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"Ist es in Ordnung für einen Sportler Junkfood zu essen?"

Kuroo blinzelte mich stumpf an, während er seinen Burger aß.

"Es ist okay, wenn ich es nicht damit übertreibe. Allerdings ist es für Leute, die ein Stipendium haben ein wenig anders. Bokuto zum Beispiel würde mächtig Probleme mit seinem Trainer bekommen. Aber selbst er darf sich manchmal etwas gönnen", erklärte er mir ganz sachlich.

Ich hatte ein wenig Angst gehabt, er würde die Frage in den falschen Hals kriegen.

"Du möchtest also nicht Profi werden? Obwohl du Kapitän bist?"

Ich nahm einen Schluck meiner Cola, während ich auf seine Antwort wartete.

"Nicht direkt, aber ich will nach der Uni zum Japanischen Volleyballverband."

"Und was genau machst du dann da?",  hakte ich neugierig nach.

"Naja ein Verband ist von mehreren kleineren Vereinigungen, Vereinen, Klubs oder von vielen einzelnen Personen zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen gebildeter größerer Zusammenschluss. Im Klartext werde ich also größere Veranstaltungen wie Meisterschaften organisieren und so einen Kram eben."

"Und wie bist du darauf gekommen?"

Kuroo neigte den Kopf belustigt zur Seite, was mich etwas verwirrte.

"Was?" Ich hob die Augenbrauen in die Höhe.

"Ich komme mir ein wenig vor wie bei einem Bewerbungsgespräch", gab er mit einem Grinsen zu, dass mich wieder ganz verlegen machte.

"Oh, ich ... es tut mir leid." Ich wandte peinlich berührt den Blick von dem schwarzhaarigen ab, spürte ein unangenehmes Brennen an meinen Ohren.

"Ich ... habe keine Erfahrung was das angeht. Mein Exfreund und ich waren nie auf Dates, also keine richtigen zumindest."

"Im ernst? Wart ihr denn lange zusammen?" Er klang überrascht und ich wusste nicht, ob mich das erleichterte oder beunruhigte.

"Fast zwei Jahre", antwortete ich ihm und ließ den Blick langsam zurück zu ihm wandern.

"Das ist eigentlich eine Sache mit der ich sowieso mit dir sprechen wollte", ließ ihn wissen und spürte wie sich ein Kloß in meiner Kehle bildete.

"Um ehrlich zu sein ist mein Ex der Grund, wieso ich hier in Tokio bin... Ich habe es in meiner Heimatstadt nicht ausgehalten, weil ich nach unserer Trennung jeden Tag Angst davor hatte, ihm zu begegnen. Nach unserem Abschluss wollten wir auf die Gleiche Uni gehen, aber damit hätte ich einfach nicht umgehen können." Es hätte mich einfach verrückt gemacht ihm zufälligerweise im Supermarkt oder beim Arzt über den Weg zu laufen.

"Okay... wann habt ihr euch denn getrennt?" Jetzt waren einige Furchen auf seiner Stirn zu sehen, da es so klang als wäre es noch ganz frisch.

"Im August letztes Jahr. Ich musste fast ein halbes Jahr warten um das Sommersemester an Fukorodani anfangen zu können, aber das war es mir wert", meine Stimme versagte ein wenig und ich hoffte, dass Kuroo dies ignorierte, doch er musterte mich bedrückt.

"Vermisst du ihn?", fragte er mich unverblümt, doch ich fand es gut das er so offen damit umging und nicht versuchte krampfhaft sensibel zu sein.

Meine Hände begannen etwas zu zittern, was ich versuchte damit zu verschleiern indem ich mir immer wieder durch meine braune Lockenpracht fuhr.

"Nicht ihn als Person... dafür ist zu viel passiert. Ich vermisse nur das was wir hatten. Es war einfach ..." Ich fing vor Aufregung an auf meiner Unterlippe herumzukauen.

"Hey, es ist okay." Kuroo schob unsere Teller zur Seite und schloss meine zitternden Hände in seine.

"Das verstehe ich und es war echt scheiße von mir das zu fragen. Tut mir echt leid", meinte er schuldbewusst und da sah ich ihn wohl das erste Mal richtig seriös, ohne dabei das freche Funkeln in seinen Augen zu haben.

"Es ist bloß... an dem Abend hat es sich so vertraut mit dir angefühlt... Ich will dir nicht das Gefühl geben, dass du ein Trostpflaster bist. Das letzte, was ich möchte ist dich zu verletzen."

Raiden war meine erste große Liebe gewesen. Alles was jemals zuvor für jemanden empfunden habe, war einfach nicht damit vergleichbar. Deshalb tat es umso mehr weh.

Liebe war nun mal ein zweischneidiges Schwert.

"Wir lassen es einfach langsam angehen, lernen uns kennen und werden warm miteinander. Was hältst du davon?", schlug er mir plötzlich vor und sah mich mit seinen katzenhaften Augen erwartungs- nein hoffnungsvoll an.

"Mir ist bewusst, dass es nicht leicht für dich sein wird. Aber ich sehe nicht ein dich so einfach gehen zu lassen. Nicht, bevor wir es zumindest probiert haben."

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mir fehlten die Worte. Für einen Moment vergaß ich einfach alles.

Wenn er nur mit mir schlafen wollte, hätte er das schon an dem Abend tun können, doch das hatte er nicht. Er war sogar derjenige gewesen, der die Grenze gezogen hatte.

"B-bist du dir sicher?", entkam es mir heiser, nachdem ich den Kloß mühsam herunter geschluckt hatte.

"Absolut", er lächelte und drückte meine Hände ein wenig fester."Wollen wir das Bewerbungsgespräch dann weiterführen?"

Sein letzter Satz spülte die Unsicherheit weg und ich konnte nicht mehr anders als ihm einen bösen Blick zuzuwerfen.

"Schön auf dem Teppich bleiben, ja?" Die Warnung zog unbeeindruckt an ihm vorbei.

"Denken Sie wirklich es kommt gut an, so mit ihrem zukünftigen Chef zu sprechen?" Sein bekanntes Grinsen lag wieder auf seinem Gesicht und auch ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen.

"Ich muss leider zugeben, dass der gut war", lachte ich trotzdem und konnte nicht fassen, dass er so ein Vollhorst war.

Mein erster Eindruck von ihm war dem von Raiden so ähnlich gewesen, dabei waren die zwei verschieden wie Tag und Nacht.

"Oh, ich bin in ziemlich vielen Dingen gut. Wenn du verstehst", er blinzelte mir verspielt zu, weshalb ich bloß die Augen verdrehte und seufzte.

"Spiel lieber weiter mit deinen Bällen, Freundchen", konterte ich, weshalb er ebenfalls anfing zu lachen.

"Genau das gefällt mir so an dir!"

Ich hätte es eindeutig bereut, wenn ich heute nicht mit ihm hergekommen wäre. Dazu hatte ich nämlich zu viel Spaß mit ihm zusammen.

Manchmal lohnte es sich also doch ins kalte Wasser zu springen, dachte ich mir. Denn in einigen warteten auf einen statt gefährlicher Haie, wunderschöne Korallenriffe auf einen. Eine völlig neue Dimension, die  darauf wartete von einem entdeckt zu werden.

 Eine völlig neue Dimension, die  darauf wartete von einem entdeckt zu werden

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craving you | tetsurō kuroo x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt