⟪𝟙𝟠⟫

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Ich fuhr nach Hause und dachte über alles nach, was mit Lena passiert war. Vermutlich war ich noch nicht bereit gewesen, dort aufzutauchen. Ich wollte doch nur meine Tochter sehen. Ich habe falsch reagiert und gehandelt und Lena damit verletzt. Meine Emotionen spielten verrückt, mein Verhalten war völlig daneben. Ich konnte mir vorstellen, wie es Lena gerade gehen könnte und ich fühlte mich schuldig. Trotz allem, was heute passiert war, fühlte ich mich dazu bereit, sie anzurufen. Zum einen wollte ich mich bei mir entschuldigen, ich wollte ihr sagen, dass ich noch Zeit bräuchte und sie fragen, ob ich Elina wirklich nächstes Wochenende zu mir nehmen könnte.

Lange dauerte es nicht, bis Lena an ihr Handy ging. „Hey Lena, ich wollte nur, also es tut mir leid. Mein Verhalten war völlig daneben und ich hab dich damit verletzt, ich wollte das nicht." Gespannt wartete ich auf eine Reaktion von ihr. „Ist schon gut. Ich hab es nicht anders verdient. Mir tut es leid. Mark ich-" „Wir reden ein anderes Mal. Ich brauche etwas mehr Zeit, um über alles nachzudenken. Wenn ich soweit bin, komme ich auf dich zu. Ich hab angerufen, weil ich mich für mein Verhalten entschuldigen wollte und ich wollte wegen Elina fragen. Geht das in Ordnung, wenn ich sie nächste Woche Freitag zu mir hole und ich bringe sie dir am Sonntag wieder?" Sie brauchte diesmal länger zum antworten, was mich nervös machte. „Wenn du willst kannst du sie am Freitag vom Kindergarten abholen und sie am Montag hinbringen. Ich würde das dort abklären und ihr ein paar Sachen mitgeben. Aber dann hätte ich gerne, dass du mir schreibst, wenn du sie abgeholt und wieder in den Kindergarten gebracht hast." Diese Idee fand ich viel besser und stimmte zu.

Nun herrschte eine unangenehme Stille, da nun keiner wusste, was er sagen sollte und auch keiner von uns auflegen wollte. Ich versuchte die Stille zu unterbrechen und wollte das Gespräch beenden. „Ich melde mich dann bei dir, wenn ich über alles nachgedacht habe. Ich muss jetzt auflegen, meine Schwester kommt bald." Ehe sie noch etwas sagen konnte, legte ich auf und atmete tief durch. Mir gefiel diese Anspannung zwischen uns nicht, doch ich fühlte mich genauso wenig in der Lage, mit ihr zu reden. Noch immer war ich damit überfordert, dass Elina meine Tochter war. All die Jahre hatte ich das Gefühl, Elina zu kennen und nun, mit dem Wissen, dass es meine Tochter war, kam mir das alles so fremd vor.

Um auf andere Gedanken zu kommen, schaute ich einen Film, doch immer wieder schweiften meine Gedanken zu meiner Tochter. Total in meinen Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Das Klingeln meines Handys holte mich zurück in die Realität. Natalie. Ich hatte die Zeit vergessen und somit auch, dass ich jetzt eigentlich am Bahnhof sein müsste. „Wo bleibst du? Ich bin schon seit ein paar Minuten hier. Hast du uns vergessen oder kommst du gleich? Mara ist total müde," sagte sie total verzweifelt. „Ich bin gleich da. Tut mir leid, es ist nur, ach egal. Ich mach mich auf den Weg," versuchte ich mich zu erklären, was von vorne rein scheiterte. Es war nur der Versuch, mich zu erklären. „Du hast mich wirklich vergessen? Ich kann mir auch ein Taxi nehmen, kein-" „Nein, ich komme. Ich erkläre dir später alles." Ich hatte eine schlechtes Gewissen, dass ich meine Schwester am Bahnhof warten ließ.

Schnell schnappte ich nach meinen wichtigen Sachen und machte mich so schnell wie möglich auf den Weg zum Bahnhof. Dort sah ich auch schon Natalie, die ungeduldig auf mich wartete. Ich hielt an und nahm meine Nichte zur Begrüßung erstmal in den Arm. „Tut mir so leid, dass ihr warten musstet", entschuldigte ich mich, als ich nach meiner großen Nichte, meine Schwester in den Arm nahm. „Können wir bitte gehen? Mara ist total müde und hat die ganze Zeit gemeckert." Meine Schwester drückte mir ihr Gepäck in die Hände und setzte ihre Kinder schon ins Auto. Das Gepäck verstaute ich im Kofferraum und wollte ins Auto einsteigen, doch Natalie hielt mich auf. „Marek? Du bist mit deinen Gedanken irgendwie woanders. Sagst du mir später was los ist?" Meine Schwester kannte mich ziemlich gut, außerdem kam es noch nie vor, dass ich sie vergessen hatte. „Klar", antwortete ich knapp und stieg ins Auto.

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