⟪𝟙𝟝⟫

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Lena's POV

Eine Zeit lang schauten wir uns tief in die Augen. Sanft strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und steckte mir diese hinters Ohr. Dabei breitete sich ein angenehmes Gefühl und eine Wärme in mir aus. Langsam kamen wir uns näher, was mein Herz schneller schlagen ließ. Ich wusste worauf das hinauslaufen würde. Einerseits wollte ich es irgendwie, doch andererseits würde genau das doch alles noch schlimmer machen. Doch ehe ich die ganze Situation unterbrechen konnte, spürte ich plötzlich seine Lippen auf meine. Ganz überrascht von meinen Gefühlen, ließ ich mich einfach leiten und erwiderte den Kuss. Ganz sanft berührten sich unsere Lippen. Dieser Kuss wurde inniger und fordernder und entfachte in mir gleichzeitig ein Feuer.

Für eine Zeit schien die Zeit stehen zu bleiben, es gab nur uns beide. Alles, was um mich herum war blendete ich aus. Ich genoss es in vollen Zügen und wollte, dass dieser Moment nicht endete. Doch irgendwann lösten wir uns aufgrund des Luftmangels. Da lächelte er mich auch schon an, als er mir in die Augen schaute und ich tat es ihm gleich.

Doch kurz daraufhin fasste ich wieder klare Gedanken und bereute den Kuss sofort. Es war wunderschön, doch genauso falsch. Vermutlich habe ich gerade alles kaputt gemacht und wenn er erst von seiner Tochter erfährt, ist alles vorbei. Wie konnte ich nur so blöd sein und mich auf diesen Kuss einlassen? In letzter Zeit machte ich gefühlt sowieso alles falsch. „Mark, ich..." fing ich an zu stottern und wich seinem Blick aus. „Es tut mir so leid," seufzte ich und wollte gerade aufstehen, da hielt er mich an der Hand fest. „Mir tut es leid, ich hätte nicht-"  „Du hast nichts falsch gemacht, ich kann nicht. Wir reden später, du wirst es sicher verstehen." Ich befreite mich und lief ohne weiter drüber nachzudenken aus der Wohnung.

Nach ein paar Metern bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich ließ Mark alleine mit meiner Tochter zurück, ohne weitere Erklärungen. Ich selbst wusste nicht, wieso ich einfach die Wohnung verließ, es war sonst nicht meine Art einfach zu verschwinden, denn das war keine Lösung. Und Mark hatte sicher auch ein schlechtes Gewissen, mich geküsst zu haben. Doch nicht er brauchte es zu haben, sondern ich. Ich war diejenige, die nicht so weit hätte gehen dürfen. Ich war diejenige, die alles zerstörte und somit auch seine Gefühle verletzte. Ich ließ Mark und besonders meine Tochter in diesem Moment im Stich.

Einerseits wollte ich zurück, doch meine Angst vor dem Gespräch mit Mark überwog. Meine Angst ließ mich weiter laufen, einfach irgendwo hin. Dabei gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Wie sage ich Mark am besten, dass er Vater ist? Wie erkläre ich das und wie wird er wohl darauf reagieren? Wie erkläre ich das meiner Tochter und wie wird sie darauf reagieren? Was habe ich ihr gerade nur angetan? Ich bin gerade erst nach Hause gekommen und schon bin ich wieder weg. Sie wird mich sicher suchen und fragen wieso ich die Wohnung verlassen habe. Je mehr ich über Elina nachdachte, desto größer wurde mein schlechtes Gewissen.

Ich konnte meine fünfjährige Tochter nicht schon wieder alleine bei Mark lassen und sicher hatte sie Angst. Das konnte ich ihr nicht antun, weshalb ich nach kurzer Zeit meinen Mut zusammenfasste und wieder zurück nach Hause lief. In mir herrschte ein großes durcheinander, während ebenso mein Puls anstieg. Mit zittrigen Händen schloss ich oben die Haustür auf. Ich wusste nicht genau, wie ich mich jetzt verhalten sollte, weshalb ich leise Schuhe und Jacke auszog und dem Lachen von Elina folgte.

„Hey," flüsterte ich, als ich mich an die Tür zu ihrem Zimmer stellte und beobachtete, wie Mark mit Elina spielte. „Mami, wo warst du und warum warst du plötzlich weg? Hab dich gesucht." Mit großen Augen fiel sie mir in die Arme und wartete gespannt auf eine Erklärung. „Weißt du mein Schatz, ich hab einfach nur ein bisschen frische Luft gebraucht. Ich war ja nicht lange weg." Zufrieden setzte sie sich wieder auf den Boden und spielte. Ich atmete kurz tief durch und blickte entschuldigend zu Mark. Dieser lächelte mich allerdings an, was mich noch mehr verunsicherte. Ich war einfach gegangen, ohne Erklärung und er lächelte mich nur an. „Können wir kurz reden? Im Wohnzimmer?" fragte Mark und stand auf. „Klar," antwortete ich leise und verunsichert und folgte ihm ins Wohnzimmer.

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