Kapitel 31

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Es wird langsam kälter und das Feuer lässt nach. Ich wage es tatsächlich meinen Kopf in das Mädchenzelt zu stecken. Ziehe ihn aber sofort wieder raus, da drinnen riecht es wie in einer Parfümerie. Schrecklich.
Im sanften Mondlicht kann ich meinen Rucksack und meine Tasche neben dem Zelt ausmachen. Irgendjemand muss sie dahin gelegt haben. Mit einem Handgriff hole ich die Taschenlampe hervor. Ich stecke sie mir zwischen die Lippen damit ich mit beiden Händen in meiner Tasche rum wühlen kann.

Mit meiner Isomatte und meinem Schlafsack gehe ich zurück zum Lagerfeuer. Ich breite beides an meinem alten Platz aus, ziehe meine Doc Martens aus und krieche in den Schlafsack. Das glimmen der Kohle und die sanften Geräusche aus dem Wald wirken hypnotisierend. Schnell bin ich eingeschlafen.

Am nächsten morgen werde ich von der Sonne geweckt. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und versuche scharf sehen zu können. Als ich mich aufrichte rutscht etwas schweres von mir runter. Ich greife danach um es mir genauer anzuschauen.
Es ist Tylers Lederjacke. Ich kann nicht anders als leicht daran zu schnuppern. Es riecht herb nach Leder und nach ihm. Nach frischem Holz und salzig wie das Meer. Tyler Brust hebt und senkt sich auf der anderen Seite regelmäßig. Er liegt auch auf einer Issomatte, den Schlafsack hat er als Decke benutzt. Vorsichtig lege ich die Lederjacke auf ihn.

Amber kommt plötzlich aus dem Zelt gekrochen und verschwindet im Wald. Ich nutze die Chance hole mir schnell neuen Klamotten und ziehe mich im Zelt um. Diesmal ziehe ich eine schwarze Jeans an und ein gelbes T-Shirt. Meine schwarzen Doc Martens behalte ich an.

Als ich wieder aus dem Zelt krieche ist Tyler verschwunden. Dafür steht einer von Mr. Lamberts Kollegen am Lagerfeuer. Ein junger Mann, nicht viel älter als wir. Seine blonden Haare sind perfekt nach hinten gestylt und sein Zahnpaste Lächeln strahlt mir entgegen. Meine Haare dagegen sind total durcheinander und Zähne geputzt habe ich auch keine.

Er kommt auf mich zu. Ich erstarre. Er bleibt so nahe vor mir stehen, dass ich leichte Sommersprossen um seine
Nase erkenne. Ein Briefumschlag wird mir in die Hand gedrückt, dann zwinkert er mir zu und verschwindet im dichten Wald. Dabei schaue ich ihm hinter her. ,,Wer war das?", Tylers Stimme hallt von der anderen Seite der Lichtung gefährlich wieder. ,,Keine Ahnung. Aber er war einer von Mr.Lamberts Leuten. Er hatte das Logo auf seinem T-Shirt". In der Mitte des T-Shirts prangte ein Lagerfeuer und darunter stand Wildnis erleben und überleben.
Nicht gerade sehr aufmunternd.
,,Aber er hat mir das gegeben", ich halte den weißen Umschlag in die Luft.

Kurze Zeit später sitzen wir am Lagerfeuer und kauen an ein paar trockene Müsliriegeln rum. Währenddessen öffne ich den Umschlag und lese laut vor.

,,Guten Morgen ihr Lieben,

ich hoffe die Nacht konntet ihr schlafen, denn heute werdet ihr eure Energie benötigen. Und zwar geht es auf Wanderschaft. Nehmt genügend trinken und Proviant mit. Ein kleiner Hinweis, auf dem Weg warten Aufgaben und Hindernisse auf euch. Arbeitet als Team und gebt aufeinander acht.

Viel Spaß!

P.S. Auf der Rückseite befindet sich eine Karte.

Liebe Grüße
Mrs. Jones"

Selbstverständlich drücke ich Sam die Karte in die Hand. Meine Klamotten lasse ich an. In meinen Rucksack packe ich zwei Wasserflaschen, einen Apfel und eine Handvoll Müsliriegel. Letzteres ist zwar ungenießbar aber bevor man verhungert isst man sie.
Sam verschwindet im Zelt und kommt in voller Wandermontur heraus. Ein leichtes Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Tyler schultert auch seinen Rucksack, Amber dagegen nimmt doch tatsächlich nur eine kleine Handtasche mit.

Mich wundert es, dass sie so schweigsam ist. Ich dachte sie würde sich viel mehr beschweren. Ihr Gesicht spricht dagegen Bände. Würde jetzt ein Bär auftauchen, hätte er angst vor Amber. Vermutlich fällt sie im Kurs durch, wenn sie nicht mitmacht und das kann sie sich bestimmt nicht leisten. Tyler hat auch kein Wort dazu gesagt. Ihn durchschaue ich so oder so nicht. Sam strahlt wie ein Honigkuchenpferd, er ist voll in seinem Element.

Na das kann was werden.

My private chauffeur Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt