[chapter 14]

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Zugegeben vermisste ich Louis wirklich sehr. Dabei erinnerte ich mich, dass er mir doch eine Überraschung versprochen hatte. Ich brauchte ihn jetzt einfach und zückte daher mein Klapphandy, dass ich für solche Notfälle hatte, um ihn anzurufen. Seine Nummer war schnell gewählt und ich hörte dem Tuten der anderen Leitung zu, bis dann endlich seine besorgte Stimme ertönte: „Baby, alles ok?"

Im Hintergrund war scheinbar ordentlich etwas los, das Stimmengewusel im Hintergrund war nicht zu überhören. „Ja, ich vermisse dich nur sehr. Und bin auch zugegebenermaßen etwas sauer.", sagte ich schmollend. 

„Warum bist du sauer, Baby?", fragte er. „Warum müssen wir heute schon gehen? Dann kann ich ja auch gar nicht meinen Geburtstag mit ihnen feiern!", es platzte aus mir heraus und klang  weinerlicher als ich es geplant hatte. Ich warf gedanklich meine Hände in die Luft aus Frustration.

„Oh Babyboy, das verstehe ich. Nur sei dir sicher, dass ich einen triftigen Grund habe, dich wieder zurückzuholen.", sagte er etwas strenger, weshalb ich es dann auch sein ließ. Es würde sowieso nur wieder im Streit enden, würde ich darauf beharren.

„Entschuldige, ich habe gestern vergessen, dich anzurufen, obwohl ich es versprochen hatte.", gab ich kleinlaut zu hören, nachdem einige Sekunden Stille zwischen uns geherrscht hatte. 

„Alles gut, ich hatte mir schon gedacht, dass du Schlaf nachholen musstest. Aber jetzt mach dein Geschenk auf!", sagte er mit einem Hauch von Aufregung in seiner Stimme. Ich stimmte zu, lief zu meiner Tasche und holte ein mittelgroßes Paket heraus. „Oh Babyboy, ich wünschte ich könnte dich sehen!", raunte er. Erführchtig öffnete ich die Paketbandschleife und das braune Papier, das sich rau unter meinen Fingerspitzen anfühlte. Zum Vorschein kam einer seiner Pullover. Eigentlich wäre das Geschenk ja überhaupt nichts Romantisches, doch weil ich wusste, dass er sich oft mit Gefühlen und Romantik schwertat, schätze ich das Geschenk umso mehr. Es ließ mich zuhause fühlen, ich war mir sicher das wusste er. Dem Geruch nach zu urteilen, hatte er den Pullover auch vor nicht all zu langer Zeit getragen. 

Schneller als jemand Pullover hätte buchstabieren, hatte ich diesen über meinen Kopf gezogen. Louis Geruch umgab mich schlagartig und es war, als hätte er seine Arme um mich geschlossen. Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten, schluchzte in den Hörer und hielt mich an seinem Pullover fest: „Ich vermisse dich doch so!". Und als wäre ich neben ihm, konnte ich mir bildlich vorstellen, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen schlich. Es war kein großes Lachen beziehungsweise Lächeln, sondern ein kleines, bei dem sich seine Mundwinkel nur minimal nach oben hoben. Aber es war ein süßes Lächeln, bei dem seine Augen das meiste machten. In ihnen würde sich ein Strahlen und Funkeln ausbreiten, als befände sich das Universum in seinen Augen. Er atmete hörbar aus und ich konnte sein Lächeln hören. Die Schmetterlinge verbreiteten sich in meinem Bauch und schmissen die Party ihres Lebens. All diese Schmetterlinge gehörten nur ihm. „Oh Baby, bitte wein nicht. Du bist bald wieder in meinen Armen und dann kann dir nichts passieren.", während er das in den Hörer flüsterte, glitt mein Blick nach draußen. 

Ein riesiges Fenster schmückte nämlich mein Hotelzimmer, somit hatte ich die perfekte Aussicht auf den Baum draußen. Doch heute war etwas komisch an dem Baum, also stand ich auf und ging näher ans Fenster. Es machte mich unruhig, weshalb ich auch vergaß, ihm zu antworten. „Baby?", hörte ich Louis' verwirrte Stimme. Beim näheren Betrachten der Baumkrone, fiel mir der Schemen einer schwarz gekleideten Person auf. Ich stolperte einige Schritte zurück, da der Schemen mich scheinbar beobachtete. „L-Louis? Bist du das in dem Baum vor meinem Zimmer?", fragte ich und erhoffte mir ein klares ‚Ja', wodurch unser Wiedersehen schneller geschehen würde, als ich es mir vorgestellt hatte. Doch leider wurde ich von seiner Antwort gleichermaßen enttäuscht und beunruhigt.

„Was?! Nein! Wer ist in dem Baum vor deinem Zimmer?", fragte er entsetzt, doch innerlich schaltete er sofort um. „Geh sofort vom Fenster weg, verhalte dich ruhig, leg nicht auf und geh zu Liam.", wieß er mich mit weicher, aber bestimmten Stimme an. „J-ja.", wisperte ich. Drehte mich langsam um, nur um im Augenwinkel zu sehen, dass eine große schlanke Person den Baum hinab und um das Hotel, vermutlich zum Eingang, lief. 

„E-er k-kommt!", schluchtze ich, ohne dass irgendeine Träne meine Augen verließ. Das konnte nichts Gutes bedeuten, wenn Louis so reagierte und das stresste mich. Die Tränen liefen nun doch über meine Wangen und ich griff zitternd nach der Türklinke. „Babyboy, ich bin da! Es passiert dir nicht, wenn du auf mich hörst und nicht auflegst.", redete er beruhigend auf mich ein. Ich wimmerte ein schwaches ‚Ja'. Kaum war ich auf den Flur heraus getreten und mich umsah, ob die Luft rein war, trat die maskierte Person, die ich nun zu 100% als Mann herausmachen konnte, aus dem Fahrstuhl und sah mich direkt an. „Louis, er i-ist h-hier!", flüsterte ich und rannte einige Zimmer weiter und klopfte wie wild an Liam's Türe. Ich sah dem Angreifer entgegen, der sich nun festen Schrittes näherte. Er kam immer näher, sein fester Gang wurde schneller. Ich drohte durch die Angst das Bewusstsein zu verlieren. „LIAM, MACH DIE TÜRE AUF! KOMM SCHON!", schrie ich panisch. Er kam noch näher und hatte schon beinahe den Arm nach mir ausgestreckt. Prompt öffnete sich die Türe und Liam zog mich in sein Zimmer, das er dann – kaum hatte er die Türe geschlossen – mehrfach verschloss. „Ich wurde eben von der Zentrale informiert. Du bist hier sicher, keine Angst. Ist das Louis in der Leitung?", gegen Ende hin wurde er immer zärtlicher in seinem Ton. Ich nickte, immer noch sprachlos von eben. Sanft führte Liam mich zu der Couch am Ende seines Zimmers und drückte mich vorsichtig darauf, mir war die Farbe aus dem Gesicht gewichen. Er entnahm mir vorsichtig das Telefon.

„Louis, er ist sicher, keine Sorge...", begann er und prompt war heftiges Klopfen an der Türe zu hören, was mich jedes Mal zusammenzucken ließ. Wie werden wir nur aus dieser Situation herauskommen? Es fühlte sich an wie Stunden und das Klopfen hallte im ganzen Zimmer wider. 

Plötzlich verstummte das Klopfen und Liam sah durch die Luke, um sicher zu gehen, dass der Angreifer auch wirklich weg war. „Ja, er ist weg. -

Ja, ich glaube auch, dass das nur eine Vorwarnung war. - 

Ja, natürlich. - 

Wir machen uns sofort auf den Weg.", er beendete das Telefonat. Beschützend legte er seine Arme um mich und erkundigte sich, wie es mir ging. Ich winkte ab und versicherte, mir ginge es gut. Doch innerlich hätte ich nicht weiter von gut entfernt sein können. Beinahe unbemerkt beschlich mich das Gefühl, das das kein gutes Ende nehmen würde. Doch Louis würde mich beschützen, oder?

S T A Y « l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt