6. Das Pieksen beginnt

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Luminara poV

Es grenzt an ein Wunder, dass ich so früh von Slughorn entlassen wurde. Ich denke er hatte Angst vor, auch wenn er sich sehr bemüht hatte, es sich nicht anmerken zu lassen. Dafür musste ich meinen Zauberstab für einige Wochen abgeben.
„Sie sind die erste Schülerin, die so etwas in der ersten Woche eines Jahres geschafft hat!" kamen mir die Worte Slughorns in den Sinn, ich sah es als Kompliment.

Ich schlenderte durch die Flure, ob meine Füße mich wirklich zum Unterricht trugen oder eher zum Quitditchfeld, wusste ich noch nicht ganz. Ich bog um eine Ecke. Die Gänge hatte ich für Menschenleer gehalten, aber eine dunkle Gestalt überzeugte mich vom Gegenteil. Im Schatten lehnte er an der Wand, seinen Blick auf mich fixiert, die auf ihn zusteuerte. Ich erkannte sofort, wer es war.

Mein Grinsen wurde breiter und ich schritt langsam die letzten Meter auf ihn zu, während jeder Tritt meiner Schuhe auf dem kalten Stein hallte.
„Sieh an, sieh an. Sag bloß der großartige Musterschüler schwänzt den Unterricht für jemanden wie mich?"
Er sah mich durchdringend an. Schwer zu sagen, ob er mich zerfleischen oder mir eine Horror-Geschichte erzählen wollte, aber ich ließ ihn auch garnicht erst zu Wort kommen, denn nun könnte ich seine Psyche ausnutzen und quälen. Aber im Gegensatz zu ihm, bräuchte ich dazu kein Publikum.

„Für mich! Einer Slytherin, einer Unduli und einer Verliererin- ach nein, warte. Einer Gewinnerin, nicht wahr... Tom?"
Ich wollte seine mentale Stärke mit Füßen treten, so wie er es bei mir versucht hatte.

Er sah mich düster an, knirschte mit den Zähnen, ballte seine Faust so fest, dass die Venen herausstachen. Jedes Training für den perfekten Todesblick kam mir auf einmal sinnlos vor, seine zornige Aura umhüllte mich förmlich. Und ich fand es trotzdem... lustig.

Ich schnalzte mit der Zunge, fing flüsternd an zu reden und wurde mit jedem Satz immer lauter.
„Ich brauche keinen Lehrer, keine Schüler oder 'Freunde' die für mich kämpfen, so schwach bin ich nicht. Meine Stärke ist nicht so Hilfesuchend wie deine, Tom" ich kicherte, kam einen Schritt näher und stieß meinen Finger gegen seine Brust. „Ganz genau, Tom. Dein wahrer Name steht für einen Verlierer, das hast du mir heute selbst bewiesen! Deswegen willst du diesen, ach so tollen Namen nicht benutzen... T-"

Bevor ich seinen Namen erneut aussprechen konnte, schlug er meine Hand weg und pinnte mich mit einer blitzschnellen Bewegung an die Wand. Eingekässelt presste sich mein Rücken an die Mauer, der Ausweg versperrt von zwei starken Armen neben meinem Kopf und einem voller Wut funkelnden Voldemort direkt vor mir. Sein düsterer Blick war fort, er war neutral, doch ich konnte weiterhin spüren, wie aufgebracht er war.
„Es mag sein" begann seine tiefe Stimme zu sprechen „dass ich heute nicht... gewonnen habe, aber merke dir eines Unduli: Verlieren werde ich nie. Und wehe dir, du nimmst diesen Namen noch einmal in den Mund!"

Meine Stimme war wie verschluckt, mein Kopf konnte nicht nicken und meine Arme stoßen ihn nicht weg, ich... stand einfach nur da und hörte ihm zu. Ich dachte ich würde ihn zum explodieren bringen, aber stattdessen blieb er so ruhig, dass sich meine Motivation ihn zu triezen linderte.

Langsam nahm er seine Hände von der Wand und stellte sich aufrecht hin, sah mich monoton an, schenkte mir nicht mal ein verstohlenes Grinsen.
„Gehen wir." sagte er und packte mein Handgelenk, fest und beinahe schmerzhaft brannten seine Finger auf meiner Haut, aber ich sagte nix, das käme mir zu weinerlich vor.

Also ließ ich mich einfach von ihm mitziehen, die etlichen Flure entlang zu unserem Klassenzimmer, wo er wenig später erklärte, dass er mich aufgehalten hätte. „Ungewöhnlich" war das einzige Wort, mit dem ich seine Tat beschreiben konnte.

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Der Unterricht war vorbei und ich widmete mich endlich dem, wofür ich hauptsächlich an diese Schule gekommen bin: Quidditch. Heute war das Auswahlspiel für die Slytherin-Hausmannschaft in die ich unbedingt wollte.

Mit meinem Besen und der Ausrüstung stand ich auf dem Feld, sah schon die Prüfer der Auswahl eine Runde in der Luft spielen. Meine schwarzen Haare hatte ich zu einem Zopf gebunden. Ich schwang mich auf meinen Besen und stieg hinauf in die Lüfte, darauf wartend, dass die Auswahl beginnen würde.

Noch bevor wir anfingen, wusste ich, dass mir der Platz als Jäger sicher sein würde, dazu bräuchte ich keine Zauber oder Flüche, das konnte ich alleine.
In Mitten des Spiels, in dem ich bisher die meisten Punkte erzielt hatte und mein Blick über das Feld streifte, stockte ich plötzlich.

Die Person, die von hier oben so klein aussah, die hier garnix verloren hätte, die meine Geduld auf die Probe stellte... diese Person, dieser Junge, lehnte am Eingang der Kabinen und schaute mich an. Mir war klar, dass er außer Reichweite war, ich mir eigentlich keine Sorgen machen brauchte, mich nicht stören lassen sollte und dennoch... regte er mich auf. Seine bloße Anwesenheit machte mich verrückt.

„Unduli! Quaffel auf drei Uhr!" schrie jemand aus meinem Team und ich konnte nicht schnell genug reagieren, um den Quaffel ins Tor zu schießen. Also musste ich - so schwer es mir auch fiel - in letzter Sekunde ausweichen. Ich stieg hastig mit dem Besen empor und der Quaffel viel in die Hände meiner gegnerischen Mannschaft.
„Verdammt!" fluchte ich „Dieser Mistkerl ist viel zu anhänglich!"

Den Rest des Spiels versuchte ich ganz normal weiterzuspielen, aber Voldemort blieb die komplette Zeit und seine Blicke pieksten in meinen Rücken. Erst als das Auswahlspiel für beendet erklärt wurde und ich den Posten als Jäger offiziell erhielt, verschwand der unangenehme Gast vom Spielfeld, ich sah ihm nur nachdenklich hinterher.
Was wollte er?
Mich einfach nur aus dem Konzept bringen?
Mich nerven?
War das alles?

Ich stufte sein stalking auf nicht so wichtig ein, denn ich war es ja bereits von ihm gewohnt. Als wichtiger sah ich momentan Essen an, das Spiel war anstrengender als gedacht und das Abendessen war meine einzige Hoffnung diese Nacht noch ruhig schlafen zu können.

Nachdem ich mich geduscht hatte, mir Mantel und Krawatte nur lustlos über meine Statur fallen ließ, ging ich zum Abendessen in die große Halle. Der ganze Raum war übersät von Schülern und jeder der an mir vorbei lief, machte einen großen Bogen um mich. Mir war es recht, ich hatte heute weder Lust Lily Becks Angst einzujagen und genauso wenig mir das Geschwafel von anderen Schülern anhören. Ich wollte nur essen.

Ich setzte mich abseits von den anderen an den Slytherin Tisch, griff nach der Lasagne und sicherte mir schonmal zwei Schokoladenpuddings.

Während ich aß, ließ der Stress des Tages etwas von mir ab, ich fühlte mich wohler und brauchte mir dieses eine Mal keine Mühe geben, auf mein Umfeld zu achten.

Bis... mir wieder dieses bekannten Pieksen in den Rücken stieß. Zögernd senkte ich meine Gabel und sah mich um. Und tatsächlich brauchte ich nicht lange, bis ich den Übeltäter entlarvte. Voldemort saß mit seiner Clique, bestehend aus Lucky, Rin und Jacob am anderen Ende des Tisches und starrte mir direkt in die Augen. Seine braunen Iriden erkannte ich bis hierher. Sein Ausdruck war weder wütend noch belustigt, er war monoton, sagte mir nix darüber, was er gerade dachte. Sein Blick fühlte sich an als wolle er, trotz dessen, dass er weiß, dass es nicht funktionierte, meine Gedanken und Gefühle zu lesen.

Ich war kurz davor aufzustehen und ihm eine zu klatschen, damit ich wenigsten in Ruhe essen konnte, ohne angestarrt zu werden, doch bevor ich auch nur dazu kam, stand er mit seinen 'Freunden' auf und ging wortlos aus der Halle. Die Blicke waren weg, aber... der Nachdruck vom Pieksen in meinem Rücken verschwand nicht.

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Danke fürs Lesen, Potterheads <3

Mein Schreibstil hat sich in letzter Zeit etwas verändert, aber ich versuche in dieser Geschichte mehr auf den vorherigen zu setzen.

Also, wenn es euch irgendwie langweilig vorkommt, dann sagt mir bitte bescheid und seid ruhig ehrlich! Ich werde dann mit meinem jetzigen Schreibstil weiter machen, den finde ich nämlich etwas schöner und ausgefallener.
Aber solange keine Beschwerden kommen, bleibt es bei diesem ;)

Habt noch ein schönes Wochenende! ❤️

»Melt by a Slytherin« - Tom Riddle x ocWo Geschichten leben. Entdecke jetzt