⟪𝟚𝟘⟫

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Es war einfach so komisch und mir gefiel das alles nicht...

Lena's POV

Nach diesem kurzen Gespräch mit Mark ging ich wieder hoch in die Wohnung. Ich war total durcheinander und konnte meine Gedanken nicht sortieren. Es war schön zu sehen, wie Mark sich um seine Tochter kümmerte und wie lieb sich die beiden haben, doch ich wäre gerne ein Teil davon. Ich bereute zu tiefst, was ich getan habe, was ich Mark angetan habe. Er brauchte Zeit, das verstand ich und akzeptierte es so, doch da kam immer wieder die Frage in mir auf, wie lange es sein wird und ob er mir jemals verzeihen könnte. Er gab mir Hoffnung, als er hier war, wie er mich angelächelt hat und diese Worte von ihm. Ich war den Tränen sehr nahe und kaum hatte ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen, liefen mir langsam die ersten Tränen über die Wange.

Die letzten Tage ging es mir schon nicht so gut. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen gegenüber Mark und Elina. Meine Tochter nahm es zwar gut auf und schien damit keine Probleme zu haben, doch trotzdem war dieses Gefühl, meine Tochter all die Jahren angelogen zu haben, schrecklich. Und ganz sicher, ob sie das alles verstand, war ich mir nicht. Aber wie sollte eine fünfjährige das alles verstehen können? Meine größte Angst war aber, dass ich Mark endgültig verlieren würde, wenn das alles so weiter geht, wie jetzt. Ständig machte ich mir Vorwürfe, dass ich erst jetzt darüber sprach. Egal, was ich ihm sagen würde, es würde meine Tat überhaupt nicht rechtfertigen. Es war einfach nur falsch, von Max und besonders von mir.

Gerade, als ich ins Wohnzimmer gehen wollte, um mit Kiwi noch etwas zu kuscheln, klingelte es plötzlich an der Tür. Vielleicht waren es wieder Mark und Elina, die irgendwas vergessen haben. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und öffnete die Tür. Tief atmete ich durch, als Bella vor der Tür stand und nicht Mark. „Ich dachte, ich schau mal vorbei, in der Hoffnung, dass du da bist", begrüßte sie mich fröhlich. Ihr Lachen verschwand allerdings, als sie sah, dass ich geweint habe. „Hey, was ist denn los?" Wieder bildeten sich Tränen, die ich zurückhalten wollte, doch als Bella nun auf mich zukam und mich in den Arm nahm, fing ich erneut an zu weinen. „Hab nur so ein schlechtes Gewissen", schluchzte ich. „Was ist, wenn Mark mir gar nicht verzeihen kann? Wenn ich ihn endgültig verloren hab?" Je länger ich darüber nachdachte, desto unwohler wurde mir. Mein Herz schlug bei diesem Gedanken auch schneller. „Denk nicht an sowas. Mark braucht seine Zeit, das ist in Ordnung. Aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass er dich ganz aus seinem Leben streichen kann. Zumindest so weit es geht. Jetzt komm, setz dich erstmal hin und wir können drüber reden, wenn du willst." Meine Tränen wischte ich mir aus dem Gesicht und ging mit Bella ins Wohnzimmer.

„Ich kann das mit Mark gar nicht einschätzen", fing ich an und überlegte, wie ich das, was in mir vor sich geht, am besten in Worte fasse. „Elina hat vorhin ihr Kuscheltier vergessen und sie waren halt hier, um es zu holen. Mark hat mich so angelächelt und mir irgendwie Hoffnung gemacht, mit dem, was er mir gesagt hat. Trotzdem bin ich mir so unsicher. Egal was ich mache, ich bin mir so unsicher dabei." Vielleicht machte ich mir auch zu viele Gedanken, aber das alles wollte mich nicht in Ruhe lassen. „Schau, das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen. Wenn er irgendwann bereit ist, mit dir darüber zu reden, dann erklär ihm alles. Es ist verdammt schwer, das alles zu beurteilen. Ich weiß nicht, wie es in Mark aussieht. Aber ich habe da irgendwie ein gutes Gefühl." Ich versuchte auf ihr gutes Gefühl zu vertrauen und die Sache etwas positiver zu sehen. „Ich glaube, ich brauche doch etwas frische Luft. Kommst du mit?", fragte ich Bella und blickte kurz rüber zu Kiwi, die in ihrem Körbchen schlief.

Bella entschied sich, mit mir ein wenig draußen Spazieren zu gehen. Kiwi ließ ich in der Wohnung. Es sah sehr nach Regen aus, doch genau das störte mich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, ich fand dieses Wetter in diesem Moment sehr schön. Der kalte Wind wehte durch meine Haare und in mein Gesicht, was mich gerade so beruhigte. Langsam liefen wir in den naheliegenden Park. Keiner von uns sagte etwas, doch es war gut so. Ich genoss die Stille und das Rauschen der Bäume im Wind. Gerade hatte ich nicht das Bedürfnis, irgendetwas zu sagen. Ich brauchte diese Ruhe und gleichzeitig fühlte ich mich sicher und wohl, mit Bella hier draußen zu laufen.

Im Park setzten wir uns auf eine Bank. „Ich hätte schon viel früher rausgehen sollen", seufzte ich. „Es ist so viel schief gegangen die letzte Zeit. Ich will das nicht mehr. Ich bin so enttäuscht von mir, besonders, weil ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle habe, wenn meine Tochter da ist. Ich will einfach nicht, dass meine Tochter darunter leiden und sieht, wie schlecht es mir geht", fuhr ich fort. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Elina mehr von all dem mitbekam, als mir recht war. „Mach dir da keine Vorwürfe. Elina weiß doch, dass das Leben nicht immer schön ist. Also für sie ist es schwer zu verstehen, aber ihr ging es doch auch nicht gut, als Max und du, als ihr euch getrennt habt." Ich verstand, was sie mir sagen wollte, doch das war so kompliziert. Es ist in Ordnung, wenn es einem mal nicht gut geht, doch ich wollte nicht wirklich, dass sie merkt, wie schlecht es mir geht. Sie war doch mein kleines, fröhliches Mädchen. „Ich sollte das alles lieber auf mich zukommen lassen. Mark meldet sich sicher schon. Ich sehe es jetzt einfach positiv." Bei den letzten Satz merkte ich, wie ich mich selbst anlog. Ich sah das alles nicht so positiv.

Wir redeten noch weiter, Bella versuchte mich abzulenken, was auch funktionierte, doch irgendwann fing es an zu regen. Bella wollte so schnell wie möglich zurück zur Wohnung, während ich ganz langsam lief und den Regen genoss. Ich war plötzlich total glücklich und fing laut an zu lachen. Bella, die vor mir lief, drehte sich zu mir um und schaute mich fragend an. Ich wusste nicht, was los war und wieso ich gerade so fröhlich war. Es lag wohl am Regen.  Dieser hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, was wohl dazu führte, dass ich auch die nächsten Tage etwas ruhiger war und mich ein wenig besser fühlte. Das ging allerdings nur bis Montag früh so, bis ich eine Nachricht von Mark bekam, dass er gerne mit mir reden wollte. So war Mark auf dem Weg zu mir, nachdem er Elina in den Kindergarten gebracht hatte.

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Ein etwas kürzeres Kapitel, was mehr ein Zwischenkapitel, zum Übergang sein soll.

Hoffe es gefällt euch trotzdem :)

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