[chapter 13]

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„Meine Fresse, Jeremy! Ich habe dich nicht eingestellt, um dekorativ rumzusitzen. Ich brauchen Informationen, darüber was das ganze Rätsel, das die ‚Icarus' uns scheinbar stellen, aussagen soll. Und wenn du hier nur rumsitzt und mit den Schultern zuckst, bedroht das Leben; nämlich deins.", sagte ich bedrohlich nah. Schnell nickte er und huschte an die Arbeit, so wie ich es ihm befohlen hatte. Augenblicklich erfüllte mich das Gefühl der Macht, das ich immer stets genoss. Es rauschte durch meinen Körper und war tief in meinem Blut verankert. Ein selbstgefälliges Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ein Szenario schlich sich vor meine Augen, das ich nun nie mehr wieder los werden werde. Ich würde es nie mehr wieder vergessen können. Ich saß in einem prächtigen Stuhl und blickte auf die Skyline Londons, das mir nun gehörte. Doch ich war nicht allein, Harry war bei mir. Er saß auf meinem Schoß und ich wusste, ich hatte nun alles an meiner Seite, was ich brauchte. Harry bei mir und die Welt lag uns zu Füßen, das wollte ich erreichen: für ihn. Für uns.

„Sir, hören Sie mich?", riss mich Jeremy unsanft aus meiner Tagträumerei. „Ich schwöre es dir, wenn du jetzt keine nützlichen Informationen für mich hast, werden das deine letzten Sätze und Sekunden deines Lebens sein, bevor dein Hirn an der nächsten Wand klebt.", knurrte ich und wandte mich nicht von der Wand ab, die ich soeben angestarrt hatte. Selbst aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. „W-wir haben-", er räusperte sich, „Wir haben zwar noch nichts herausgefunden, Sir. Aber in der Post kam ein Zettel, der scheinbar an Sie gerichtet ist.", sagte er und tat so, als sei er gefasst. Doch innerlich war er nicht einmal nah an gefasst, das wusste ich genau. „Zeig her.", ich verdrehte die Augen und blickte ihn nun an. Leicht zitternd übergab er mir den Zettel, den ich ihm etwas unsanft entriss. Was darauf stand, ließ jedoch mir die Farbe aus dem Gesicht weichen.

Mr. Tomlinson,

die Geschichte von Hades und Persephone: Ich bin mir sicher, dass Du sie kennst. Eure Geschichte war nun fast so perfekt, nur jetzt hast du deinen Goldjungen zurück zur Mutter gelassen. Was wäre, wenn er nun abhanden kommen würde... das wäre doch tragisch und nicht der klassischen Geschichte entsprechend, nicht wahr? Doch Geschichten sind da, um neu geschrieben zu werden.

Icarus"

Offensichtlich hatten die Icarus nun ein persönliches Problem mit mir und wenn sie das mit schmutzigen Mitteln regeln wollten, konnte ich auch mitspielen. Dieses Spiel kannte ich seit Jahren und wusste wie man es spielt.

Harry p.o.v.

Leicht flatternd öffnete ich meine Augen, als lautes Anklopfen an der Türe meines Zimmers zu hören war. „Harry, wach doch endlich auf!", stöhnte Liam genervt vor der Tür. „Die Tür ist offen, komm doch rein!", schrie ich schläfrig zurück. Er öffnete die Tür und sah mich entgeistert an: „Sag mal, bist du bescheuert?!"

„Was?! Warum soll ich bescheuert sein?", fragte ich. Ich war noch keine 5 Minuten wach und – zack – durfte ich mir das anhören.

„Weil du mit offener Tür schläfst! Wer weiß, was hätte passieren können!", kreischte er mich an.

Ich richtete mich auf und stützte mich auf meine Arme, wobei die Decke ein Stück meiner Hüfte und damit meines Lorbeer-Tattoo offenbarte.

„Ihh! Zieh dir doch was an, wenn ich in dein Zimmer komme!", er verdeckte seine Augen, wie ein kleines Kind. Augenverdrehend griff ich nach meiner Boxershorts und zog sie unter der Decke an. „Komm schon! Du brauchst nicht so zu tun, als hättest du noch nie eine männliche Hüfte gesehen. Hattest du noch nie einen festen Freund?", fragte ich provokant und er errötete prompt. „N-nein, warum sollte ich jemals einen festen Freund gehabt haben? Ich bin sowas von heterosexuell!", quietschte er. Ich nickte mit hochgezogenen Augenbrauen, um ihm zu vermitteln, dass er mich nicht wirklich überzeugt hatte. „Ach vergiss es, glaub was du willst. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass wir heute Nacht abreisen.", sagte er, nachdem er sich gefangen hatte und wieder in seiner professionellen, neutralen Rolle war. Doch mir fielen fast die Augen aus dem Kopf: „Was?! Warum?!"

„Louis hat mich angerufen, wir müssen wieder zurück."

„Ist das sein Ernst?! Hat er wenigstens einen triftigen Grund, uns wieder nach Hause zu schicken?", in diesem Moment verfluchte ich mich, da ich wusste, dass er sich bei dem Ausdruck ‚zu Hause' sicher freuen würde. Aber es stimmte, da wo Louis ist, ist mein Zuhause. Also was bringt es mir, das zu verneinen? „Ja, Harry. Einen Grund hat er, aber der geht dich nichts an.", sagte er in strenger Tonlage. „Also fang an zu packen, wir gehen nochmal zu deiner Familie bis heute Abend. Dann packen wir die letzten Sachen und machen uns auf den Weg.", fuhr er fort. Danach sagte er noch etwas, doch das verstand ich schon wieder nicht mehr. Meine Gedanken waren bei meiner Familie, da ich sie schon wieder verlassen musste. Was sollte ich ihnen nur sagen? Liam wandte sich zur Tür, um zu gehen, doch ich hielt ihn auf. Wie von der Tarantel gestochen stand ich auf und hielt seinen Arm. Ich hatte das Gefühl, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, an dem ich ihm von meiner Vermutung erzählen konnte. Mehr als abreisen, was wir sowieso schon müssen, konnten wir ja nicht.

Er erschrak beinahe und sah mir in die Augen: „L-Liam, fühlst du dich auch beobachtet?"

Ich fragte ihn zögerlich. Mich hatte das Gefühl seit gestern nicht mehr losgelassen, nicht alleine zu sein. Ich hatte furchtbare Angst vor der unsichtbaren Bedrohung, vor allem da Louis nicht hier war. Er wusste immer was zu tun war...

Liam nahm mich in den Arm: „Harry, es ist alles gut. Ich bin da, um dich zu beschützen. Und egal, was da draußen lauert, ich werde es verjagen – das ist schließlich mein Job. Louis würde mich umbringen, wenn ich dich auch nur mit einer Schramme nach Hause bringe."

Er lachte und brachte auch mich zum Lachen. Also nickte ich geschlagen und wisperte ein kleines Dankeschön, woraufhin er den Raum verließ. Doch die Augen ließen mich nicht los, sie schienen mich zu verfolgen.

S T A Y « l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt