"Wollt ihr etwas für heute Abend aus dem Supermarkt?", wollte ich von Himari wissen, die am anderen Ende der Leitung war.
"Nein, dankeschön. Wir holen uns etwas aus dem Combini neben der Bibliothek. Das Projekt muss morgen abgegeben werden, deshalb wird es heute wahrscheinlich spät werden", erklärte meine Mitbewohnerin mir ruhig, doch ich konnte heraushören, dass sie sich ein wenig um mich sorgte.
"Dann habe ich ja mal seit Ewigkeiten die Bude ganz für mich allein!", scherzte ich amüsiert. "Aber im ernst. Auf mich braucht ihr keine Rücksicht zu nehmen. Ich bin schon ein großes Mädchen."
"Schließ trotzdem die Türen richtig ab und lass die Fenster zu, okay?", bat mich meine zweite Mutter ganz ernst.
"Ach, Himari...", kicherte ich über ihre übertriebene Fürsorge, weshalb sie mich sofort auaschimpfte.
"Hör auf zu lachen, versprich es mir!" Sogar die kleine, schüchterne Himari konnte hin und wieder die Stimme erheben.
"Schon gut, schon gut. Ich verspreche es dir", meinte ich, damit sie beruhigt war.
"Na-chan?" Ich blieb wie versteinert auf der Stelle stehen, als ich diesen Spitznamen hörte.
Mit dem Handy am Ohr drehte sich mein Kopf mechanisch zu der Stimme, woraufhin ich perplex die Augen aufriss.
Der junge Mann vor mir machte einen genauso entgeisterten Eindruck.
"Himari... ich muss jetzt Schluss machen. Wir sehen uns später", sagte ich ganz abwesend, während meine Augen auf meinem Gegenüber hafteten.
Ich konnte es nicht fassen das er hier war. Dabei dachte ich, dass wir uns nie wieder sehen würden, nachdem ich aus Miyagi abgehauen war.
Mein Sichtfeld trübte sich zunehmend und als ich es nicht länger aushielt, brach ich die Stille zwischen uns als erste.
"Was machst du hier?", meine Stimme zitterte, als ich meine Frage aussprach.
"Nanami...", wimmerte er, wobei sich sein Gesicht vor Kummer verzerrte. "Ich hab dich so vermisst."
Schluchzend rannte ich dem dunkelhaarigen in seine Arme.
"Ich dich auch, Ryozo."
[...]
"Trinkst du noch immer gerne Schwarzen Tee mit Milch?", erkundigte ich mich bei meinem Kindheitsfreund der zurückhaltend lächelte und danach nickte.
Ich stellte die Tasse vor ihm auf dem Tisch ab, bevor ich auf dem Stuhl vor ihm platz nahm.
"Du hast vorhin meine Frage garnicht beantwortet. Also, was genau tust du hier in Tokio?"
Ryozo Akimura sah noch genauso aus, wie früher. Seine etwas längeren und strubbeligen schwarzen Haare hingen ihm wie immer im Gesicht und verdeckten sowohl seine dunklen, mandelförmigen Augen ein wenig, als auch die Narbe an seiner linken Augenbraue. Die hatte er sich zugezogen, als er als Kind mit seinem Bruder Ritter gespielt hatte.
"Nachdem die Mad Reapers sich damals aufgelöst haben, bin ich in eine andere Band gewechselt. Wir haben einige Gigs hier", erklärte Ryozo mir mit dem Blick auf seine ineinander verschränkten Hände gerichtet.
"Das ist toll...", meinte ich lächelnd und wagte es gar nicht meine nächste Frage auszusprechen.
"Hast du noch Kontakt zu...?"
"Nur zu Satoshi, aber der hängt manchmal noch mit den anderen ab."
Satoshi Watanabe war der Bandleader und Gitarrist der Mad Reapers gewesen. Er war mit Kojika auf derselben Universität gewesen und sie als Sängerin angeworben.
"Es war gut, dass du damals auf mich gehört hast und Miyagi verlassen hast, Na-chan", wechselte Ryozo urplötzlich das Thema.
"Fujido ist in Miyagi geblieben nachdem die Mad Reapers auseinander gegangen sind. Du hättest es nicht vermeiden können ihm immer wieder zu begegnen."
"Ich bin froh, dass ich deinen Rat damals befolgt habe", ließ ich ihn wissen, weshalb er sein Augenpaar auf mich richtete. Ihm schien einiges durch den Kopf zu gehen
"Aber warum bist du einfach so gegangen, ohne mir etwas zu sagen? Du hast dich nicht einmal verabschiedet... Deine Mutter hat mir zwar verraten, dass du hier in Tokio studierst, aber ich habe um ehrlich zu sein nicht damit gerechnet, dass wir und hier begegnen würden", seine Worte waren vorwurfsvoll, doch der Ausdruck in seinem hübschen Gesicht war einfach nur bekümmert.
Ich wusste schon damals, dass er es mir übel nehmen würde, aber ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht ihm Lebewohl zu sagen.
"Weil ich zu feige war", gab ich zu.
Wir waren befreundet seit wir 12 waren und waren wie Geschwister, als wir aufwuchsen. Auch, als wir uns für eine Weile aus den Augen verloren haben, war er immer ein Teil von mir geblieben und ich genauso für ihn.
Doch wie konnte ich zulassen, dass sein Traum meinetwegen in die Brüche ging?
"Was meinst du?", verlangte er von mir zu erfahren und sah mich voller Verwirrung an.
"Raiden und du habt euch meinetwegen gestritten. Ich hätte mich nicht in einen deiner Bandmitglieder ver-"
"Das hat doch damit nichts zu tun! Wenn er nicht so ein mieses Arschloch gewesen wäre, wäre nichts von all dem passiert. Du bist dafür nicht verantwortlich, Na-chan." Er drückte meine Hände sanft.
"Außerdem ist meine neue Band das beste was mir jemals passiert ist. Ich habe jemand besonderen kennengelernt." Ryozos Wangen färbten sich puderrosa und ein verträumtes Lächeln schmückte seine Mundwinkel.
"Du hast dich verliebt?", entkam es mir ganz aufgeregt und grinste ihn deswegen erfreut an.
Seitdem ich ihn kannte, war es noch nie zuvor der Fall gewesen. Es war eine Premiere ihn so zu sehen.
"Übrigens... ich habe auch jemanden gefunden." Ich wusste nicht, ob es okay war ihn auf Kuroo anzusprechen, aber ich wollte Ryozo ebenfalls wissen lassen, dass mein Leben dank ihm und seiner Hilfe wieder einen Sinn machte.
Ohne ihn wäre ich Kuroo, Bokuto, Himari und Arisa wahrscheinlich niemals begegnet.
"Du musst ihn mir vorstellen", Ryozo grinste frech. "Damit ich dem Kerl ebenfalls eine reinhauen kann, wenn er dich schlecht behandelt."
"Ich hab dich so lieb, Ryo", murmelte ich und lehnte meine Stirn gegen seine Hände.
Wenn es etwas wie Seelenverwandtschaft überhaupt geben sollte, dann würde meiner ganz sicher dieser Kerl sein. Denn egal wie oft wir uns trennen würden, das Universum brachte uns immer wieder zusammen.
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Haru von My little monster ist die Vorlage für Ryozo Akimura :)
Aber auch hier: nur optisch.-Nai🌹
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craving you | tetsurō kuroo x oc
FanfictionNanami kommt mit gebrochenem Herzen nach Tokio zum studieren, als sie auf einer Party Tetsurō Kuroo kennenlernt. Sie hält ihn für einen typischen Playboy und lässt sich darauf ein, um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken. Als die beiden sich jedoc...