Kapitel 48

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,,Ich bin... Was?", stottere ich vor mich hin. ,,Ich dachte du willst mich nicht sehen". ,,Wieso sollte ich dich nicht sehen wollen?", jetzt schaut er mich total verwirrt an. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe vorsichtig ein paar Schritte in den Raum. ,,Ich weiß nicht", sage ich sarkastisch und hebe dabei meine Arme in die Lüfte, ,,Vielleicht, weil du nach unserem Kuss quasi aus meinem Fenster gesprungen bist oder weil du wegen mir in einem Krankenhaus liegst". ,,Skye, lass es mich erklären. Bitte", Tyler versucht sich in seinem Bett aufzurichten und zuckt dabei schmerzvoll zusammen. Ich muss meinen Instinkt unterdrücken direkt zu ihm zu rennen. ,,Erspar mit bitte die alte Leier ,Es liegt nicht an dir sondern an mir' ", mit verschränkten Armen stehe ich vor seinem Bett. Von meiner Nervosität ist nichts mehr übrig und die Entschuldigung ist mir im Hals stecken geblieben. Ungeduldig trommelt mein Fuß auf das helle Laminat. ,,Nein, so ist das nicht. Setz dich bitte und gib mir die Chance mich zu erklären. Du machst mich außerdem ganz nervös mit deinem Getrommel", er deutet mit seiner verbundenen Hand auf den Stuhl neben seinem Bett.

Zögernd setze ich mich aber nicht ohne den Stuhl vorher demonstrativ von ihm wegzuschieben. ,,Es tut mir so so leid, dass ich dich da mit reingezogen habe. Genau das wollte ich nämlich verhindern", er schaut mich direkt an. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Magen aus, welches ich vergeblich zu ignorieren versuche. ,,Der Kuss.... Er war... In dem Moment wusste ich, dass ich mich von dir fernhalten muss. Mein Leben ist nichts für dich. Du bist so ein liebes, unschuldiges, süßes Mädchen", verlegen schaut er kurz weg, bevor sich sein Blick erneut in meinen bohrt, ,,Ich hatte Angst dich in Gefahr zu bringen, dich zu verderben. Und als ich dich da oben sah, bei dem Kampf... meinetwegen in Gefahr... Mein Herz ist zerbrochen, ich wollte sterben. Nachdem ich mich so bemüht habe, dich aus alldem rauszuhalten. Ich habe versagt. Es tut mir leid Skye", aus seinem gesundem Auge laufen unaufhörlich die Tränen.

Jetzt ist mein Herz am brechen. Tyler so zu sehen bereitet mir fast körperliche Schmerzen zu. Ich habe immer gedacht, er hat mich gemieden, weil er mich nicht mag, mich nicht ausstehen kann. Jedoch hat er all das getan um mich zu beschützen. Ich bin verletzt, ja aber ich verstehe seine Bewegründe. Wer würde nicht seine Liebsten um jeden Preis beschützen.

Ich kann nicht anders. Mit einem Satz bin ich bei ihm. Sanft wische ich ihm die Tränen weg ,,Nicht. Das habe ich nicht verdient", seine Hand legt sich um meine und schiebt sie von seinem Gesicht weg. ,,Tyler. Nichts davon ist deine Schuld. Hörst du mich", vorsichtig setze ich mich auf die Kante seines Bettes und suche seinen Blick, ,,Wenn überhaupt ist es Brandons Schuld. Du kannst nichts dafür, dass er so ein rachsüchtiges Arschloch ist. Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst.
Naja doch. Für das Abhauen nachdem Kuss hätte ich schon gerne eine Entschuldigung", Hitzewellen breiten sich von meiner Hand aus, die er berührt.

Wieder grinst Tyler leicht, sofort wird der Druck auf meiner Brust leichter. ,,Tut mir leid, dass ich nachdem Kuss sofort abgehauen bin", leicht drückt er meine Hand.
,,Entschuldigung angenommen", ich drücke zurück, ,,Also kann ich es so verstehen, dass der Kuss dir etwas bedeutet hat?". Ich spüre wie sich rote Flecken auf meinem Hals und Gesicht ausbreiten, als ich das sage.

,,Er hat mir alles bedeutet und genau deshalb bin ich in Panik geraten. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen soll. Wie ich weiterhin in deiner Nähe sein soll, ohne jedes mal über dich herzufallen. Zudem war ich eine Gefahr für dich, weil ich ständig befürchtet habe, dass dir etwas wegen mir passiert und so ist es leider gekommen", seine Hand löst sich von meiner, stattdessen streicht er mir eine kurze Haarsträhne hinters Ohr. Anschließend schmiege ich meine Wange an seine raue aber weiche Handfläche.

,,Weißt du Tyler, manche Menschen sind es Wert sich für sie in Gefahr zu bringen. Du bist einer davon", das letzte flüstere ich nur, die Worte sind zu bedeutungsvoll um sie laut auszusprechen.

,,Das kann ich aber nicht von dir verlangen Skye".

,,Du verlangst es auch nicht von mir, wenn ich es schon freiwillig tue. Außerdem tust du mir mehr weh, wenn du mich von dich stößt".

,,Glaub mir, mich von dir fernzuhalten war das schlimmste in meinem Leben. Aber bist du dir ganz sicher? Was ist mit Brandon? Ich kann nicht sagen, ob das seine letzte Aktion gegen mich war".

„Lass mal Brandon ganz meine Sorge sein. Das wichtigste ist jetzt, dass du gesund wirst", ich nehme seine Hand und küsse sanft seine geschwollenen Knöchel.

Ich kann nicht glauben was ich hier tue, woher ich den plötzlichen Mut fasse. Mein ganzer Körper steht unter Strom, tausende Schmetterlinge flattern in meinem Bauch und meine Lippen kribbeln, wenn ich Tylers Hand damit berühre.

Erst als es draußen dunkel ist verlasse ich Tyler. Die ganze Zeit saß ich bei ihm, hielt seine Hand und lauschte seinen Worten. Er erzählte mir in mehr Einzelheiten, was mir schon Jack und Ian erzählt haben. Sein Vater verließ sie, als er gerade in die High School kam, Sam bekam Geldprobleme, er versucht mit herkömmlichen Jobs seiner Mom auszuhelfen, aber auch dann reichte das Geld vorne und hinten nicht. Er erfuhr von den Kämpfen und davon was für Unmengen an Geld man dabei verdienen kann. Also fing er damit an und schickte monatlich seiner Mom Checks im Namen seines Vaters.

Die Geschichte aus seinem Mund zu hören, zog mir das Herz krampfhaft zusammen. Er hat stets nur das gute im Sinn, ob er dabei immer richtig handelt, darüber kann man streiten. Jedoch hat er ein gutes Herz.

Zuhause freue ich mich schon auf mein Bett. Allerdings habe ich nicht mit meiner besten Freundin Thessa gerechnet. Mit verschränkten Armen steht sie in unserem Flur, ihre Nasenflügel sind gefährlich aufgebläht: ,,Skye Anderson! Weißt du eigentlich was für Sorgen ich mir gemacht habe. Ich habe dich tausend mal angerufen, die Textnachrichten ganz außer acht gelassen. Ich war krank vor Sorge! Ich dachte du liegst im Krankenhaus, hattest einen Unfall oder wärst sogar Tot. Sowas kannst du mir nicht antun. Mach das noch einmal und ich schwöre ich bringe dich um". Überrumpelt von ihrer Anwesenheit, fällt mir keine passende Antwort ein.

„Und du sagst, ich sei schlimm", ruft meine Mutter aus dem Wohnzimmer.

Sofort muss ich anfangen zu lachen. Es dauert nicht lange und Thessa stimmt mit ein. Kurz darauf liegen wir uns lachend in den Armen.

My private chauffeur Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt