Kapitel 13
Amu's Sicht:
Stöhnend mache ich meine bernsteinfarbenen Augen auf. Mein ganzer Körper tut weh, mein Schädel brummt, meine Handgelenke sind an die Wand gekettet. Mit dröhnendem Kopf blicke ich mich im Raum um. Nur ein Fenster das ein bisschen Licht spendet, keine Möbel. Frustriert schließe ich meine Augen wieder. Ich zittere am ganzen Körper, und mein Körper fühlt sich an, als hätte er schon einiges über sich ergehen lassen müssen. Vielleicht musste er das auch, ich werde aber nicht an meinem Körper hinunter schauen. Das würde die Schmerzen so wieso nur noch schlimmer mache, da bin ich mir sicher. Schließlich gebe ich dem Drang dann aber doch nach und werfe einen Blick nach unten. Zischend atme ich aus. Es sieht viel schlimmer aus, als ich dachte. Meiner helle Haut prägen unzählige blaue Flecken, und die zahlreichen Schnittwunden zögen die Blicke anderer schon fast magnetisch an. „Und du willst sie sicher nicht töten?“ Nikaido. „Nein“ Die hämische Stimme von Tadase. „Ich brauch sie noch...“ „Wofür?“ „Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen!“ „Ich weiß, dass du einige... Komplikationen in der Vergangenheit hattest, aber das? Das hat sie nicht verdient, wirklich nicht! Auch wenn sie ein Vampir ist!“ „Das geht Sie nichts an! Seit wann stellen Sie sich auf die Seite der Vampire?“ „Ich stelle mich nicht auf ihre Seite, aber das? Das, was du mir ihr machst, das ist eine Zumutung!“ „Sie haben gesagt, ich könne mit ihr machen, was ich will! Solange ich sie verschwinden lasse, wäre es ihnen egal!“ Die Stimme von Nikaido entfernt sich wutschnaubend mit einem “Mach doch was du willst!“ und einer zuschlagenden Türe. Warum hat er sich für mich eingesetzt? Warum sollte sich Nikaido sich für mich einsetzen? mich, ein Vampir, ein Halbblut. Alles was sie früher schon immer verfolgt und getötet haben, warum also sollte er mir helfen? Hat Sanjo ihm vielleicht...? „Ah, Amu! Du bist wach!“ Erschrocken reiße ich meine Augen auf und blicke in Tadases pinken, hasserfüllten Augen. „Was willst du?“ „Ach, Amu-chan,ich will mit dir spielen, was denn sonst?“ „So, du willst spielen? Bitte. Hier, mach halt. Nimm dir, was du willst. Ich hab´s dir doch schon gesagt: ich hab nichts besseres verdient!“ „Warum?“ „Geht dich en scheiß an!“ Er schlägt mir seinen Handrücken ins Gesicht, so stark, dass meine Nase ein widerliches Knacken von sich gibt. Ich ignoriere es, genauso wie das Blut, das jetzt mein Gesicht hinunter läuft. „Warum?“, fragt er abermals, dieses Mal bedrohlicher. „Geht dich en scheiß an!“ Wütend spucke ich ihm ins Gesicht. Ebenso wütend wischt er sich meinen Speichel weg und schlägt mir mehrfach ins Gesicht. Dann holt er ein Messer hervor und rammt es mir bis zum Schaft zwischen die Rippen. Meine Beine geben nach, ich werde durch die Ketten an der Wand gehalten. Keuchend versuche ich mich loszumachen. Zwecklos. Meine Beine liegen jetzt fast ganz auf dem Boden, was Tadase mal wieder ausnutzt und mir mit einem festen Tritt das Bein bricht. Wieder brechen Knochen, dieses Mal viel lauter, als bei meiner Nase. Logisch. Nach Luft ringend kommt mir ein kleiner Schrei über die Lippen. „Warum?“, zischt er mir ins Ohr. „Sag ich dir nicht. Wutschnaubend holt er einen kleinen Schlüssel hervor und schließt damit meine Fesseln auf. Kraftlos falle ich auf den Boden, eine Hand auf meine Schnittwunde gepresst, die andere krampfhaft auf mein Bein gelegt. Mühsam halte ich meine Tränen zurück, die Blöße wollte ich mir nicht auch noch geben, vor ihm zu weinen. „Warum hast du mich befreit?“, kommt es keuchend von mir. „Mach doch gar keinen Spaß, wenn du dich nicht wehren kannst, findest du nicht?“ Grob zieht er mich an den Haaren hoch um mich auf meinem kaputtem Bein abzustellen. Ein Schrei entlockt mir, dann ein weiterer, als er anfängt, das Messer in meinen Arm zu drücken. Als es knapp einen Zentimeter eingedrungen ist, dreh er es nach rechts, wartet, nach links, wartet, immer so weiter. Langsam kann ich nicht mehr. Ich lasse mich fallen, hänge nur noch an den Haaren, die Tadase in der Hand hat. Er schlägt mir noch einmal mit voller Kraft in den Magen, lässt mich hart auf dem Boden aufschlagen und überlässt mich meinem Schicksal. Schmerzvoll verziehe ich mein Gesicht und rolle mich auf dem Boden zusammen. Tränen rinnen über mein Gesicht, aber nicht wegen den Schmerzen, sondern weil mir gerade erst richtig bewusst wir, was ich alles verloren und aufgegeben hab...
// „Daddy, Daddy, kannst du mir nicht nochmal das Lied vorspielen? Biiitte, ich liiiiebe dieses Lied“ Mit großen Kulleraugen flehe ich meinen Dad an. Mit einem Lächeln im Gesicht gibt er schließlich nach und greift nach seiner Violine und legt seinen Bogen an. „Wartet!“ Meine kleine Schwester rennt vom Garten zu uns in den Pavillon. Schnell setzt sie sich neben mich und schaut unseren Vater erwartungsvoll an. Um den vollen Klang entfalten zu lassen, schließe ich meine Augen, bis er geendet hat. „Dad, kannst du...-“ „AHH!“ Unsere Blicke schnellen gleichzeitig zum Haus. Unser Haus steh in Flammen. Meine Mom ist da drin. „Amu! Du bist jetzt zwar erst zwölf geworden, aber nimm Ami und renn. Renn mit ihr, soweit dich deine Beine tragen!“ Ich nicke. „Ami, renn ans andere Ende des Garten und versteck dich in den Bäumen, ich komm gleich“ Sie macht, was ich sage und rennt bis zu den Bäumen. Erleichtert drehe ich mich zu meinem Vater um. „Was ist mit dir?“. „Hier. Nimm meine Violine. Wir kommen nicht wieder, Amu. Wir verschaffen euch so viel Zeit, wir wir schaffen. Bitte, passt gut auf euch auf. Kümmer dich gut um deine Schwester, bitte. Sei stark, für mich und für Ami, besonders für sie“ Tränen sammeln sich in meinen Augen, als ich Dad´s Violinenkoffer schultere und zu Ami renne. Ich packe sie bei der Hand und renne los, so schnell ich kann. Leider nicht schnell genug. Ein Pfeil saust durch die Luft und plötzlich gleitet Amis Hand aus meiner. Geschockt drehe ich mich um. „Ami...“ Schluchzend lasse ich mich neben ihr auf die Knie sinken. „Ami, was machst du denn da? Steh auf“ Mit tränen erstickter Stimme ziehe ich ihr den Pfeil aus dem Rücken und fühle nach dem Puls. „Amu...“, quält sie sich zu sagen „Hör auf! Sei ruhig! Ich will nichts hören!“ Verzweifelt presse ich meine Hand auf ihren Rücken. „Amu... Bitte dreh mich rum, ich will dich sehen...“ Ich drehe sie so herum, dass sie mein Gesicht sehen kann. Ihre Augen sind glasig vor Schmerzen und das zerreißt mich innerlich. „ Bitte sei mir nicht böse, aber ich geh jetzt schon zu den Engelchen. Ich hab dich lieb, Schwesterchen. Aber bitte renn, bevor sie dich auch noch erwischen“ „Nein! Ich lass dich nicht zurück! Ami, tu mir das nicht an! Lass mich nicht allein, bitte. Die Engelchen können doch noch auf dich warten...“ „Es tut mir leid. Ich sag Mom und Dad, dass du alles gegeben hast, um mich zu beschützen. Gib dir bitte keine Schuld daran, ich bitte dich“ „Bitte, Ami, hör auf, du musst deine Kräfte schonen. Wenn du jetzt stirbst, verzeih ich dir das nie!“ Sie legt ihre kleine Hand auf meine Backe und wischt mir eine Träne weg. „Ich hab dich lieb Nê-chan. Ganz dolle lieb, ehrlich. Wenn du zu früh zu uns kommst, mach ich dir die Hölle heiß. Ich weiß, ich war nicht immer die beste Schwester, aber wenn ich bei den Engelchen bin, passe ich auf dich auf. Als dein Schutzengel“ Und mit diesem Versprechen und einem Lächeln erschlafft ihr Körper. In meinen Armen „Ami...“ Sie war doch erst sieben... Weinend breche ich über ihr zusammen, rappel mich aber wieder auf. Ich werde nicht sterben. Nicht, wenn Ami so ein großes Tribut gebracht hat. Ich renn los, zu meinem Baumhaus und verstecke mich da. Das mich die Vampir-Jäger nicht erwischt haben, grenzt schon an ein Wunder. Vielleicht hatten sie auch einfach nur Mitleid mit mir... Nein, eher weniger. Von einem Weinkrampf erschüttert krümme ich mich auf dem Boden zusammen und lasse den Tränen freien lauf. Schließlich schlafe ich erschöpft ein. Am nächsten Tag gehe ich zum Haus zurück, und zu meiner Erschütterung brennt es immer noch. Ich gehe um den brennenden Trümmerhaufen herum. Vielleicht hab ich ja Glück, und meine Eltern konnten sich aus dem Flammenmeer retten. Leider falsch gedacht. Vor der Einfahrt gehe ich auf die Knie. „Nein. Das kann nicht sein. Ihr könnt mich doch nicht alleine lassen!“ „Hallo? Ist da jemand?“ Erschrocken drehe ich mich herum. Ein Junge mit braunen, wirr vom Kopf abstehenden Haaren und grünen Augen kommt auf mich zu. Ich schätze ihn auf ein Jahr älter als mich. „Komm nicht näher!“ Ich mache mehrere Schritte auf die Flammen zu. So schnell, dass ich gar nicht gucken kann, ist er bei mir und zieh mich am Handgelenk weg vom Feuer. „Was machst du denn? Warum zerrst du mich weg? Lass mich auch sterben, bitte“ „Amu, kennst du mich nicht mehr?“ Ich betrachte ihn genauer und schüttle frustriert den Kopf. „Ich bin ein Freund von deiner Familie... Kukai Souma“ Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich starre einfach auf das Flammenmeer vor mir. „Komm“ Kukai zieht mich am Handgelenk mit sich aus dem Wald hinaus. „Wo gehen wir hin?“ „Zu mir“ Verwirrt blicke ich ihn an. „Ich könnte ne Massenmörderin sein und bringst mich zu dir nach Hause? Meinst du ernst?“ „Natürlich. Außerdem bist du keine Massenmörderin“ Schweigend stapfe ich ihm hinterher. „Ah, wir sind da!“, verkündet Kukai. Ich würdige dem Haus nicht einen Blick. Er zieht mich in die Wohnung und zieht ich aufs Sofa Dann erklärt er seinen Eltern was passiert ist. Es klingelt. „Amu? Kannst du bitte aufmachen?“ Also trotte ich zur Türe und öffne diese....
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A Vampire's Lullaby
VampirDie 16 Jährige Amu Hinamori hatte eine Schlimme Kindheit und folglich kaum noch Freude am Leben. Ob sich das ändern lässt? Das ist fraglich, auch wenn Ikuto alles daran setzt, Amu dazu zu bewegen, sich ihm anzuvertrauen. > Wird bald überarbeitet