[chapter 15]

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„Ich weiß. Es tut mir leid, Mum.", wisperte ich. Ich saß gerade mit meiner Familie zusammen. Ich versuchte mir den Abschied zu erleichtern und redete mir ein, es sei ein Abschied von kurzer Dauer. Bald würde ich sie wieder sehen. Aber wenn es nur ein Abschied für kurze Zeit war, warum fühlte es sich dann an, wie ein Abschied für immer? „Wir sind hier einfach nicht mehr sicher, glaubt mir. Aber ich werde beschützt, also macht euch bitte keine Sorgen.", versprach ich. Meine Mum war in Tränen ausgebrochen und ich war auch nicht mehr weit davon entfernt. Ich stand auf: „Aber wir müssen jetzt los. Mit jeder Sekunde, die wir hier sind, wächst die Gefahr. Ich wünschte, es wäre anders, aber wir sehen uns bald wieder." Aber selbst ich war mir nicht sicher, ob es dazu kommen wird. Zum Abschied umarmte ich nochmal jeden und als Gemma dran war, flüsterte sie: „Harry, wenn der Typ da dich bedroht, steh mir auf den Fuß!" Ich lachte mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen und küsste ihre Wange: „Nein, es ist alle gut. Es wird alle gut werden."

Und damit war ich schon wieder aus der Türe. Im Rückspiegel betrachtete ich mein früheres Zuhause noch lange, bis es irgendwann mit dem Horizont verschwamm. „Es wird nicht für immer sein...", meinte Liam sanft, als die ersten Regentropfen fielen. „Ich weiß.", antwortete ich und legte meinen Kopf an der Scheibe ab. Doch eigentlich wusste ich momentan gar nichts. Mein Kopf war leer und so fühlte ich mich auch. Leer, unvollständig, einsam. Und mit den Gedanken, hoffentlich bald wieder vollständig zu sein, driftete ich in den Schlaf. 

Ich  war alleine in der Leere. Nichts als Leere. „Louis?", rief ich. „Wo bist du, Louis? Komm schon, das ist nicht lustig?", rief ich vergeblich. Plötzlich kroch eine Schlange daher, mit gelben Augen. Diese Augen hatte ich schon einmal gesehen, doch ich wusste nicht wo. „Hier ist kein Louis, der dich beschützen könnte!", zischte die Schlange boshaft. Sie kam immer näher und näher. Ich wollte rennen, vor der Schlage davon rennen. Doch ich war am Boden wie festgewachsen, ich konnte mich kein Stück bewegen. Was war nur los? Und wo war Louis? Wieder zischte die Schlange: „Hier ist kein Louis, der dich beschützen könnte!" und kam immer näher, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich rief, schrie und kreischte: „LOUIS! LOUIS! LOUIS!" Ich schrie mir beinahe die Lunge aus dem Leib. Doch wieder nur die Antwort der Schlange: „Hier ist kein Louis, der dich beschützen könnte!"

Doch! Er wird kommen, das weiß ich. Er wird mich beschützen, das weiß ich!", erwiderte ich. Die Schlange machte vor mir Halt, setzte zum Angriff an und ein letztes Mal schrie ich, als ich spürte, dass die Schlange ihr Zähne in meinem Fleisch versank: „LOUIS! LOUIS! LOUIS!"

S T A Y « l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt