Kapitel 20

102 8 0
                                    

Simon beobachtet mich schon wieder mit seinem schiefen Lächeln, aber auch irgendwie nachdenkend. Als ich das bemerkte, rolle ich genervt mit den Augen.
„Was ist Prinzessin?", fragt er mich schelmisch.
„Ich esse gerade. Es ist nicht sehr höflich eine Dame beim Essen zu zusehen.", gebe ich zurück und schiebe mir eine Stück Brot, welches Simon mir später noch gegeben hatte.
„Warum war eine Frau alleine im Wald?", fragt Simon plötzlich. Ich sah ihn verwirrt an. „Ich meine, du könntest schon lange tot sein, wenn du nicht auf uns, sondern auf andere Räuber in dieser Gegend getroffen wärst." Ich schlucke das Stück Brot runter und sehe zu Simon hoch, der seinen Kopf gegen den Baumstamm gelehnt hat. Ich sitze in einem Schneidersitz in seine Richtung. Er ist viel größer als ich und ich sitze auch noch krumm über meinem Teller. Er schaut zu seinen Kollegen am Feuer und von der Seite sieht der Mann noch besser aus.
„Soweit ich das sehe, ist es noch nicht einmal sicher, ob ich noch lange lebe, oder?", antworte ich und Simon lächelte wieder.
„Das stimmt, aber warum warst du überhaupt im Wald?", fragt er noch einmal. Ich werde einem völlig fremden nicht von meiner Familie erzählen. Vielleicht sollte ich es aber doch. Ich meine, entweder sterbe ich und wenn er es dann weiter erzählt, kann ich es auch nicht ändern oder ich entkomme und wir sehen uns nie wieder.
„Lange oder kurze Version?",frage ich und setzte mich auch wieder gegen den Baumstamm und starrte auf die anderen Männer am Feuer. Simon sah mich neugierig an.
„Ich habe Zeit und Neugierde.", erklärt er. Ich seufze, stelle meinen Teller neben mich, denn mir war der Appetit vergangen.

Ich erzähle schnell was alles in meinem Leben und vor allem in den letzten Tagen passiert ist. Als ich fertig war , starrt Simon mich unauffällig auffällig von der Seite an.
„Und ich dachte, mein Leben wäre ein einziges Chaos.", gibt er von sich und starrt wieder zu den Anderen.
„Wie meinst du das?", frage ich nach. Ich meine, ich habe schon ein paar mal in der Zeit, in der ich hier war, darüber nachgedacht, warum hier keine Frauen sind oder warum er als sichtbar jüngster, der Anführer ist. Die anderen haben Vollbärte und sind groß, stark und sehen so rund doppelt so alt als er aus.
„Wie dir vielleicht mit deinem weiblichen Kopf schon aufgefallen ist, sind hier keine Frauen."
„Was heißt denn hier mit meinem weiblichen Kopf?!", will ich entrüstet wissen. Simon rollt mit den Augen.
„Frauen sind mit Abstand nicht so schlau wie Männer." Jetzt ziehe ich eine Augenbraue hoch und starre ihn an.
„Habe ich nicht schon einmal gesagt, dass ihr alle schon tot wärt, würde ich das wollen?"
„Das meintest du zumindest. Ich denke aber, dass du keine Taten auf Worte folgen lässt." Simon sieht herausgefordert auf mich runter.
„Lieber Simon. Ich sitze hier, ohne Fesseln, mit 4 Messern griffbereit. Ich bekomme hier jedoch auch etwas zu essen und ich tippe, wenn ich frage auch eine Decke, wenn mir kalt wäre. Wer sagt denn, dass ich weg will?" Jetzt sehe ich herausgefordert zu ihm hoch. Er kneift leicht die Augen zusammen und sieht einmal an mir hoch und runter.
„Nur fürs Protokoll, du würdest eine Decke bekommen.", gibt er seufzend zu während er schon wieder zu den anderen starrt. „Aber darf ich jetzt weiter erzählen oder interessiert es dich doch nicht?" Mit erhobener Augenbraue dreht er sich wieder zu mir.
„Ich bin ein neugieriger Mensch und natürlich will ich wissen, warum hier keine einzige Frau ist.", gebe ich zu.
„Diese Räubergruppe existiert schon seit unendlich langer Zeit und dadurch vielen Generationen. Aber alle Kinder die jemals hier geboren wurden, sind Einzelkinder oder haben höchstens Halbgeschwister. Warum? Weil alle Frauen, die wir entführen können, einem Mann zugeteilt wird und die beide ein Kind bekommen. Nach den ersten 12 Monaten, wenn das Kind also den ersten Geburtstag feiert, wird die Mutter umgebracht." Ich muss einen richtig großen Klos runterschlucken und immer noch ist er da. Wie bitte?! Simon grinst mich böse von der Seite an. „Frauen sind nur für diesen Zweck geschaffen. Danach brauchen wir sie nicht mehr. Keiner hier kennt seine Mutter." Wieder macht Simon eine Pause und schaut mich prüfend von der Seite an. Ich starre auf irgend einen Punkt auf dem Boden und muss an all die unnötig früh gestorbenen Frauen denken, die von diesen Männern ermordet wurde. „Mein Vater war der Anführer.", macht Simon unbeirrt weiter. „Letztes Jahr wurde er ermordet und jetzt bin ich der Anführer." Ich spüre seinen ekelhaften Blick auf mir und es jagt mir einen Schauer den Rücken runter. Auf meiner Haut bildet sich eine Gänsehaut und mir wird plötzlich ganz kalt.
„Ich glaube, ich brauche jetzt diese Decke von der wir eben gerader haben.", erkläre ich mit leiser Stimme. Simon erhebt sich leise lachend und geht zu dem Wagen mit dem vermutlich gestohlenen Zeug. Kurz kommt mir der Gedanken an eine Flucht in den Kopf, aber ich weiß absolut nicht wo ich bin. Außerdem sind sie zu siebt, haben Pferde und ich bin alleine und ich habe keine Ahnung wo Sola ist.

Arthurs P.o.V.:
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Der Gedanke, dass Mera etwas zugestoßen sein könnte oder eher das ihr etwas zugestoßen ist, macht mich verrückt. Ich war, direkt nachdem Merlin diese unüblich schlaue Idee hatte, bin ich zu meinem Vater gegangen. Auch wenn er erst etwas  skeptisch war, konnte ich ihn doch überzeugen. Alle verhielten sich so wie bei einer normalen Jagd und ich ging auf mein Zimmer. Dort fing ich an auf und ab zu laufen. Ich wusste nicht warum oder an was ich genau dachte, aber ich tat es. Ich glaube, ich dachte über alles und nichts nach. Irgendwann kam dann noch einmal Merlin rein und erklärte mir, dass er morgen Sola reiten wird. Soll er doch. Dann bemerkte er, wie nervös ich war.
„Arthur, ist bei euch alles in Ordnung?", fragte er nach.
„Ja was soll schon sein?", antwortete ich bissig.
„Ihr geht es bestimmt gut. Mera ist nicht dumm und weiß sich zu verteidigen." Wieso wusste dieser Dummschädel worüber ich nachdachte. Wieso dachte ich darüber nach? Ich drehte mich nur mit einem „Ach" von Merlin weg und starrte aus dem Fenster. Ich denke, Merlin wollte noch etwas sagen, aber er ging schließlich doch.

Schwer seufzend lasse ich mich in mein Bett fallen. Meine Gedanken wollen einfach nicht zur Ruhe kommen. Geht es ihr gut? Werden wir sie morgen finden? Wird sie dann noch leben? Lebt sie jetzt überhaupt noch? Diese Gedanken machen mich fertig. Nach einer weiteren Ewigkeit stummes an die Decke starren, übermannt mich die Müdigkeit und ich falle Gott sei damk in einen traumlosen Schlaf.

Meras P.o.v.:
Es wurde immer und immer dunkler und vor allem kälter. Simon hat mir wirklich die Decke gebracht und die lag jetzt um meine Schulter. Auch hat er mir nicht meine Hände wieder verbunden. Den Gedanken dahinter habe ich noch nicht entschlüsselt. Denkt er, ich würde freiwillig hier bleiben? Oder ich wäre zu feige zu fliehen? Oder vielleicht will er mich auch testen. Was ganz sicher nicht passieren wird, ist das ich hier mein restliches Leben verbringen werde. Ich werde ganz sicher von keinem dieser Männer ein Kind gebären. Eher bringe ich mich oder das Kind um. Ich weiß, das Kind wäre unschuldig, aber damit könnte ich die ärgern. Ein kleines gemeines Grinsen taucht in meinem Gesicht auf. Die 7 Männer sitzen alle gemeinsam um das Feuer herum, lachen, reden und trinken. Ich würde meine Hand darauf verwetten, dass das Getränk Alkohol enthält. Ich sitze immer noch vor meinem Baumstamm und beobachtete jede Beobachtung genau. Der erste legt sich schon schlafen in eines der Zelte. 2 andere machen es ihm nach. Einer fällt so um und schnarcht über den gesamten Platz. Dafür bekommt er von einem anderen einen Tritt und der Schnarcher verstummt. Jetzt sind es nur noch Simon und zwei andere Männer. Simon sitzt immer noch mit dem Rücken zu mir, jedoch dreht er sich gerade einmal zu mir um.
„Ey Prinzessin?! Komm doch hier hin und gesell dich zu uns.", ruft er zu mir und bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich zu ihnen kommen soll. Mit festem Blick schüttle ich den Kopf.
„Nein Danke. Ich fühle mich hier ganz wohl.", erkläre ich laut und Simons Gesicht sackt leicht verärgert zusammen. Die anderen beiden Männer kicherten leise.
„Ich sagte, komm hier hin.", meint Simon jetzt strenger. Wieder schüttle ich den Kopf.
„Und ich sagte, nein danke." Dann, ein bisschen lebensmüde oder nicht, lege ich mich mit dem Rücken zu den Männern. Eines meiner Messer halte ich jedoch mit festem Griff in meiner Hand. Ich könnte jetzt jeder Zeit jemanden erstechen, der mir zu nahe kommt.

Merlins Anderes Geheimnis ff (ABGEBROCHEN)!!!!!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt