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Bayamo

Seine langen Finger tippen ungeduldig auf den Tisch vor ihm. Geduld war noch nie einer seiner Stärken gewesen. Seine dunklen Augen sind konzentriert auf den Bildschirm vor ihm gerichtet. Wartend. Außer einer verlassenen, alten Lagerhalle ist jedoch nichts zu sehen.

Sie lassen auf sich warten. Lassen ihn warten.

Plötzlich huscht ein dunkler, großer Schatten über den Bildschirm, dicht gefolgt von einem lauten, qualvollen Jungenschrei. Seine Mundwinkel ziehen sich bei dem Laut leicht nach oben. Nicht, dass er Gefallen daran findet, was sie tun, aber es bedeutet, dass sie da sind. Dass er seine Verhandlungen mit ihnen abschließen kann. Dass er um eine beachtliche Summe von Geld reicher sein würde.

Endlich.

Der Jungenschrei wird immer lauter, immer qualvoller, als auf einmal zwei Männer in den Vordergrund des Bildschirms rücken. Zwei seiner Handlanger. Gewaltsam ziehen sie einen jungen Mann an den Armen in die Mitte des Raumes.

Prompt bleiben sie beide stehen.

„Sei ruhig, du Schwuchtel!", herrscht einer der Männer den jungen Mann an, holt mit seiner Hand aus und schlägt ihm mit seiner Handrückseite grob ins Gesicht. Das Geräusch von aneinander klatschender Haut ist so laut, dass es durch den Bildschirm dringt.

Das Gesicht des jungen Mannes wird durch den Druck nach hinten geschleudert. Im selben Moment rammt der andere Mann ihm sein Knie in den Bauch. Der Junge heult auf, geht zu Boden und krümmt sich vor Schmerz. Rabiat greifen die beiden Männer wieder nach den Armen des Mannes, wobei einer der Männer ihm den Arm aggressiv umdreht. Unter Schreien ziehen sie ihn über den Boden der Lagerhalle.

„Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du nie wieder Ärsche ficken!", lacht einer der Männer hasserfüllt auf und spuckt ihm dabei ins Gesicht.

Plötzlich taucht eine mittelgroße Gestalt vor dem Bildschirm auf und blockiert ihm die Sicht auf das Spektakel. Kurzzeitige Enttäuschung kommt ihn ihm auf, wird aber ein paar Sekunden später von Zufriedenheit abgelöst.

Vergnügt lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück, seine Lippen kräuseln sich leicht dabei, als sein Blick nun auf den glatzköpfigen Mann landet, der vor seinem Bildschirm steht.

„Akula", seine tiefe Stimme dringt durch den Raum, er nickt dem Mann kurz zur Begrüßung zu.

„Zenone", begrüßt dieser ihn ebenfalls, seine eingesunken Augen sind durch den Bildschirm auf ihn fixiert.

„Какая погода в Мексике? Как поживает Лдумила?" Wie ist das Wetter in Mexiko? Wie geht es Ludmila?, fragt er ihn.

„Вы можете избавиться от вопроса и сразу перейти к делу" Du kannst dir die Fragerei sparen und sofort zum Geschäft übergehen, entgegnet Akula kühl und neigt seinen Kopf dabei leicht zur Seite.

Für einen kurzen Moment wandern seine dunklen Augen über Akulas rechte Gesichtshälfte, die mit einer langen roten Narbe versehen ist. Sie schlängelt sich sein ganzes Gesicht bis zu seiner linken Kopfhälfte nach oben. Gerüchten zu folge, hatte er die Narbe von einem Axthammer.

„Доставка прибыла сегодня" Die Lieferung ist heute angekommen, wechselt er nun zum Geschäftlichen.

Er beobachtet wie Akulas dunkle Augen aufblitzen und sich seine Lippen zu einem teuflischen Lächeln hochziehen.

„ Где происходит передача?" Wo findet die Übergabe statt?, fragt Akula ihn nun mit einem fast fanatischen Unterton in der Stimme. Seine russischen Worte werden dabei noch eine Spur härter.

The one who owns my soul ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt