser Gedanke traurig. Wir laufen ziellos durch den Wald, jedenfalls kommt´s mir so vor. Endlich erreichen wir eine kleine Villa. „Dein Haus, nehme ich an“ Seine Brust schwillt vor lauter Stolz an, hoffentlich platz er daran. „Natürlich! Gefällt es dir, dein neues zu Hause?“ „Pah, diese Bruchbude wird niemals mein Zuhause sein. Niemals, hörst du!“ Sein Blick verfinstert sich, verkneift sich aber einen Kommentar dazu, wie sonst immer. „Wieso bist du mit mir mitgekommen, wenn du dich mir so wieso widersetzen willst?“ Ich zucke mit den Schultern. „Du hast Recht. Ich hab´s nicht verdient, weiter zu Leben, und meine Familie will ich auch nicht in Gefahr bringen“ Erstaunt schaut er mich an. Er öffnet den Mund, wie wenn er was sagen will, schließt ihn aber wieder und verzieht ihn zu einem hämischen Grinsen. „Hab ich es also doch geschafft, dich endlich zu brechen?!“ Triumph klingt in seiner Stimme mit. Ich zucke lediglich mit den Schultern, soll mir doch egal sein, was er denk! Stimmungsschwankungen! Eindeutig, er muss weiblich sein, wobei... Das wäre ne Beleidigung für die weibliche Rasse... Okay, er hat weibliche Hormone, ja, das beleidigt nichts... Hoffe ich...Meine Augen blitzen verdächtig belustigt, aber schnell genug verstecke ich meine Augen unter meinem Haar. „Deine Haare sind länger“, fällt ihm auf. Wieder zucke ich belanglos mit den Schulten und gehe nicht auf seine Feststellung ein. „Was hast du jetzt mit mir vor? Willst du mich wieder foltern, quälen, bis dir die Lust dran vergeht?“ Er grinst mich schelmisch an. „Das, meine liebe Amu, wirst du noch früh genug raus finden“ Genervt rolle ich mit den Augen. Ich hab die Nase voll mit diesen ständigen 'Finds raus' und 'Lass dich überraschen'! Dennoch bleibe ich stumm. Ich will niemanden noch mehr in die Scheiße mit rein reiten, Ikuto und Kukai stecken da jetzt schon viel zu tief mit drin... In der Empfangshalle sticht mir ein Gemälde meiner Mutter ins Auge. Diesen kurzen Augenblick nutzt Tadase, um mich rücklings nieder zu strecken. Das letzte, was ich noch mitbekomme, ist die hämisch kranke Lachen von Tadase...

A Vampire's LullabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt